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Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Titel: Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Wälterlin
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jener Stelle, die uns Sven gezeigt hatte. Doch ich hatte John gegenüber mit keinem Wort erwähnt, dass ich schon die Dienste eines Wünschelrutengängers in Anspruch genommen hatte. Geschweige denn ihm gezeigt, wo Sven glaubte, eine Wasserader gefunden zu haben.
    Ich gebe John den Auftrag, an der Stelle eine Bore zu bohren.
    Eine Woche später kommt er mit einem schweren Laster und zwei Helfern wieder. John und seine Arbeiter stellen einen richtigen Bohrturm auf, etwa sieben Meter misst das Ding. Der Bohrer hat einen Durchmesser von zehn Zentimetern, die Bohrspitze ist etwas größer als die Faust eines Mannes, besetzt mit Noppen, auf deren Oberfläche Diamanten sitzen. »Der geht durch alles«, sagt John, »jedes noch so harte Gestein.« Der Mann arbeitet präzise. Der Bohrkopf liegt an genau der Stelle, auf die er seinen Markierungsstein gelegt hatte. John wirft den Dieselmotor an. Der Bohrkopf beginnt langsam, sich zu drehen. Zehn Sekunden später, und Funken springen. Die Maschine bricht durch hartes Oberflächengestein.
    Ich verloche mein Geld. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Zentimeter, den der Bohrer weiter in den Boden dringt, kostet mich Bares. Hundert Dollar pro Meter, also etwa 80 Euro. Bezahlen muss ich, ob John Wasser findet oder nicht. Ich stehe daneben, Gehörschutz auf den Ohren, und beginne zu zählen. Fünf Meter tief, 500 Dollar. Ich rechne aus, wie viele Artikel ich schreiben muss, um das Geld für einen Meter zu verdienen, für zehn Meter, für fünfzig.
    Eine halbe Stunde ist vorbei. Ich denke an Lee, Micks Schwiegersohn. Der hatte vor ein paar Jahren auf seinem Grundstück ein Loch bohren lassen. Er hatte ein Budget von genau 10 000 Dollar. Bei 99 Metern – 9900 Dollar also – war das Loch noch immer trocken. Lee war so mit den Nerven fertig, er konnte kaum noch stehen. Der Arbeiter fragte ihn, ob er noch weiter bohren sollte. »Noch einen Meter. Dann ist Schluss. Dann bin ich pleite.« Die Maschine drehte weiter. Bei 99,9 Metern traf der Bohrer auf eine Wasserader.
    Zehn Meter. 1000 Dollar. Knirschend würgt der Bohrer Erde und gebrochenes Gestein an die Oberfläche. Knochentrocken. »Leider noch kein Zeichen von Wasser«, schreit mir John zu. Ich nicke stumm. Was, wenn sich John und Sven getäuscht haben? Was, wenn beide Scharlatane sind? Meine düsteren Gedanken werden durch einen lauten Schrei unterbrochen. »Wasser!«, ruft John. Dort, wo das gemahlene Gestein ans Licht kommt, ist plötzlich alles nass. 14 Meter, phantastisch! Doch meine Freude hält nicht lange. »Nicht gut«, brüllt Johns Arbeiter über das Dröhnen des Dieselmotors hinweg, »zu schwach.« Weiterbohren.
    20 Meter, 30 Meter. Ich halte es nicht mehr aus. Langsam spaziere ich zum Shed. Im Büro versuche ich, meine Gedanken zu zerstreuen. Christine ist genauso angespannt. »Denk an unser Budget«, sagt sie. Eine komplett überflüssige Bemerkung. Seit Wochen tu ich nichts anderes.
    Es vergehen weitere zwei Stunden. Aus der Distanz höre ich das dumpfe Brummen des Dieselmotors. Ich wage gar nicht, daran zu denken, wie tief der Bohrer bereits ist. Wie viel Geld ich bereits im Boden versenkt habe. Dann herrscht plötzlich Stille.
    Ich trete vor unser Shed und traue meinen Augen nicht: Ein zehn Meter hoher Wasserstrahl schießt aus dem Bohrloch, über den Bohrturm, über den Laster, über die Männer. Ich renne nach unten, so schnell ich kann, Christine hinter mir her. »Jackpot«, ruft John uns entgegen, »in 64 Metern Tiefe.« Christine und ich sind in wenigen Sekunden bis auf die Haut durchnässt. Wir tanzen im Strahl unseres Tiefbrunnens. 6400 Dollar – es ist die teuerste Dusche unseres Lebens. Und eine, die wir bestimmt nie vergessen werden.
    Nachdem sich unsere Euphorie etwas gelegt hat, erklärt uns John, dass unter unserem Land offenbar ein Millionen Jahre alter Fluss durchfließt. »Er hat enormen Druck«, sagt er. Theoretisch könnten wir pro Minute etwa 2000 Liter Wasser abpumpen, rechnet John aus. Etwas, das wir natürlich nie tun werden. Unser Tiefbrunnen ist eine Versicherung für den Fall, dass uns das Regenwasser mal ausgeht. Und das könnte durchaus geschehen. Seit Monaten hat es nicht mehr geregnet. Die Landschaft ist knochentrocken. Die Schafe sind abgemagert. Doch an diesem Abend sind solche Gedanken zweitrangig. Gemeinsam mit Mick und Julie feiern wir. Bier und Barbecue. Und ein Glas Wasser aus 64 Metern Tiefe. Es schmeckt leicht nach Mineralien, wie das Wasser, das man für teures

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