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Weiter weg

Weiter weg

Titel: Weiter weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Franzen
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Männer sie wieder heraus. Nach dem Pressen wurden die Schlägerköpfe von muskulösen Männern mit Schutzmasken in einem matt erhellten Raum voller wassergekühlter Schleifmaschinen gefräst; Luo versicherte mir, das Wasser hier werde recycelt und die Ventilation sei viel besser als früher, aber die Szenerie war doch ziemlich infernalisch. Oben, in einem Raum voll haarsträubend intensiver Lackdämpfe, inspizierten robust wirkende Mädchen mit dichten Haaren und extremen Stiefeln und Strümpfen die Verarbeitung der Schlägerschäfte und schliffen kleine Fehler weg. Andere junge Leute sandstrahlten Schlägerköpfe, klebten Abziehbilder auf Schäfte, bemalten die Rillen der Logos per Hand und spritzten Leim in Driver-Köpfe, damit der darin verbliebene Schleifstaub nicht rasselte. In einem überfüllten Raum im Erdgeschoss, in dem sich die fertigen Produkte stapelten, ragten ganze Wälder schimmernder Schlägerköpfe über Grate farbenfroher Taschen und ausgedehnte Schilfbeete, in denen Schäfte die Stiele waren und gepolsterte Griffe die Köpfe des Schilfs.
    Wie Chinas Naturreservate wurde auch diese Firma von Schwierigkeiten eingeengt. Die monatliche Lohnsumme, die sich gegenwärtig auf rund zweihundert Dollar pro Arbeiter belief, stieg Jahr für Jahr, und es gab neue Bundesgesetze, die, theoretisch jedenfalls, den Mindestlohn erhöhten und die Firmen verpflichteten, alle bis auf die Kurzarbeiter zu versichern und ihnen Abfindungen zu zahlen. Da die Zentralregierung unbedingt auch das Landesinnere erschließen wollte, mussten Arbeitgeber in Küstenstädten wie Ningbo starke Anreize bieten, um Arbeiter aus ihrer Heimat anzulocken und sie zu halten. Derweil waren Chinas Steuergutschriften bei Exporten weniger großzügig geworden, die Kosten für Rohstoffe stiegen im Monatsrhythmus, die amerikanische Wirtschaft stagnierte, der US-Dollar war ein Flop, und dennoch konnte die Fabrik ihre gesteigerten Kosten nicht an ihre Kunden weitergeben – die amerikanischen Einkäufer gingen sonst einfach zur Konkurrenz.
    «Unsere Profitmarge ist sehr, sehr dünn geworden», sagte Luo. «Sie ist genauso wie vor zehn Jahren, als die taiwanesischen Hersteller herzogen. Jetzt wandern immer mehr Unternehmen nach Vietnam ab.»
    «Vietnam ist sehr klein», konterte David Xu mit einem breiten Lächeln.
    Als wir aufbrachen, stießen wir beim Ausgang auf eine riesige Golftasche voller Schläger in Plastikhüllen.
    «Das sind unsere besten Schläger», sagte mir Luo. «Das Spitzenmodell. Der Direktor möchte sie Ihnen zum Geschenk machen, weil Sie sich für Golf interessieren.»
    Ich schaute auf Xu und meine Dolmetscherin, Miss Wang, aber beide konnten mir kein klares Zeichen geben, was ich tun sollte. Wie im Traum sah ich zu, wie die Schläger im Heck unseres Wagens verstaut wurden. Und wie die Kofferraumtür zuschlug. Bestimmt gab es hierfür doch irgendeinen bekannten Journalistenkodex?
    «Ach, ich weiß nicht», sagte ich. «Ich weiß nicht recht.»
    Aber da winkte Luo schon zum Abschied, und wir fuhren fort in den Vormittagsdunst. Ein kräftiger, warmer, rauchgeschwängerter Wind war aufgekommen; plötzlich war die Luft sehr schlecht. Womöglich wäre mir eine Ablehnung des Geschenks gelungen, hätte ich mich in der chinesischen Geschäftsetikette nur sicherer gefühlt. Zugegeben, im entscheidenden Moment war ich auch noch vom Wohlgeschmack des Wortes «Spitzenmodell» und von der Vorstellung, diese schimmernden, sexy, modernsten Golfschläger in Händen zu halten, gelähmt gewesen; die ausgedehnte Fabrikbesichtigung hatte mir Lust auf das fertige Produkt gemacht. Erst jetzt fiel mir ein, dass es da zwischen Ningbo und New York einiges zu schleppen gäbe. Und: Nachdem ich so ein hübsches Geschenk angenommen hatte, wäre es da nicht unverschämt von mir, über die intensiven Lackdämpfe am Arbeitsplatz zu schreiben? Und: Missfiel mir Golf nicht eigentlich?
    «Ich überlege, ob wir nicht umkehren und die Schläger zurückgeben sollten», sagte ich. «Ginge das? Wäre der Direktor dann gekränkt?»
    «Jonathan, du musst die Schläger behalten», sagte Xu. Aber auch er klang nicht ganz überzeugt. Ich erklärte, was für ein Umstand es wäre, mit Übergepäck zu reisen, und Miss Wang, die selbst nicht viel größer als die Schlägertasche war, erbot sich, sie für mich nach Shanghai zurückzutragen und bis zu meiner Abreise aufzubewahren. «Ich muss abnehmen», sagte sie.
    «Sie werden ein Andenken an diese Reise sein», sagte Xu.
    «Sie

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