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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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können.
    Mom war anders. Sie war die Künstlerin in der Familie. Der freie Geist. Sie gab Zeichenunterricht für Fortgeschrittene an der Kunstschule in San Francisco. Als sich die beiden kennenlernten, hatte ihre Verschiedenheit sie stark gemacht. Und nun riss genau das sie auseinander.
    »Im Krankenhaus brauchen sie mich«, sagte Dad.
    »Wir brauchen dich hier«, entgegnete Mom.
    Hört auf damit, bitte! Streitet euch bitte nicht wegen mir! Es tut mir so leid.
    »Ich werde versuchen, nicht allzu spät zu kommen.«
    »Was ist mit Abendessen?«, fragte Mom bitter. »Es ist ihr Geburtstag, Daniel. Willst du heute Abend wirklich bis spät in die Nacht arbeiten?«
    Ich erstarrte. Mein Geburtstag. Ich drehte mich zu Patrick um.
    »Sechzehn«, sagte er. »Alles Gute, Brie.«
    Dad seufzte. »Ich werde mich bemühen.«
    »Bemühen ist nicht genug.«
    »Ich muss das tun, Kathryn.« Seine Stimme war kühl. Wütend. Ich konnte mich nicht erinnern, wann er meine Mutter das letzte Mal mit ihrem vollen Namen angesprochen hatte.
    Sie stürmte aus der Küche. »Mach, was du willst! Es ist mir egal!«
    Ich rannte durch den Garten zurück zur Veranda und nahm dort zwei Treppenstufen auf einmal, bis ich vor der Haustür stand. Ich musste mit ihnen sprechen. Ich musste ihnen sagen, dass sie sich um mich keine Sorgen zu machen brauchten. Ich würde ins Haus gehen, und alles würde wieder gut werden. Ich würde einen Weg finden, es wieder gutzumachen . Das hier war meine Familie. Und sie brauchte meine Hilfe.
    Das kannst du nicht, flüsterte Patrick in meinem Kopf.
    Was kann ich nicht? Hör auf, mir zu sagen, was ich tun kann und was nicht.
    Ich griff nach dem Türknauf, in der Erwartung, das glatte, harte Metall zu spüren wie schon tausendmal zuvor. Doch als ich zupacken und den Knauf drehen wollte, passierte nichts.
    Was zum Teufel …?
    Ich versuchte es wieder. Dann noch einmal. Keine Chance, ich kam nicht rein.
    »Ich hasse dieses dumme Haus!« Ich nahm Schwung und versuchte, die Tür einzutreten.
    Immer noch nichts. Egal, was ich tat, egal, wie sehr ich drückte oder wie oft ich mit der Schulter gegen die Tür rammte, sie wollte sich einfach nicht rühren.
    »Ich hasse es, ich hasse es, ich hasse es!«, brüllte ich, und die Worte brannten mir in der Kehle wie heiße Kohlen. Nach einer Weile ließ ich mich auf die Stufen der Verandatreppe sinken und japste nach Luft. Ich war so wütend, dass kleine Rauchschwaden von meinen Armen und meinem Rücken aufstiegen. Ich stand buchstäblich in Flammen.
    Patrick kam langsam die Treppen herauf. »Geht’s besser?«
    Ich muss da rein.
    DU KANNST NICHT.
    »Das ist verrückt!«, schrie ich. »Warum nicht?« Ich sprang auf und versuchte erneut, die Tür aufzubekommen. Ich schrie und hämmerte dagegen, irgendjemand musste mich doch hereinlassen. Bitte!
    »Du bist noch nicht bereit, Brie. Noch nicht.«
    »Wie meinst du das, noch nicht?«, fauchte ich. »Ich bin zu Jakobs Party gegangen. Warum kann ich nicht nach Hause gehen? Schau, ich konzentriere mich.« Ich starrte auf die Tür und konzentrierte mich, sosehr ich konnte. »Ich bin total konzentriert. Das macht alles keinen Sinn.«
    »Das muss es auch nicht, Engel«, sagte Patrick ruhig.
    Da schoss Jack an mir vorbei, öffnete im Nu die Tür und verschwand im Haus. Ich wollte mich hinter ihm hineinschleichen und versuchte rasch, meinen Fuß in die Tür zu bekommen. Doch sie schlug vor meiner Nase zu.
    Nicht willkommen.
    Ich sank auf die Knie und lehnte meinen Kopf gegen eines der hohen, schmalen Fenster, die die Haustür auf beiden Seiten einrahmten. Jetzt stritten sie wieder. Dads Stimme dröhnte laut und deutlich durchs Haus, und ich konnte Hamloaf bellen hören. Ich schlug mir mit den Fäusten auf die Oberschenkel. »Ich bin hier! Hört auf ihr beiden! Hört auf zu streiten! «
    Ich drehte den Kopf und spähte durchs Fenster. Drinnen sah alles aus wie immer. Derselbe Parkettboden, derselbe Garderobenschrank, dieselbe Porzellanvitrine im Esszimmer, dieselben großen, bequemen Sofas im Wohnzimmer, dieselben Regalwände voller Bücher. Nur Moms süße kleine Topfpflanzen, die unseren Wintergarten säumten, waren ganz verwildert und verwahrlost und wahrscheinlich vollkommen ausgetrocknet.
    Doch ich konnte nichts weiter tun, als meiner lieben, einst perfekten Familie dabei zuzusehen, wie sie auseinanderbrach. Ich kniff die Augen fest zusammen und lehnte mich mit der Stirn an die Scheibe.
    Ich hasse das alles. Ich hasse das alles so sehr. Das ist so

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