Weit wie das Meer
sich mit Tränen füllten. »Es ist auch wegen Catherine.«
Tapfer kämpfte sie gegen ihre Tränen an, fest entschlossen, sich nicht gehenzulassen.
»Als du mir zum ersten Mal von ihr erzähltest, habe ich an deinem Blick sofort erkannt, daß du sie immer noch liebst. Und gestern abend stand - trotz deines Zorns - wieder der gleiche Ausdruck in deinen Augen. Und dann… die Worte, die du sagtest…« Sie tat einen tiefen, stockenden Atemzug. »Du warst nicht nur wütend, weil ich die Briefe gefunden hatte; du warst wütend aus Angst, ich könnte mich zwischen dich und Catherine drängen.«
Garrett mußte an den Vorwurf seines Vaters denken und wich ihrem Blick aus. Wieder legte sie ihre Hand auf seine.
»Du bist so, wie du bist, Garrett. Du bist ein Mann, der von ganzem Herzen liebt, aber auch einer, der für immer und ewig liebt. Wie sehr du mich vielleicht liebst - ich glaube nicht, daß du Catherine je vergessen wirst, und ich möchte mich nicht ein Leben lang fragen, ob ich mich mit ihr messen kann.«
»Wir können uns bemühen«, begann er mit heiserer Stimme. »Ich meine… ich kann mich bemühen. Ich weiß, daß sich alles ändern kann…«
Theresa unterbrach ihn, indem sie seine Hand fest drückte.
»Ich weiß, daß du das glaubst. Und ich möchte es ja selbst glauben. Wenn du mich jetzt in die Arme nehmen und zärtlich bitten würdest zu bleiben, würde ich es vielleicht tun, denn du hast mein Leben um etwas bereichert, das mir seit langem fehlt. Und wir würden weitermachen wie bisher und glauben, alles sei gut. Aber es wird nicht gutgehen, weißt du? Denn wenn wir uns das nächste Mal streiten…« Sie hielt inne. »Ich kann nicht mithalten mit ihr. Und wie sehr ich auch wünschte, daß wir zusammenbleiben - ich kann es nicht, weil du es nicht kannst.«
»Aber ich liebe dich doch.«
»Ich liebe dich auch, Garrett«, lächelte sie traurig. »Aber manchmal genügt Liebe allein nicht.«
Garrett war bleich geworden, und während beide schwiegen, begann Theresa zu weinen.
Garrett beugte sich zu ihr hinab und legte kraftlos den Arm um ihre Schulter. Sie barg den Kopf an seiner Brust, ihr ganzer Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Lange verharrten sie so, bis sich Theresa schließlich von ihm löste und sich die Tränen von den Wangen wischte. In Garretts Blick lag ein stummes Flehen, aber Theresa schüttelte den Kopf.
»Ich kann nicht bleiben, Garrett. So sehr wir beide es uns auch wünschen, ich kann nicht.«
»Nein…«, flüsterte er verzweifelt.
Theresa erhob sich, denn sie mußte fort sein, ehe sie schwach wurde. Draußen war Donnergrollen zu hören. Sekunden später zuckte ein Blitz am Himmel, und die ersten Regentropfen fielen.
»Ich muß gehen.«
Sie hängte ihre Tasche um die Schulter und ging auf die Tür zu.
Einen Augenblick war Garrett wie gelähmt.
Schließlich stand er benommen auf und folgte ihr zur Tür hinaus. Es hatte jetzt richtig zu regnen begonnen. Ihr Leihwagen parkte in der Einfahrt. Außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen, sah er zu, wie Theresa die Wagentür öffnete.
Als sie auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte, fummelte sie einen Augenblick mit dem Zündschlüssel herum. Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln und zog die Tür zu. Trotz des heftigen Regens kurbelte sie die Scheibe herunter. Sie starrten einander wortlos an.
Sein flehender Gesichtsausdruck hätte sie beinahe ins Wanken gebracht. Viel fehlte nicht, und sie hätte alles zurückgenommen, ihm gesagt, daß es nicht so gemeint gewesen sei, daß sie ihn immer noch liebe, daß ihre Beziehung nicht auf diese Art enden dürfe. Es wäre so einfach gewesen…
Aber wie sehr sie es auch wollte - sie brachte die Worte nicht über die Lippen.
Garrett trat einen Schritt näher an den Wagen heran. Theresa schüttelte abwehrend den Kopf. Es war so schon alles schmerzhaft genug.
»Du wirst mir fehlen, Garrett«, sagte sie leise, unsicher, ob er sie hören konnte. Dann legte sie den Rückwärtsgang ein.
Der Regen wurde stärker - dicke, kalte Tropfen eines Wintergewitters.
Wie erstarrt stand Garrett da.
»Bitte bleib.« Seine Stimme klang heiser und wurde vom Prasseln des Regens fast übertönt.
Sie gab keine Antwort.
Da sie wußte, daß sie wieder weinen würde, wenn sie noch länger blieb, kurbelte sie rasch das Fenster hoch. Über die Schulter blickend, ließ sie den Wagen langsam aus der Ausfahrt rollen. Garrett legte die Hand auf die Motorhaube, als der Wagen sich in Bewegung setzte, und
Weitere Kostenlose Bücher