Weit wie das Meer
veröffentlichen. Ich war zunächst dagegen - ich fand ihn zu persönlich, aber sie sagte, da niemand den Absender kenne, werde auch seine Intimsphäre nicht verletzt. Sie war sicher, er werde die Leser begeistern, und so habe ich zugestimmt. Ich konnte ja nicht ahnen, was dann passieren würde.«
Sie seufzte.
»Als der Brief in meiner Kolumne abgedruckt worden war, erhielt ich den Anruf einer Leserin. Sie schickte mir den zweiten Brief, den sie vor wenigen Jahren gefunden hatte. Auch dieser Brief berührte mich zutiefst, aber trotzdem ahnte ich noch nicht, was sich daraus würde entwickeln können.«
Sie hielt inne. »Hast du schon mal vom Yankee Magazine gehört?«
Garrett schüttelte den Kopf.
»Es ist ein regionales Blatt, das außerhalb von Newengland wenig bekannt ist, aber manchmal gute Sachen bringt. Und in diesem Magazin habe ich dann den dritten Brief gefunden.«
»Er war darin abgedruckt?« fragte Garrett erstaunt.
»Ja. Ich habe den Verfasser des Artikels ausfindig gemacht, und er schickte mir den dritten Brief, und… nun, dann hat mich die Neugier gepackt. Ich hatte drei Briefe, Garrett - nicht nur einen, sondern drei -, und alle gingen mir ähnlich zu Herzen. Mit Deannas Hilfe fand ich heraus, wer die Briefe geschrieben hatte und wo der Schreiber lebte, und so kam ich hierher.«
Sie lächelte traurig. »Ich weiß, es klingt so, wie du sagtest - als hätte ich mich in eine verrückte Idee verrannt -, aber so war es nicht. Ich bin nicht hergekommen, um mich in dich zu verlieben. Ich bin nicht hergekommen, um eine zweite Kolumne zu schreiben, sondern um herauszufinden, was für ein Mensch das ist, der solche Briefe geschrieben hat. Und so bin ich dir begegnet, wir sind ins Gespräch gekommen, und du hast mich zum Segeln eingeladen. Wenn du das nicht getan hättest, wäre ich wahrscheinlich noch am selben Tag abgereist.«
Garrett wußte nicht, was er erwidern sollte, und Theresa legte behutsam ihre Hand auf die seine.
»Aber der Abend auf der Fortuna war herrlich, und mir wurde klar, daß ich dich wiedersehen wollte - nicht wegen der Briefe, sondern deinetwegen -, und von da an schien sich alles völlig natürlich zu entwickeln. Nach unserer ersten Begegnung gab es nichts Geplantes mehr. Es geschah einfach.«
Garrett starrte auf die Briefe. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
Sie nahm sich Zeit mit ihrer Antwort. »Manchmal wollte ich’s, aber… ich weiß nicht… ich dachte wohl, es sei nicht so wichtig, wie wir uns kennengelernt haben. Das einzige, was für mich zählte, war, wie gut wir miteinander auskamen.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Und außerdem glaube ich nicht, daß du’s verstanden hättest. Ich wollte dich nicht verlieren.«
»Wenn du’s mir früher gesagt hättest, dann hätte ich es wohl verstanden.«
Theresa schaute ihn prüfend an. »Sei ehrlich, Garrett. Hättest du’s wirklich verstanden?«
Garrett wußte, daß dies der Augenblick der Wahrheit war. Als er nicht antwortete, schüttelte Theresa den Kopf und blickte zur Seite.
»Als du mich gestern abend batest hierherzuziehen, habe ich gezögert, weil ich mir nicht sicher war, warum du das wolltest.« Sie hielt inne. »Ich mußte sicher sein, daß du mich willst, Garrett. Ich mußte sicher sein, daß du mich unseretwegen gebeten hast, und nicht weil du vor etwas fliehen willst. Ich denke, ich wollte von dir überzeugt werden, als ich in die Wohnung zurückkam. Doch inzwischen hattest du die Briefe gefunden … «
Sie zuckte die Achseln, und ihr Ton wurde weicher.
»Tief in meinem Innern wußte ich’s wohl immer schon, aber ich wollte einfach glauben, daß alles sich von selbst regelt.«
»Wovon redest du?«
Sie antwortete nicht direkt. »Garrett, es ist nicht so, daß ich denke, du liebst mich nicht. Und das macht alles so schwer. Ich weiß, du liebst mich, und ich liebe dich auch, und wenn die Umstände anders wären, vielleicht würden wir dies alles durchstehen. Aber so, wie es jetzt ist, können wir’s wohl nicht. Dazu bist du, glaube ich, noch nicht bereit.«
Garrett war wie vor den Kopf geschlagen. Theresa blickte ihm fest in die Augen.
»Ich bin nicht blind, Garrett. Ich weiß, warum du oft so still wurdest, wenn ich in Boston war und wir miteinander telefonierten. Ich weiß, warum du wolltest, daß ich herziehe…«
»Weil du mir so gefehlt hast«, fiel er ihr ins Wort.
»Das mag sein, aber es ist nicht die ganze Wahrheit.« Theresas Stimme zitterte, und sie blinzelte, weil ihre Augen
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