Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
auffielen, die mir damals, beim ersten Mal, nicht aufgefallen waren. Wie etwa sein nervöses Räuspern. Sein ständiges Herumspielen am Radio. Die Art, wie er meinem Blick auswich.
Schließlich hatten wir unser Ziel erreicht, parkten das Auto und betraten das Restaurant – ohne dass er meine Hand nahm.
Die Bedienung führte uns an unseren Tisch, und ich setzte mich auf meinen Stammplatz in der Ecke, von wo aus man das ganze Restaurant überblicken konnte. Wir bestellten Getränke und die Vorspeise – frittierte Calamari und Mozzarellaspieße –, doch ich war so nervös, dass ich kaum einen Bissen runterbrachte.
Und damit war ich nicht allein.
Ich hatte Jakob noch nie so zappelig erlebt. Er veranstaltete ein ziemliches Chaos, kleckerte Balsamico-Essig auf sein T-Shirt, und von dem Tomatendip landete mehr auf dem Tisch als in seinem Mund. Als schließlich unsere Hauptgerichte serviert wurden, sah ich ihm zu, wie er bestimmt zehn Minuten in seinen Shrimps-Spaghetti herumstocherte, bevor er endlich anfing zu reden.
»Brie?«
Jetzt kommt’s.
»Ja?«
»Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss.«
Ich starrte ihn wortlos an.
Seine Stimme zitterte, und ich sah, wie die Angst in seinen Augen zunahm. Nun, da ich diese Szene zum zweiten Mal erlebte, war es mehr als offensichtlich, dass er Angst gehabt hatte, mich zu verletzen.
Doch da war noch mehr – noch eine ganz andere Seite seiner Furcht, die ich beim ersten Mal nicht bemerkt hatte.
Während er weiter nervös in seiner Pasta herumstocherte, fragte ich mich, ob Sadie bereits von dem Geheimnis wusste, das er mir an diesem Abend offenbaren wollte.
Und mein Gefühl sagte mir, dass es so war.
Und ehrlich gesagt verletzte mich das am meisten: Zu wissen, dass Jakob, einer meiner besten Freunde auf der ganzen Welt, sich mir nicht hatte anvertrauen können.
Weil mein dummes Herz versagt hatte, bevor er die Worte aussprechen konnte.
Nun, diesmal nicht. Heute Abend ging es nicht um mich. Heute ging es um ihn .
Und diesmal würde ich ihm zuhören.
Wer weiß, vielleicht gab es etwas, was ich tun oder sagen konnte, um die Zukunft oder die Vergangenheit zu ändern. Larkin hatte es nicht geschafft, ihr Schicksal zum Besseren zu wenden. Und genauso wenig war es Patrick gelungen.
Aber ich hatte meine Chance noch.
Ich legte meine Hand auf Jakobs. »Was ist es?«, fragte ich ruhig. »Was bedrückt dich?«
Er blickte zu mir auf. Seine Hand war klamm und feucht, und ich sah die Worte fast wie Rauch in der Luft hängen.
»Warum?«, fragte er. »Was meinst du?«
Ich sah ihm tief in die Augen und versuchte, mich zu konzentrieren. Ich versuchte, ihm zu zeigen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Dass er mir vertrauen konnte.
Ist schon okay. Du kannst es mir sagen.
Er schwieg lange. Sein Gesicht war rot geworden, und ich sah, wie seine Hände zitterten. »Brie?«
»Jakob?«
Jetzt kommt’s. Da ist es.
»Ich liebe dich nicht.«
Ich schloss die Augen und ließ die Worte über mich kommen. Sie schmerzten zwar, aber lange nicht so sehr wie beim ersten Mal. Dieses Mal war es eher ein bittersüßer Schmerz als ein niederschmetternder Schlag.
Ich spürte, wie ich mich allmählich entspannte, als ich merkte, dass die Welt noch da war.
Da öffnete ich die Augen wieder.
»Ich meine, ich liebe dich schon«, korrigierte er sich. »Ehrlich. Nur eben nicht … nicht so, wie du glaubst.« Er sah auf seinen Teller. »Ich will damit sagen, ich bin nicht verliebt in dich.«
Ich nahm einen tiefen Atemzug und tat mein Bestes, die richtigen Worte zu finden. Die Worte, die ich schon das letzte Mal hätte finden müssen.
»Ich weiß, Jakob. Das ist okay. Ich bin auch nicht in dich verliebt.«
Er riss überrascht die Augen auf. »Was?«
»So ist es. Ich bin auch nicht in dich verliebt.«
»Ich verstehe nicht.« Er sah mich an, als spräche ich plötzlich Japanisch. »Gibt es einen anderen?«
»Ja«, erwiderte ich und konnte mein Lächeln nicht verbergen. »Es gibt da einen anderen.«
Er wandte sich einen Augenblick von mir ab.
»Hey?« Ich lehnte mich zu ihm vor und hob sanft sein Kinn. »Bist du okay?«
Als er aufblickte, sah ich, dass ihm Tränen in den Augen standen.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe alles ruiniert.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Das hast du nicht.«
»Ich bin ein schrecklicher Mensch.«
»Das ist nicht wahr.«
»Du verstehst das nicht.«
»Doch.« Ich drückte seine Hand. »Du kannst mir alles anvertrauen. Ich bin deine
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