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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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hielt.
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als hätte er sie nicht gehört. Dann hob er langsam den Kopf und sah sie an.
    Sie wollte schon etwas sagen, als es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel - die geöffnete Schublade, das Papier in seiner Hand, der Ausdruck auf seinem Gesicht.
    »Garrett, ich kann dir alles erklären«, sagte sie hastig. Er schien sie nicht zu hören.
    »Meine Briefe…« flüsterte er. Er musterte sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Zorn.
    »Ich…«
    »Wie bist du an meine Briefe gekommen?« fragte er, und beim Klang seiner Stimme fuhr sie zusammen.
    »Ich habe einen am Strand gefunden und…«
    Er fiel ihr ins Wort. »Du hast ihn gefunden?«
    Sie nickte. »In Cape Cod. Ich war beim Joggen und bin auf die Flasche gestoßen.«
    Er starrte auf die erste Seite, den einzigen Originalbrief. Er hatte ihn vor einem Jahr geschrieben. Aber die anderen…
    »Und was ist hiermit?« fragte er und hielt die Kopien hoch. »Woher sind die?«
    »Sie wurden mir zugeschickt«, sagte sie leise.
    »Von wem?« Verständnislos erhob er sich vom Bett.
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Von anderen Leuten, die sie gefunden hatten. Einer von ihnen hatte meine Kolumne gelesen…«
    »Du hast meinen Brief veröffentlicht?« Er klang so, als hätte er eben einen Schlag in den Magen bekommen.
    »Ich wußte nicht…«, stammelte sie.
    »Was wußtest du nicht?« schrie er jetzt fast. »Daß man so was nicht tut? Daß so etwas nicht an die Öffentlichkeit gehört?«
    »Die Briefe wurden an den Strand gespült. Du mußtest damit rechnen, daß jemand sie findet«, erwiderte sie rasch. »Ich habe deinen Namen nicht verwendet.«
    »Aber du hast ihn in deiner Zeitung abgedruckt…« Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Garrett… ich…«
    »Schweig«, unterbrach er sie wütend. Wieder starrte er auf die Briefe und blickte Theresa dann an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Du hast mich belogen«, sagte er, fast drohend.
    »Ich habe nicht gelogen…«
    Er hörte ihr gar nicht zu. »Du hast mich belogen«, wiederholte er, wie zu sich selbst. »Und du bist nach Wilmington gereist. Warum? Um eine weitere Kolumne zu schreiben? War das der Grund?«
    »Nein… überhaupt nicht…«
    »Warum dann?«
    »Nachdem ich deine Briefe gelesen hatte, wollte ich… wollte ich dich kennenlernen.«
    Er verstand nicht, was sie sagte. »Du hast mich belogen«, sagte er zum dritten Mal. »Du hast mich benutzt.«
    »Das ist nicht wahr…«
    »Oh, doch!« schrie er, und seine Stimme hallte im Zimmer wider. Von der Erinnerung an Catherine überwältigt, hielt er die Briefe hoch. »Es waren meine Briefe - meine Gefühle, meine Gedanken, meine Art, mit dem Verlust meiner Frau fertig zu werden. Meine - nicht deine.«
    »Ich wollte dich nicht verletzen.«
    Er starrte sie wortlos an, seine Kiefermuskeln zuckten.
    »Diese ganze Geschichte war ein Täuschungsmanöver«, sagte er schließlich. »Du hast meine Gefühle für Catherine für deine Zwecke benutzt. Du dachtest, weil ich Catherine liebte, würde ich dich auch lieben, stimmt’s?«
    Theresa spürte, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich, und sie fühlte sich plötzlich außerstande, auch nur ein einziges Wort hervorzubringen.
    »Du hast alles von Anfang an geplant, stimmt’s?« Er hielt inne und fuhr sich durchs Haar. »Die ganze Geschichte war ein abgekartetes Spiel.« Seine Stimme überschlug sich fast.
    Er schien einen Augenblick wie betäubt, und Theresa ergriff seine Hand.
    »Garrett, ja, ich gebe zu, ich wollte dich kennenlernen. Die Briefe waren so schön - ich wollte wissen, wer dieser Mensch ist, der so zu schreiben vermag. Aber ich wußte nicht, wohin das führen würde, und habe danach nichts weiter geplant.« Sie drückte seine Hand. »Ich liebe dich, Garrett. Du mußt mir glauben.«
    Er zog seine Hand weg.
    »Was bist du nur für ein Mensch?«
    Seine Worte taten weh, und sie versuchte, sich zu verteidigen. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Du hast dich in eine verrückte Phantasie verrannt…«
    Das war zuviel. »Hör auf, Garrett!« schrie sie wütend. »Du hörst mir gar nicht zu.« Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Und warum sollte ich dir zuhören? Du hast mich vom ersten Moment an belogen.«
    »Ich habe nicht gelogen, Garrett! Ich habe die Briefe nur einfach nicht erwähnt.«
    »Weil du genau wußtest, daß es unrecht war!«
    »Nein - weil ich wußte, du würdest es nicht verstehen…« entgegnete sie, um Fassung

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