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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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kommen.
    Obwohl er nicht gerade glücklich darüber war, fragte er sich, ob es in allen Beziehungen Augenblicke wie diese gab. Er wußte es nicht. Die einzige wirkliche Beziehung, die er zuvor im Leben gehabt hatte, war die mit Catherine gewesen, und die beiden waren nicht zu vergleichen. Zum einen hatten Catherine und er geheiratet und unter einem Dach gelebt. Zum anderen hatten sie sich sehr jung kennengelernt und keine Verpflichtungen gehabt, so wie Garrett und Theresa heute.
    Eines aber hatte immer außer Zweifel gestanden - daß Catherine und er ein Team waren. Nie hatte er in Frage gestellt, daß sie zusammen bleiben würden, nie hatte er daran gezweifelt, daß der eine sich für den anderen opfern würde. Selbst wenn sie sich mal stritten - wo sie leben, ob sie einen Laden eröffnen, ja sogar, ob oder wohin sie am Samstagabend ausgehen sollten -, hatte keiner von beiden jemals ihre Beziehung in Frage gestellt. Es war etwas so Selbstverständliches an der Art, wie sie miteinander umgingen, so als ob sie genau wüßten, daß sie immer zusammenbleiben würden.
    Zwischen Theresa und ihm gab es so etwas noch nicht.
    Nach längerem Nachdenken kam er zu der Überzeugung, daß es unfair war, so zu denken. Theresa und er kannten sich erst seit wenigen Monaten, da war es unrealistisch, so etwas zu erwarten. Mit der Zeit - und den richtigen Umständen - würden auch sie ein Team sein.
    Oder?
    Nachdenklich schüttelte er den Kopf. Wirklich sicher war er sich nicht.
    Er war sich bei vielen Dingen nicht sicher.
    Eines aber wußte er - er hatte seine Beziehung mit Catherine nie so analysiert wie die mit Theresa. Auch das war nicht fair. Außerdem würden alle Analysen dieser Welt nichts an der Tatsache ändern, daß sie sich nicht so oft sahen, wie sie wollten - oder sollten.
    Nein, wichtig war, daß gehandelt wurde.
     
    Sobald er wieder zu Hause war, rief er Theresa an. »Hallo«, meldete sie sich mit schläfriger Stimme.
    »Ich bin’s«, erwiderte er sanft.
    »Garrett?«
    »Tut mir leid, daß ich dich aufgeweckt habe, aber du hast mehrere Nachrichten auf meinen Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Ich bin froh, daß du anrufst. Ich hab schon befürchtet, du würdest dich nicht melden.«
    »Das hatte ich zuerst auch vor.«
    »Bist du immer noch böse?«
    »Nicht böse, höchstens traurig.«
    »Weil wir dieses Wochenende nicht zusammen sind?«
    »Nein, weil wir die meisten Wochenenden nicht zusammen sind.«
     
    Nachts hatte er wieder einen Traum.
    Er träumte, daß er mit Theresa durch die Einkaufsstraßen von Boston schlenderte, als sie irgendwann vor dem Schaufenster einer kleinen Boutique stehenblieb und ihn fragte, ob er mit hineinkommen wolle. Er schüttelte den Kopf; nein, er würde draußen warten.
    Es war ein klarer, heißer Tag mit tiefblauem Himmel, und während er im Schatten eines Wolkenkratzers vor der Ladentür stand, nahm er plötzlich etwas Vertrautes aus den Augenwinkeln wahr.
    Es war eine Frau mit schulterlangem blondem Haar. Ihr Gang, ihre ganze Art, sich zu bewegen, veranlaßte ihn, ihr nachzusehen. Plötzlich blieb die Frau stehen und drehte den Kopf, als hätte sie etwas vergessen. Garrett traute seinen Augen nicht.
    Catherine.
    Das war nicht möglich!
    Er schüttelte den Kopf. Die Entfernung war zu groß, um sie deutlich genug erkennen zu können.
    »Catherine, bist du’s?« rief er.
    Sie schien ihn bei dem Straßenlärm nicht zu hören und setzte ihren Weg fort. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß Theresa noch immer in der Boutique beschäftigt war, sah er Catherine - oder wer immer sie war - um eine Ecke biegen.
    Er ging ihr nach, erst gemächlich, dann schneller. Die Gehsteige waren mit einemmal dicht bevölkert, und er mußte sich durch Trauben von Menschen schlängeln.
    Als er um die Straßenecke gebogen war, verfinsterte sich urplötzlich der Himmel. Er beschleunigte den Schritt, und obwohl es nicht geregnet hatte, war ihm, als wate er durch Pfützen. Er hielt an, um wieder zu Atem zu kommen, und hörte sein Herz in der Brust hämmern. Plötzlich wälzten sich Nebel durch die Straße, direkt auf ihn zu, und bald konnte er kaum mehr die Hand vor Augen sehen.
    »Catherine, wo bist du?« rief er. »Wo bist du?«
    Er hörte Gelächter, konnte aber nicht ausmachen, woher es kam.
    Er setzte seinen Weg fort, behutsam diesmal, und wieder hörte er Lachen - kindlich, glücklich.
    »Wo bist du?«
    Stille.
    Er sah sich nach allen Seiten um.
    Nichts.
    Der Nebel wurde dichter, es fing an zu nieseln. Vor

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