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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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paar Minuten Zeit, um darüber nachzudenken.«
    Sprach’s und verließ die Wohnung. Garrett starrte noch eine Weile auf die Tür. Als er begriff, daß sie wirklich gegangen war, verfluchte er sich selbst. Alles war ganz anders gelaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Kaum hatte er sie gebeten, nach Wilmington zu ziehen, war sie schon zur Tür hinausgelaufen, weil sie allein sein wollte. Wie hatte ihm alles so entgleiten können?
    Nervös lief er in der Wohnung auf und ab. Schließlich ging er ins Schlafzimmer, setzte sich auf die Bettkante und stützte den Kopf in die Hände, um zu grübeln.
    War es fair von ihm gewesen, sie zu bitten, alles aufzugeben? Sie sagte, ihr Leben gefalle ihr hier - er aber war sicher, daß es ihr in Wilmington genauso gut gefallen würde. Und es wäre sicher sehr viel besser als ein gemeinsames Leben hier in Boston. Wenn er sich umsah, wußte er, daß er in einer Wohnung nicht leben konnte. Aber selbst wenn sie in ein Haus ziehen würden - wäre das für ihn denkbar? Ein Leben in einem Vorort, wo alle Häuser gleich aussahen?
    Es war unendlich kompliziert, und alles, was er gesagt hatte, war irgendwie falsch angekommen. Er hatte ihr kein Ultimatum stellen wollen, aber rückblickend wurde ihm klar, daß genau das passiert war.
    Seufzend fragte er sich, was er jetzt tun sollte, wenn sie zurückkam. Was konnte er sagen, ohne einen weiteren Streit heraufzubeschwören? Denn Streit war das letzte, was sie jetzt brauchten.
    Aber wenn er nichts sagen konnte, welche andere Möglichkeit blieb ihm dann? Er dachte nach und kam zu dem Schluß, ihr einen Brief zu schreiben. Das Schreiben hatte ihm immer geholfen, seine Gedanken zu ordnen, und vielleicht würde sie ihn dann ja besser verstehen.
    Sein Blick wanderte zu ihrem Nachttisch. Dort stand ihr Telefon - sicher machte sie sich gelegentlich Notizen -, doch er sah weder Stift noch Notizblock. Er öffnete die Schublade, wühlte darin, bis er einen Kugelschreiber entdeckt hatte. Auf der Suche nach einem Blatt Papier kramte er weiter - stieß auf ein paar Zeitungsartikel, zwei Taschenbücher, ein leeres Schmuckkästchen -, als sein Auge auf etwas Vertrautes fiel.
    Ein Segelschiff.
    Ein Segelschiff auf einem Bogen Papier zwischen einem schmalen Terminkalender und einer älteren Ausgabe des Ladies Home Journal. Er zog den Bogen heraus, in der Annahme, daß es einer der Briefe wäre, die er Theresa im Laufe der letzten Monate geschrieben hatte. Plötzlich erstarrte er.
    Wie war das möglich?
    Das Briefpapier war ein Geschenk von Catherine gewesen, und er hatte es nur benutzt, um ihr zu schreiben. Seine Briefe an Theresa waren auf anderem Papier geschrieben, mit dem er auch seine Geschäftskorrespondenz erledigte.
    Völlig fassungslos rang er nach Atem. Und als er weiter in der Schublade wühlte, zog er weitere Seiten mit dem Segelschiff als Emblem hervor. Noch immer völlig verstört starrte er auf die erste Seite, und da standen in seiner Handschrift die Worte:
     
    Meine liebste Catherine…
     
    Oh, mein Gott. Er nahm den zweiten Brief, eine Fotokopie.
     
    Catherine, mein Liebling…
     
    Der nächste Brief.
     
    Liebe Catherine…
     
    »Wie ist das möglich?« murmelte er und traute seinen Augen nicht. »Das kann nicht wahr sein…« Er überflog die Seiten, um sich Gewißheit zu verschaffen.
    Doch es gab keinen Zweifel. Eines war der Originalbrief, die beiden anderen waren Kopien, aber es waren seine Briefe, die Briefe, die er an Catherine geschrieben hatte. Er hatte sie nach seinen Träumen geschrieben, von der Fortuna aus ins Meer geworfen, ohne damit zu rechnen, daß er sie jemals wiedersehen würde.
    Er begann sie durchzulesen, und mit jedem Wort, mit jedem Satz kamen alte Gefühle an die Oberfläche - seine Träume, seine Erinnerungen, sein Verlust, seine Ängste. Er hielt inne.
    Sein Mund war trocken, und er preßte die Lippen zusammen. Statt weiterzulesen, starrte er nur noch auf die Seiten. Er war wie vor den Kopf geschlagen und nahm kaum wahr, daß die Wohnungstür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    »Ich bin zurück«, rief Theresa. Und nach einer Weile: »Wo bist du?«
    Er gab keine Antwort. Er war einfach sprachlos. Wie war sie an diese Briefe gekommen? Es waren seine Briefe… seine vertraulichen Briefe.
    Die Briefe an seine Frau.
    Briefe, die niemand anderen etwas angingen.
    Theresa trat ins Zimmer und sah ihn an. Sein Gesicht war kreidebleich, sein Blick starr.
    »Bist du okay?« fragte sie, nicht ahnend, was er in der Hand

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