Weißglut
anfangen, mir irgendwelche Scheiße vorzusetzen.«
»Das ist der Preis für einen vorgetäuschten Herzinfarkt.«
»Was wäre die Alternative?«, fragte Huff.
»Ich könnte Asche auf mein Haupt streuen und erklären, dass es überhaupt kein Herzinfarkt war, sondern nur ein schwerer Fall von Verdauungsstörung und Sodbrennen, der Ihnen einen Todesschrecken eingejagt und uns zu einer Fehldiagnose verleitet hat.«
Huff dachte darüber nach. »Dass ein Quacksalber wie Sie eine falsche Diagnose stellt, wäre durchaus glaubhaft, aber wir bleiben trotzdem lieber bei einem kleinen Herzinfarkt. Ich würde gern noch einen Tag im Krankenhaus bleiben. Nur damit es überzeugender wirkt.«
»Von all Ihren Intrigen schlägt diese hier dem Fass den Boden aus. Was bezwecken Sie eigentlich damit?«
»Was geht Sie das an? Schließlich werden Sie dafür bezahlt.«
»Und zwar bar.«
»Hätte ich das je vergessen?«
Derart zurechtgestutzt, lachte der Arzt nervös auf. »Ich will mich nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen, Huff. Ich bin nur neugierig.«
»Ich habe Gründe dafür, dass ich gebrechlich wirken will. Und Sie haben verflucht Recht. Meine Angelegenheiten gehen Sie einen feuchten Dreck an.«
Tom Caroe war der skrupelloseste Mensch, den Huff je kennengelernt hatte, und das wollte einiges heißen. Huff war zu dem gefürchteten Mann geworden, der er heute war, indem er großzügig Geld gestreut und gleichzeitig mit Informationen gegeizt hatte. Er würde gewiss nicht mit Caroe besprechen, warum er diese perfide Scharade aufführte.
»Wenn Sie mir nicht mehr zu essen mitgebracht haben, dann machen Sie, dass Sie rauskommen«, schnauzte Huff ihn an. »Und versuchen Sie, keinen Ihrer Patienten umzubringen, bevor Sie Feierabend machen.«
»Wir sehen uns morgen früh.«
»Nicht vergessen, keine Untersuchung, bei der mir irgendwas reingeschoben wird. Weder in den Hintern noch in eine Ader. Nur ein paar Röntgenaufnahmen oder etwas in der Art.«
Caroe war schon halb an der Tür, als er sich kurz an die Nase tippte. »Vergessen Sie den Sauerstoff nicht.«
Huff setzte die Kanüle wieder an, legte sich hin und ließ den Kopf aufs Kissen sinken. In seiner Brust gurgelte ein tiefes Lachen, das er wie ein Husten klingen ließ, falls zufällig eine Krankenschwester vorbeikam.
Verflucht noch mal, diesmal hatte er es wirklich weit getrieben. Ohne Tom Caroes Hilfe hätte er das zwar nicht geschafft, aber um sich die Mithilfe des Ärztes zu sichern, hatte ein einziger Anruf genügt.
Seit ihm der Sheriff mitgeteilt hatte, dass Danny tot war, hatten ihm mehrere Probleme gleichzeitig zugesetzt. Wie auf Aas wartende Geier waren sie über ihm gekreist und hatten sich nicht einmal durch wildes Armewedeln vertreiben lassen. In regelmäßigen Abständen ließ sich einer von ihnen auf ihm nieder und zupfte erbarmungslos an seinem Unterbewusstsein, bis der nächste herabgesegelt kam und seinen Platz einnahm.
Das Wichtigste war natürlich der Verlust seines Sohnes. Der war bedauerlich. Traurig. Sogar tragisch. Aber Danny war tot, daran war nichts zu ändern. Er würde ihn vermissen, aber es war sinnlos, über etwas zu brüten, was nicht mehr zu ändern war.
Dann war da die Sache mit Chris. Huff war zutiefst verstimmt über seinen Sohn, weil er seine Ehe in den Sand gesetzt hatte. Wo hatte er gesteckt, während sein Weib in Mexiko mit den Poolboys ins Bett hüpfte und sich die Eileiter durchtrennen ließ? In Ludern wie Lila Robson.
Huff interessierte sich kein bisschen für Chris’ Ehe und hatte ehrlich gesagt nicht einmal erwartet, dass sie so lange halten würde. Aber er hatte darauf gebaut, dass Chris ihm ein Enkelkind verschaffen würde, bevor die Ehe zerbrach. Die Wiege auf dem Speicher stand immer noch leer, und das wurmte ihn.
Doch erst Sayres Rückkehr hatte ihn aufmerken lassen und ihm bewusst gemacht, wie sehr ihm alles entglitten war. Früher hatte er alles bestimmen können. Niemand hatte ohne seine Erlaubnis irgendetwas getan. In jeder Situation hatte er darüber gewacht, woher der Wind wehte. Er hatte seine Familie mit straffer und unerbittlicher Hand geführt.
Irgendwann im Lauf der Jahre waren ihm die Zügel entglitten. Sayre jedenfalls hatte er nicht mehr in der Gewalt. Es war verflucht noch mal allerhöchste Zeit, dass er sie wieder an die Kandare nahm. Aber dazu musste er ihre Aufmerksamkeit gewinnen, und das mit aller Macht. Darum hatte er einen Herzinfarkt vorgetäuscht, und tatsächlich hatte er sie damit in der
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