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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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Schritte, doch wie zuvor flogen die Karten durch die Luft.
    »Verdammt!« Er gab auf und spielte stattdessen erneut mit seinem Fußball.
    Ich kann nichts tun. Ich bin absolut nutzlos. Totale Platzverschwendung.
    »Na ja, genau genommen nicht, weil du ja gar keinen Platz in Anspruch nimmst«, sagte Patrick. »Du weißt schon, rein technisch gesehen …«
    Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn. »O mein Gott, hörst du denn nie auf zu labern?«
    Er lächelte. »Eigentlich nicht.«
    Bevor ich darauf eine geistreiche Antwort geben konnte, war plötzlich Geschrei aus dem Haus zu hören. Ich stand auf und ging zum Küchenfenster hinüber, um einen Blick ins Haus zu werfen. Da waren sie. Mom und Dad. Sie saßen sich am Küchentisch gegenüber. Vor Dad stand eine Tasse Kaffee, und Mom hatte eine Zeitung und einen leeren Teller vor sich. Sie weinte. Dad vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Du musst damit aufhören«, sagte Mom. »Wie lange willst du uns das noch zumuten? Wie lange willst du Brie das noch zumuten?«
    Mir? Sie streiten wegen mir?
    »Ich muss es verstehen«, antwortete er. »Ich kann nicht loslassen, bis ich es nicht verstanden habe.«
    »Du bist wie besessen davon«, sagte Mom mit tränenerstickter Stimme. »Aber du machst sie damit nicht wieder lebendig. Sie ist tot, Daniel. Wann wirst du das endlich akzeptieren?«
    »Es macht keinen Sinn, Katie.«
    »Sie ist tot, Daniel, begreif das doch endlich.« Sie stand vom Tisch auf und trug ihren Teller zum Spülbecken. Als sie den Wasserhahn aufdrehte, beschlug durch den heißen Wasserdampf das Küchenfenster, zu dem ich hereinschaute. Ich lehnte mich weiter vor.
    »Sie war gesund«, fuhr Dad fort. »Wir hatten es im Griff. Ihr Herz war gesund.«
    »Vielleicht aber auch nicht.« Mom weinte wieder. Sie wischte sich die Tränen mit einem Geschirrtuch ab. »Vielleicht haben wir uns geirrt.«
    »Nein!« Dad schlug mit der Faust auf den Küchentisch und warf dabei die Zuckerdose um. Der Schlag ließ Mom und mich zusammenzucken. »Ein akutes Koronarsyndrom bei einem fünfzehnjährigen Mädchen? Ein Taschentuch zerreißt nicht einfach so, Katie. Und auch ein Herz zerreißt verdammt noch mal nicht einfach in zwei Hälften!«
    »Schrei nicht so«, sagte Mom. »Jack kann dich hören.«
    Dad holte tief Luft und versuchte sich offensichtlich zu beruhigen. »Mein Team hat so einen Fall noch nie gesehen«, sagte er schließlich und rieb sich die Augen. »Brie könnte uns dabei helfen, andere Menschen zu retten – damit anderen nicht dasselbe passiert.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Daniel«, flüsterte Mom. »Niemand ist schuld daran.«
    »Dieser Junge hatte etwas damit zu tun.« Dad schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir sicher.«
    Du hast recht, Dad. Du bist ganz nah dran.
    »Was willst du tun?«, fragte Mom. »Einen sechzehnjährigen Jungen einsperren lassen, weil er mit deiner Tochter gestritten hat? Er ist ein Kind , Daniel. Du hast ihr Herz selbst gesehen …« Ihre Stimme zitterte. »Du hast es mit deinen eigenen Augen gesehen. Wir alle haben es gesehen. Wage nicht zu behaupten, Jakob Fischer sei dafür verantwortlich.« Sie brach schluchzend zusammen.
    Mehr, als du denkst.
    »Du schläfst nun schon seit Wochen im Büro.« Mom drehte sich zu ihm um und sah ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an. »Wir brauchen dich hier, Daniel. Jack und ich, wir brauchen dich.«
    »Was ist mit Brie?«, fragte er. »Braucht sie mich etwa nicht?«
    »Sie ist TOT!«, schrie Mom so laut, dass sich ihre Stimme überschlug und ihre Schultern bebten.
    Nein, nein, bitte streitet nicht, bitte nicht streiten!
    Ich wollte mir Augen und Ohren zuhalten. Ich wollte wegrennen und nie wiederkommen. Aber ich konnte mich nicht von diesem Fenster trennen.
    »Ich bin ganz nah dran«, sagte Dad. »Ich habe eine Theorie.«
    »Du hast uns«, schluchzte Mom. »Ist das nicht genug?« Sie versuchte ihn zu umarmen, doch er wich zurück.
    »Nein.« Er stand auf. »Momentan nicht.« Er nahm seine Autoschlüssel von der Küchentheke. »Ich bin einer der besten Herzchirurgen der Welt, Katie. Wie, glaubst du, sieht das aus, wenn ich nicht erklären kann, woran meine eigene Tochter gestorben ist?«
    Das war Dad. Der ewige Realist. Darin war er am besten. Er nannte die Tatsachen. Er sagte die Wahrheit. Aus dem ganzen Land – ja aus der ganzen Welt – kamen Leute, um sich von ihm behandeln zu lassen. Es musste schrecklich für ihn gewesen sein, dass er mir, seiner eigenen Tochter, nicht hatte helfen

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