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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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hatte, nahm ihm sein Vater die Briefe aus der Hand.
    »Das muß ein schlimmer Schock für dich gewesen sein«, sagte er, verwundert darüber, daß Garrett die Briefe nie erwähnt hatte. »Aber bist du nicht etwas hart mit ihr ins Gericht gegangen? «
    Garrett schüttelte müde den Kopf.
    »Sie wußte alles von mir, Dad, und sie hat es mir nicht gesagt. Die ganze Sache war von Anfang an eine Farce.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Jeb sanft. »Auch wenn sie hergekommen ist, um dich kennenzulernen, hat sie es sicher nicht darauf angelegt, daß du dich verliebst. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
    Garretts Blick wanderte wieder zu Catherines Foto.
    »Aber findest du nicht, daß es unrecht von ihr war, mir alles zu verschweigen?«
    Jeb antwortete mit einer Gegenfrage. »Vor zwei Wochen hast du mir gesagt, du wolltest Theresa heiraten, weil du sie liebst. Weißt du noch?«
    Garrett nickte geistesabwesend.
    »Warum hast du deine Absicht geändert?«
    Garrett sah seinen Vater verdutzt an. »Ich habe dir doch gerade erzählt, daß…«
    »Ja«, fiel Jeb ihm ins Wort, »du hast mir deine Gründe genannt, aber du warst nicht aufrichtig - nicht mir, nicht Theresa, nicht einmal dir selbst gegenüber. Sie hat zwar nichts von den Briefen gesagt, was sie zugegebenermaßen hätte tun müssen. Aber nicht deshalb bist du so verbittert, sondern weil sie dir etwas bewußt gemacht hat, das du dir selbst nicht eingestehen wolltest.«
    Garrett sah seinen Vater wortlos an. Plötzlich erhob er sich und verschwand, wohl um dem Gespräch zu entfliehen, in der Küche. Im Kühlschrank fand er einen Krug mit Zitronentee und schenkte sich ein Glas ein. Als er die Eiswürfelschale aus dem Gefrierfach zog, entglitt sie ihm und fiel mit Donnergetöse zu Boden.
    Während Garrett fluchend die einzelnen Eiswürfel auflas, starrte Jeb auf das Foto von Catherine und mußte an seine eigene Frau denken. Schließlich legte er die Briefe daneben, trat an die Verandatür und zog sie auf. Ein kalter Dezemberwind peitschte die Wellen, daß die weiße Gischt nur so aufspritzte. Versonnen betrachtete er das Naturschauspiel, als er plötzlich ein Klopfen vernahm.
    Verblüfft blickte er sich um, und ihm wurde bewußt, daß in seinem Beisein noch nie ein Gast dieses Haus betreten hatte.
    »Ich komme«, rief er, da Garrett nicht auf das Klopfen reagierte.
    Als er die Eingangstür öffnete, fuhr ein Windstoß durchs Wohnzimmer, und die Briefe segelten zu Boden. Jeb nahm es gar nicht wahr, denn all seine Aufmerksamkeit galt der Person, die jetzt vor ihm auf der Türschwelle stand: eine dunkelhaarige Frau, die er noch nie gesehen hatte. Er wußte sofort, wer sie war, und trat zur Seite, um sie hereinzulassen.
    »Kommen Sie«, sagte er ruhig.
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, legte sich der Durchzug abrupt. Die Frau sah Jeb ein wenig verlegen an, und sie standen sich einen Augenblick schweigend gegenüber.
    »Sie müssen Theresa sein«, sagte Jeb schließlich. »Garrett hat mir viel von Ihnen erzählt.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß, daß ich nicht erwartet werde.«
    »Macht nichts«, ermutigte Jeb sie.
    »Ist er da?«
    Jeb deutete mit den Kinn zur Küche. »Er holt sich etwas zu trinken.«
    »Wie geht es ihm…?«
    Jeb hob die Schultern. »Sie müssen mit ihm reden…«
    Theresa nickte und fragte sich plötzlich, ob es eine gute Idee gewesen war herzukommen. Sie sah sich im Wohnzimmer um und entdeckte die Briefe am Boden. Garretts Koffer stand noch unausgepackt neben der Schlafzimmertür. Ansonsten war alles so wie immer.
    Abgesehen natürlich von Catherines Foto, das gewöhnlich auf dem Nachttisch stand. Sie sah es und konnte den Blick nicht davon abwenden. Unverwandt starrte sie darauf, als Garrett ins Wohnzimmer trat.
    »Was ist denn hier…?«
    Er blieb wie angewurzelt stehen. Theresa schaute ihn beklommen an, und es folgte ein langes Schweigen.
    »Hallo, Garrett«, stammelte sie schließlich.
    Garrett gab keine Antwort, und Jeb wurde klar, daß es Zeit war, die beiden allein zu lassen.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte er, und mit einem Blick auf Theresa fügte er hinzu: »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.« Dabei zog er die Augenbrauen in die Höhe, als wollte er ihr Mut machen, und war schon zur Tür hinaus.
    »Warum bist du gekommen?« fragte Garrett, sobald sie allein waren.
    »Weil ich kommen wollte«, erwiderte sie ruhig. »Ich wollte dich wiedersehen.«
    »Und warum?«
    Sie antwortete nicht, sondern trat,

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