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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Garrett bei seinem Vater zu Abend, der die ganze Geschichte herunterzuspielen versuchte.
    »Wenn es so ist, wie sie sagt«, begann Jeb, »dann mußte sie zu dieser Konferenz. Sie kann ihren Job nicht hintanstellen. Sie hat einen Sohn großzuziehen. Außerdem ist es nur ein Wochenende - das läßt sich nachholen.«
    Garrett nickte stumm. Er war noch immer wütend.
    »Sicher denkt sie sich für euer nächstes Treffen etwas ganz Besonderes aus.«
    Garrett hob skeptisch die Augenbrauen.
    »Du mußt das verstehen, Garrett«, fuhr sein Vater fort. »Sie hat eine Menge Verpflichtungen, genauso wie du, und manchmal haben diese Verpflichtungen einfach Vorrang. Ich bin sicher, wenn in deinem Laden etwas sehr Dringendes anstände, würdest du genauso handeln.«
    Garrett lehnte sich zurück und schob seinen halbleeren Teller beiseite.
    »Ich verstehe das alles, Dad. Es ist nur, daß ich sie seit einem Monat nicht gesehen und mich so auf ihren Besuch gefreut habe.«
    »Glaubst du nicht, sie hat sich auch drauf gefreut?«
    »Gesagt hat sie’s auf jeden Fall.«
    Jeb beugte sich über den Tisch und schob Garrett den Teller wieder hin.
    »Iß«, sagte er. »Ich habe den ganzen Tag am Herd gestanden. Soll ich das etwa alles wegwerfen?«
    Garrett starrte auf seinen Teller. Er hatte keinen Hunger mehr und nahm unwillig einen Bissen.
    »Weißt du«, fuhr sein Vater fort, »das wird nicht das letzte Mal sein, daß so was passiert. Deshalb solltest du es gelassener nehmen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, solange ihr weiterhin tausend Meilen voneinander entfernt lebt, kommt es immer wieder zu solchen Enttäuschungen, und ihr werdet euch nicht so oft sehen, wie ihr möchtet.«
    »Denkst du etwa, das wüßte ich nicht?«
    »Doch, natürlich. Was ich allerdings nicht weiß, ist, ob ihr beide den Mumm habt, etwas daran zu ändern.«
    Garrett starrte seinen Vater an und dachte: Donnerwetter, Dad, sag mir, was du wirklich denkst. Halt dich bloß nicht zurück.
    »Als ich jung war«, fuhr Jeb fort, ohne auf den Ausdruck im Gesicht seines Sohns zu achten, »war alles sehr viel unkomplizierter. Wenn ein Mann eine Frau liebte, hielt er um ihre Hand an, dann heirateten sie und lebten zusammen. So einfach war das. Bei euch beiden aber habe ich das Gefühl, ihr wißt gar nicht, was zu tun ist.«
    »Ich hab doch gesagt, daß es nicht einfach ist…«
    »Ist es wohl - wenn du sie liebst, dann such einen Weg, um mit ihr zusammen zu sein. Wenn dann einmal etwas dazwischenkommt und ihr euch ein Wochenende nicht sehen könnt, wirst du nicht gleich so ein Drama draus machen.«
    Er hielt inne, bevor er fortfuhr.
    »Es ist einfach nicht normal, was ihr beide da versucht, und langfristig wird es nicht funktionieren.«
    »Ich weiß«, erwiderte Garrett und hoffte, sein Vater würde das Thema wechseln.
    Jeb hob die Augenbrauen und wartete. Als Garrett nichts hinzufügte, sagte er: »Ich weiß. Mehr fällt dir dazu nicht ein?«
    Garrett zuckte die Achseln. »Was kann ich sonst sagen?«
    »Du kannst sagen, das nächste Mal, wenn ihr euch seht, findet ihr eine Lösung. Das kannst du sagen.«
    »Gut - wir versuchen eine Lösung zu finden.«
    Jeb legte seine Gabel nieder und starrte seinen Sohn an.
    »Nicht versuchen, sondern tun, Garrett.«
    »Warum bist du so hartnäckig?«
    »Weil wir beide die nächsten zwanzig Jahre unseren Truthahn allein essen, wenn ihr keine Lösung findet.«
     
    Früh am nächsten Morgen fuhr Garrett mit der Fortuna hinaus und kam erst nach Sonnenuntergang zurück. Obwohl Theresa an der Hotelrezeption in Dallas eine Nachricht für ihn hinterlassen hatte, hatte er gestern abend nicht mehr angerufen, weil er meinte, es sei schon zu spät und sie würde vielleicht schon schlafen. Er wußte, das war eine Ausrede; in Wirklichkeit hatte er einfach keine Lust gehabt, mit ihr zu sprechen.
    Tatsache war, daß er mit niemandem sprechen wollte. Er war immer noch wütend, und der beste Ort zum Nachdenken war für ihn das Meer, wo ihn niemand behelligen konnte. Er fragte sich, ob sie ahnte, wie sehr sie ihn getroffen hatte. Wahrscheinlich nicht, versuchte er sich zu trösten, sonst hätte sie’s wohl nicht getan.
    Das heißt, wenn sie ihn wirklich liebte.
    Mit den Stunden aber verrauchte sein Ärger, und ihm wurde wieder einmal klar, daß sein Vater recht hatte. Daß Theresa nicht übers Wochenende gekommen war, hatte nichts mit ihm, Garrett, zu tun. Und solange sie weiter getrennt lebten, würde es immer wieder zu solchen Situationen

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