Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
auf meinen aufwachend.
Wird das irgendwann einmal aufhören, so weh zu tun?
Patrick hatte darauf keine geistreiche Antwort parat. Vielleicht hielt er sich auch endlich an das, worum ich ihn gebeten hatte, und schnüffelte nun nicht mehr in meinem Kopf herum. Oder aber er wusste, dass mir die Antwort nicht gefallen würde.
Allmählich wurde es Abend. Von Sonoma her zog Nebel auf, und die Sonne senkte sich langsam über der Bucht.
»Ich glaube, es wird Zeit, kleine Lady«, sagte Patrick und streckte sich. Er stand auf und klopfte seine Jeans ab.
»Zeit wofür? Ich gehe nirgendwohin. Ich schlafe heute Nacht im Park.«
»Den Teufel wirst du tun.« Er lachte. »Komm schon, sei kein Spielverderber.«
Er packte mich am Arm, zog mich blitzschnell hoch, und kurz darauf spürte ich schon jenes vertraute elektrische Knistern unter meinen Ballerinas.
»Nicht das schon wieder!«, stöhnte ich und kniff die Augen zusammen.
Wir schnellten empor wie ein Feuerwerkskörper, und ich hielt die Augen fest geschlossen. Ich wollte lieber nicht wissen, wie hoch oben wir schon waren.
Du wirst darin nie besser werden, Engel, wenn du nicht ab und zu einen Blick riskierst.
Grrr, okay, meinetwegen.
Ich machte ein Auge auf. Und es war genauso, wie ich es befürchtet hatte: Wir befanden uns gut dreitausend Meter über dem Boden. »Wage ja nicht, mich fallen zu lassen«, zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Patrick beamte uns aus dem Park und zurück in Richtung Slice.
Zumindest dachte ich das.
Als unsere Füße einen Augenblick später den Boden berührten, spürte ich Sand in meinen Schuhen, ganz warm wie nach einem Nachmittag in der Sonne. Sogar im November war der Sand warm. Das ist eben Kalifornien.
Ich erkannte die steilen Klippen wieder – groß und majestätisch – und die Art, wie die Brandung von der Küste zurückrollte und in perfekte parallele Linien mit weißen Schaumkronen brach. Ich kannte auch alle Wildblumen auswendig, kleine orangefarbene, rote und lavendelfarbene Blüten, die in der Meeresbrise tanzten und an den verrücktesten Stellen wuchsen wie zum Beispiel zwischen Felsen und unter Muschelschalen.
Das war Mavericks. Der Ort, an dem ich als Kind tausendmal gewesen war. Einer meiner Lieblingsplätze in Half Moon Bay. Der Strand, an dem ich auch mit Jakob oft gewesen war und an dem wir es uns in der letzten Sommernacht in einem Schlafsack gemütlich gemacht hatten. Mavericks war der Ort, an dem er mich in die Wellen gejagt und mich unter drei Sternschnuppen geküsst hatte, die eine nach der anderen über uns vom Himmel fielen. Der Ort, an dem er endgültig mein Herz gestohlen hatte.
P.S .: Ich will es zurück.
Von all den Orten, die mir etwas bedeuteten und an die Patrick mich hätte bringen können, war Mavericks jener Platz, an den ich nie wieder alleine hätte zurückkehren wollen. Obwohl es wahrscheinlich gleichzeitig der Ort war, nach dem ich mich am meisten sehnte.
»Woher wusstest du das?«
Patrick zuckte mit den Schultern und schenkte mir ein überlegenes Grinsen. »Reine Spekulation.« Er deutete auf etwas hinter mir. »Dreh dich um.«
Das tat ich. Und traute meinen Augen kaum. Unten am Strand erkannte ich meine drei besten Freundinnen, deren Silhouetten sich vor dem perfekten kalifornischen Sonnenuntergang abhoben, der trotz des Nebels zu sehen war.
Emma, Tess und Sadie, alle in Jeans und Sweatshirts, saßen mit Kissen und Schlafsäcken aneinandergeschmiegt auf einer großen Stranddecke. Neben ihnen knisterte ein kleines Lagerfeuer vor dem orange- und pinkfarbenen Himmel. Die drei zusammen zu sehen trieb mir Tränen in die Augen. Ich blickte zu Patrick auf.
Was machen sie hier?
Er grinste. Es ist eine Geburtstagsfeier – für dich.
Ich war sprachlos. Wie konnte ich ihm nur dafür danken? Ich öffnete den Mund, doch es kamen keine Worte heraus.
Er legte den Finger auf seine Lippen. »Sie warten auf dich. Diese Nacht gehört dir, meine Liebe. Genieße sie.«
Bevor ich recht begriff, was vor sich ging, beugte sich Patrick zu mir herunter. Ganz sanft berührten seine Lippen meine Wange. Ich schloss die Augen, und für den Bruchteil einer Sekunde hätte ich schwören können, dass ich ein leichtes Flattern in meiner Brust gespürt hatte – das Schlagen zarter kleiner Schmetterlingsflügel, dort, wo früher mein Herz gewesen war. Doch das war unmöglich.
Wow!
Als ich Sekunden später die Augen wieder öffnete, war Patrick verschwunden. Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst, als
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