Weit wie das Meer
fragte Brian, der Garretts Unbehagen spürte.
»Ich kann da gar nicht mitreden«, erwiderte Garrett. »Für mich sind das alles böhmische Dörfer.«
Brian leerte sein Glas.
»Selbst wenn Sie mehr davon verstünden«, sagte er lachend, »würden Sie nicht zu Wort kommen. Die beiden reden immer so. Ich könnte fast schwören, daß sie in einem anderen Leben Zwillinge waren.«
Garrett blickte zu Theresa und Deanna hinüber. »Ja, vielleicht.«
»Außerdem«, fügte Brian hinzu, »werden Sie’s besser verstehen, wenn Sie tagein, tagaus damit leben. Nach einer Weile verstehen Sie’s fast so gut wie die beiden selbst.«
Wenn Sie tagein, tagaus damit leben? Die Bemerkung war Garrett nicht entgangen.
Da er nicht antwortete, wechselte Brian rasch das Thema. »Wie lange bleiben Sie noch?«
»Bis morgen abend.«
Brian nickte. »Es ist schwer, wenn man sich so selten sieht, nicht wahr?«
»Manchmal.«
»Das kann ich mir vorstellen. Theresa ist deshalb oft ganz niedergeschlagen.«
Theresa lächelte Garrett über den Tisch hinweg zu.
»Worüber sprecht ihr beide?« fragte sie bestens gelaunt.
»Über dies und jenes«, gab Brian zurück. »Vor allem über deinen Erfolg.«
Garrett nickte stumm und rutschte auf seinem Stuhl herum. Theresa bemerkte, daß er sich unwohl fühlte und rätselte, was der Grund sein mochte.
»Du warst so ruhig heute abend«, sagte Theresa, als sie wieder in ihrer Wohnung waren. Sie saßen zusammen auf der Couch; im Hintergrund spielte leise das Radio.
»Ich hatte nicht viel dazu zu sagen.«
Sie nahm seine Hand. »Ich war so glücklich, daß du dabei warst, als Deanna mir die freudige Botschaft überbracht hat.«
»Ich freue mich für dich, Theresa. Ich weiß, wieviel es dir bedeutet.«
Sie lächelte etwas unsicher und wechselte das Thema. »Hast du dich denn gut mit Brian unterhalten?«
»Ja… Er ist sehr unkompliziert.« Er hielt inne. »Aber, weißt du, ich bin nie besonders gesprächig in Gesellschaft, vor allem wenn es um etwas geht, von dem ich nichts verstehe. Ich wollte nur…« Er hielt inne.
»Was? «
Er schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Nein - was wolltest du sagen?«
Als er schließlich antwortete, wählte er behutsam seine Worte. »Ich wollte nur sagen, daß dieses ganze Wochenende etwas seltsam für mich war. Das teuere Essen, das Musical, der Abend mit deinen Freunden…« Er hob die Schultern. »Es war nicht, was ich erwartet hatte.«
»Hat es dir denn nicht gefallen?«
Sichtlich unbehaglich fuhr er sich durchs Haar. »Nicht daß ich mich nicht amüsiert hätte. Es ist nur…« Er zuckte die Achseln. »Ich glaube, das ist nicht meins. Das sind alles Dinge, die ich normalerweise nie tun würde.«
»Deshalb habe ich das Wochenende ja so organisiert. Ich wollte dich mit ganz neuen Dingen konfrontieren.«
»Und warum?«
»Aus demselben Grund, warum du mir das Tauchen beibringen wolltest - weil es etwas anderes, etwas Aufregendes ist.«
»Ich bin aber nicht hergekommen, um etwas anderes zu tun. Ich bin hier, um eine geruhsame Zeit mit dir zu verbringen. Ich habe dich ewig lange nicht gesehen, und seitdem ich hier bin, kommt es mir vor, als würden wir von einem Ort zum nächsten hetzen. Wir hatten nicht einmal Gelegenheit, uns ernsthaft zu unterhalten, und morgen reise ich schon wieder ab.«
»Das ist nicht wahr. Wir waren gestern abend allein im Restaurant und heute im Museum. Wir hatten Zeit zum Reden.«
»Du weißt genau, was ich meine.«
»Nein, das weiß ich nicht. Was hättest du denn gern getan - in der Wohnung rumgesessen?«
Er antwortete nicht gleich, sondern stand zunächst auf und stellte das Radio aus.
»Seit ich hier bin, wollte ich dir etwas Wichtiges sagen.«
»Und was?«
Er senkte den Kopf. Jetzt oder nie, dachte er bei sich. Allen Mut zusammennehmend, blickte er auf.
»Dieser letzte Monat war wirklich hart für mich, und ich denke, es kann so nicht weitergehen.«
Als er ihren Gesichtsausdruck sah, ging er auf sie zu. »Es ist nicht, was du denkst«, sagte er. »Ganz und gar nicht. Das soll nicht heißen, daß ich dich nicht mehr sehen will. Ich will dich die ganze Zeit sehen.« An der Couch angelangt, kniete er nieder und ergriff ihre Hand. Theresa sah ihn verwundert an.
»Ich möchte, daß du nach Wilmington ziehst.«
Obwohl sie gewußt hatte, daß dieser Vorschlag irgendwann kommen mußte, hatte sie nicht damit gerechnet, daß es jetzt sein würde und ganz gewiß nicht auf diese Weise.
»Ich weiß, es ist ein gewaltiger
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