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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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zitterte und spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Das letzte Mal, als ich hier gewesen war, hatte ich auf einem Krankenbett gelegen. Dad hielt meine Hand. Obwohl ich bereits tot war.
    Wir bogen nochmals links ab und erreichten schließlich Dads Büro. Er stöberte in seiner Manteltasche nach dem Schlüsselbund und schloss die Tür auf. Patrick und ich folgten ihm nach drinnen, konnten aber nicht viel erkennen, weil der Raum vollkommen dunkel war. Dad machte die Tür zu und schloss uns ein.
    Moment mal, warum hat er die Tür abgeschlossen?
    Dann knipste er das Licht an. Und mir blieb die Luft weg.
    Das Zimmer sah aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen. Oder als wäre ein Hurrikan durchgezogen. Ein komplettes Desaster. Überall stapelten sich Blätter und Unterlagen. Zeitungsausschnitte. Röntgenbilder. Fotografien. Tagebucheinträge. Dutzende Notizblöcke. Im ganzen Raum gab es keinen freien Quadratzentimeter mehr.
    Was ist dieses ganze Zeug?
    Vielleicht hat er ein neues Hobby?, scherzte Patrick.
    Aber er hatte recht. Und das neue Hobby war ich.
    Ich ging die chaotische Collage aus Zeitungsartikeln entlang, die an der Wand hing, und überflog die Überschriften.

    Half Moon Bay: Junger Surfer erleidet schweren Herzinfarkt.
    Fünfzehnjährige an Herzschwäche gestorben – könnten Ihre Kinder gefährdet sein?

    Weitere markierte Artikel und Zeitungsausschnitte säumten die Wände, zusammen mit den Deckblättern verschiedener Zeitschriften, auf denen groß und breit mein Gesicht zu sehen war.
    Die schreiben alle über mich?
    Ich war sprachlos.
    »Hey«, sagte Patrick. »Du bist berühmt.«
    Ich ging zu Dad hinüber, der sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte. Ich sah ihm dabei zu, wie er stapelweise Zeitungen durchblätterte und ab und zu innehielt, um einen Artikel auszuschneiden oder ein Nachschlagewerk aus einem der randvollen, verstaubten Regale zu ziehen. Er machte sich unzählige Notizen in verschiedene Notizbücher – Fragen und Theorien und Geschichten, auf die er bei seinen Recherchen gestoßen war.
    Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Dad war wie eine seltsame Version seiner selbst. Verzweifelt an dem, was die Medizin nicht erklären konnte. Mom hatte recht: Er war besessen. Er konnte nicht aufhören, bevor er das Rätsel nicht gelöst hatte.
    Oh, Dad, es ist überhaupt nicht so kompliziert. Es ist nur ein gebrochenes Herz.
    Ich rollte mich auf seinem schwarzen Ledersofa zusammen, auf dem Jack und ich uns mit Dads aussortierten Notizen immer die Karten gelegt und uns gegenseitig die Zukunft vorhergesagt hatten: Drei Kinder. Ein Haustier, ein Goldfisch namens Flipper. Du wirst in einer Villa wohnen. Du wirst Astronaut werden.
    Aber auf dies hier wären wir nie gekommen. Nicht in einer Million Jahren.
    Meinen Dad so zu sehen tat weh. Ich hatte das Leben so vieler Menschen komplett durcheinandergebracht. Und dennoch, zu sehen, wie wichtig ich ihm war, ließ mich ihn nur noch mehr lieben. Wie er sich vollkommen darin vertiefte, eine Antwort auf das größte Geheimnis seiner ganzen Karriere zu finden: Mich.
    Das Telefon klingelte, und er hob ab.
    »Ja?« Er schwieg einen Augenblick. »Weine nicht, Schatz. Ich weiß. Mir tut es auch leid.«
    Ich setzte mich auf.
    Es ist Mom. Sie versöhnen sich.
    »Okay«, sagte Dad. »Gut. Ich bin gleich da.«
    Er geht heim, er geht heim, er geht heim!
    Ich sprang vom Sofa auf wie ein kleines Kind am Weihnachtsmorgen.
    Dad tippte eine E-Mail fertig, packte seine Aktentasche, knipste das Licht aus und verließ das Büro. Wir folgten ihm auf den Parkplatz und stiegen auf den Rücksitz. Ich war so froh, von dort wegzukommen.
    »Ich fass es nicht, dass du mich in diesem klobigen, alten Ding fahren lässt«, knurrte Patrick. »Ich werde die Lachnummer des Jenseits, wenn das rauskommt. Beamen ist so viel effizienter.«
    Ich kicherte. Es war so lustig, wie er sich aufregte.
    Dad fuhr los und machte das Radio an. Bon Jovi.
    »O mein Gott! Ich liebe diesen Song!«, rief ich und war auf einmal so hoffnungsvoll wie noch nie, seit ich im Slice gelandet war. »Komm schon, Dad, dreh lauter!« Ich fing lauthals zu singen an.
    »Whoa-oh, livin’ on a prayer!«
    »Autsch! Mein Gehör wird nie wieder dasselbe sein.« Patrick verzog das Gesicht. »Erinnere mich daran, dass ich dir zu deinem nächsten Geburtstag Gesangsstunden schenke.«
    »Oh, ja«, sagte ich verächtlich. »Als ob du so viel besser wärst!«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Nein? Na, dann pass mal auf.« Er warf den

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