Weit wie das Meer
gewünscht, bei dir zu sein.«
Er lächelte. »Wann fährst du zu deinen Eltern?«
»Mittwoch morgen. Ich komme erst Donnerstag zurück.«
»Freuen sie sich auf euren Besuch?«
»Und wie. Sie haben Kevin fast ein Jahr nicht gesehen.«
Sie hielt inne.
»Garrett?«
»Ja.«
Ihre Stimme war plötzlich ganz sanft. »Ich wollte dir nur noch einmal sagen, wie leid mir die Sache mit diesem Wochenende tut.«
»Ich weiß.«
»Kann ich es wiedergutmachen?«
»Schwebt dir etwas vor?«
»Vielleicht… Kannst du am Wochenende nach Thanksgiving herkommen?«
»Ich denke schon.«
»Wunderbar. Ich plane nämlich ein ganz besonderes Wochenende nur für uns zwei.«
Es wurde ein Wochenende, das keiner von beiden jemals vergessen sollte.
Theresa hatte Garrett in den beiden Wochen davor öfter als gewöhnlich angerufen. Sonst war es meist Garrett, der anrief, doch wenn er nun zum Hörer greifen wollte, schien sie es jedes Mal geahnt zu haben, und das Telefon klingelte bei ihm. Beim zweiten Mal hatte er sich einfach mit: »Hallo, Theresa« gemeldet, und sie hatten eine Weile über seine telepathischen Fähigkeiten gescherzt.
Als er zwei Wochen später in Boston eintraf, holte Theresa ihn vom Flughafen ab. Sie hatte ihn gebeten, etwas Schickes anzuziehen, und so kam er ihr lächelnd in einem Blazer entgegen, den sie noch nie an ihm gesehen hatte.
»Donnerwetter«, sagte sie nur.
»Wie sehe ich aus?« fragte er und zog den Blazer zurecht.
»Umwerfend.«
Sie fuhren auf direktem Weg vom Flughafen zum Abendessen. Theresa hatte im schicksten Restaurant der Stadt einen Tisch reservieren lassen; Ambiente und Essen waren vom Feinsten. Anschließend gingen sie in das Musical Les Miserables, das gerade in Boston gegeben wurde. Es war seit Wochen ausverkauft, doch da Theresa den Intendanten kannte, bekamen sie noch zwei Plätze gleich in der ersten Reihe.
Am nächsten Tag nahm Theresa ihn mit in die Redaktion und stellte ihn verschiedenen Leuten vor, dann besuchten sie das Boston Museum of Art, und abends trafen sie sich mit Deanna und Brian im Anthony’s - einem Restaurant im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers mit einem atemberaubenden Blick über die ganze Stadt.
Garrett hatte so etwas noch nie gesehen.
Ihr Tisch stand direkt am Fenster. Deanna und Brian erhoben sich, um sie zu begrüßen.
»Ihr erinnert euch doch an Garrett?« fragte Theresa und versuchte, nicht allzu albern zu klingen.
»Was für eine Frage!« rief Deanna. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Garrett.« Sie drückte ihm herzlich die Hand. »Tut mir leid, daß ich Ihnen Theresa vor zwei Wochen weggeschnappt habe. Ich hoffe, Sie waren nicht allzu enttäuscht.«
»Schon vergessen«, sagte Garrett mit einem verlegenen Lächeln.
»Ich bin froh, daß Theresa mitgekommen ist; ich finde, es hat sich gelohnt.«
Theresa sah sie neugierig an. »Wie meinst du das?«
Deannas Augen leuchteten. »Ich habe gestern, nachdem du gegangen warst, eine gute Nachricht bekommen.«
»Und die wäre?« fragte Theresa.
»Nun«, kam die Antwort schmunzelnd. »Ich habe mit Dan Mandel, dem Chef der Media Information gesprochen. Er zeigte sich sehr beeindruckt von dir und sagte, du seist ein echter Profi. Und… Fazit des Ganzen…«
Deanna legte eine dramatische Pause ein.
»Ja?«
»Er wird deine Kolumne ab Januar in all seine Zeitungen übernehmen.«
Wie um einen Schrei zu unterdrücken, preßte Theresa die Hand auf den Mund. Die Leute an den Nachbartischen schauten herüber.
»Das ist nicht dein Ernst«, rief sie ungläubig.
»Ich wiederhole nur, was er mir gesagt hat. Er ruft dich am Dienstag gegen zehn Uhr an.«
»Bist du sicher? Er will meine Kolumne?«
»Hundert Prozent. Ich habe ihm deine Pressemappe mit einem guten Dutzend deiner Kolumnen zugefaxt. Er will dich - daran besteht kein Zweifel. Es ist schon beschlossene Sache.«
»Ich kann’s nicht glauben.«
»Darfst du aber ruhig. Und mir ist zu Ohren gekommen, daß zwei, drei andere Agenturen auch interessiert sind.«
»Oh… Deanna…«
Theresa warf sich ihrer Freundin vor Freude in die Arme. Brian stieß Garrett mit dem Ellenbogen an. »Ist doch großartig, was?«
Garretts Antwort kam etwas zögernd.
»Ja… großartig.«
Nachdem sie Platz genommen hatten, bestellte Deanna eine Flasche Champagner, und sie tranken auf Theresas erfolgreiche Zukunft. Den Rest des Abends plauderten die beiden Frauen nonstop. Garrett dagegen war sehr still.
»Sie sind wie kleine Schulmädchen, finden Sie nicht?«
Weitere Kostenlose Bücher