Weit wie das Meer
finden, der dein Leben mit dir teilt. Ich weiß natürlich nicht, wie diese Sache mit Garrett ausgehen wird. Wenn ich wetten sollte, würde ich wohl sagen, daß sie zu nichts führen wird. Doch das heißt nicht, daß du’s nicht versuchen solltest. Wenn jeder sich so vor dem Scheitern fürchten würde, daß er nicht einmal einen Versuch wagt - wo wären wir dann heute?«
»Du betrachtest die Sache viel zu logisch…«, erwiderte Theresa.
»Ich bin älter als du und habe eine Menge mitgemacht. Und eins der Dinge, die ich im Leben gelernt habe, ist, daß man Risiken eingehen muß. Und dieses Risiko kommt mir nicht besonders groß vor. Ich meine, du verläßt nicht Mann und Kind, um diesen Menschen zu finden, du gibst nicht deinen Job auf, um zu ihm zu ziehen. Du bist wirklich in einer wunderbaren Lage. Es können dir keine Nachteile entstehen, also mach aus einer Mücke keinen Elefanten. Wenn du den Wunsch hast hinzufahren, dann fahr. Wenn dir nicht danach ist, laß es bleiben. So einfach ist das. Außerdem ist Kevin nicht da, und du hast dieses Jahr noch eine ganze Menge Urlaub.«
Theresa wickelte eine Haarsträhne um den Zeigefinger.
»Und meine Kolumne?«
»Darüber zerbrich dir nicht den Kopf. Wir haben immer noch den Artikel in Reserve, den wir nicht gebracht haben, weil wir statt dessen den Brief abgedruckt haben. Dann können wir ruhig mal wieder ein paar Wiederholungen aus den letzten Jahren bringen.«
»Bei dir klingt alles immer so einfach.«
»Es ist einfach. Schwerer wird es schon sein, ihn zu finden. Aber ich glaube, in den Briefen stecken Informationen, die uns helfen können. Was hältst du davon, wenn wir uns ein bißchen ans Telefon hängen und den Computer auf die Jagd schicken?«
Beide schwiegen eine lange Weile.
»Okay«, sagte Theresa schließlich. »Ich hoffe nur, daß ich’s nicht bereuen werde.«
»Also los«, sagte Theresa, »wo sollen wir anfangen?«
Sie zog ihren Stuhl auf die andere Seite von Deannas Schreibtisch.
»Laß uns mit den Punkten beginnen, bei denen wir relativ sicher sein können«, schlug Deanna vor. »Und dazu gehört wohl, daß sein Name tatsächlich Garrett ist.«
»Und«, fügte Theresa hinzu, »er lebt höchstwahrscheinlich in Wilmington oder Wrightsville Beach oder einer angrenzenden Gemeinde.«
Deanna nickte.
»In all seinen Briefen ist vom Meer die Rede, und natürlich wirft er dort seine Flaschenpost hinein. Und er scheint die Briefe zu schreiben, wenn er sich einsam fühlt oder wenn er an Catherine denkt.«
»Den Eindruck habe ich auch. Er hat keinen besonderen Anlaß in den Briefen erwähnt. Sie erzählen von seinem täglichen Leben und davon, was er durchmacht.«
»Okay, gut«, sagte Deanna mit einem Nicken. Sie wurde immer aufgeregter, je weiter ihre Überlegungen gediehen. »Da war von einem Boot die Rede…«
»Fortuna«, sagte Theresa. »Er schreibt, sie hätten sie restauriert und seien dann zusammen damit gesegelt. Es muß also ein Segelboot sein.«
»Mach dir eine Notiz«, sagte Deanna. »Vielleicht können wir mit ein paar Telefonaten mehr dazu herausfinden. Vielleicht gibt es eine Stelle, die Boote nach ihren Namen registriert. Ich glaube, ich kann das Lokalblatt dort bitten, sich darum zu kümmern. Gab es irgend etwas anderes in dem zweiten Brief?«
»Nicht daß ich wüßte. Aber im dritten Brief stecken noch ein paar Informationen. Nach dem, was er schreibt, stehen zwei Dinge fest…«
»Einmal, daß Catherine tatsächlich nicht mehr lebt…«, fiel ihr Deanna ins Wort.
»Und daß er ein Geschäft für Tauchartikel hat, in dem Catherine und er gearbeitet haben.«
»Das solltest du ebenfalls notieren. Ich denke, wir können darüber telefonisch mehr herausfinden. Sonst noch was?«
»Ich glaube nicht.«
»Naja, das ist doch kein schlechter Einstieg. Vielleicht ist alles viel einfacher, als wir denken. Wir wollen zuerst ein paar Anrufe erledigen.«
Als erstes telefonierte Deanna mit dem Wilmington Journal, der lokalen Tageszeitung. Sie gab sich zu erkennen und verlangte jemanden zu sprechen, der mit Bootsbau vertraut war. Sie wurde mit einem gewissen Zack Norton verbunden, der für Angeln und Wassersport zuständig war. Ihre Frage, ob es eine Stelle gebe, die Bootsnamen registriere, wurde mit einem klaren Nein beantwortet.
»Boote haben Kennzeichen, ähnlich wie Autos«, hieß es, »aber wenn Sie den Namen des Eigners haben, können Sie vielleicht auch den Namen des Boots herausfinden, sofern er registriert ist. Das ist keine
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