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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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nicht ab. Dein Vater sitzt in der Sonne, starrt aufs Wasser und denkt an sein altes Leben, während Sue im Garten arbeitet und geistesabwesend ihre Rosen pflegt. Wirf dein Leben nicht weg. Du willst doch sicher nicht so enden wie sie.«
    Das Rennen begann. Im Auto nebenan saßen fünf Erwachsene, die wild jubelten und ihren Champagner verschütteten. Angus tat so, als konzentriere er sich auf das Rennen, in Wahrheit jedoch beobachtete er, wie die Knöchel seiner Enkelin weiß hervortraten, weil sie den Stiel ihres Weinglases so fest umklammerte. Na ja, dachte er, wenigstens ist sie jetzt in Gedanken bei Wangallon. Die Pferde rasten um die Biegung, und ungläubig beobachtete er, wie der Graue über die Ziellinie schoss.
    » Soll ich es noch einmal sagen?«
    » Ich werfe mein Leben nicht weg.«
    Angus starrte über die abblätternde Farbe des Zauns, über die bunten Trikots der Jockeys hinweg. Da draußen lag das einzig wertvolle– Land. Es war Teil eines Kreislaufs: Wenn man erst einmal gelernt hatte, es nicht beherrschen zu wollen, war alles leichter. Weder die Dürren noch die Überschwemmungen konnten Wangallon etwas anhaben; der Besitz war viel zu groß. Dummheit jedoch konnte Wangallon zerstören, und im Busch war das immer eine Frage der nächsten Generation.
    » Sarah, ich glaube, du hast das Gefühl, Anthony sei eine Konkurrenz für dich. Das ist nicht so. Du wirst mir immer genauso wichtig sein wie er, wichtiger sogar, weil du mein Mädchen bist, die einzige in dieser Familie mit Mumm. Du kommst auf deinen Urgroßvater Hamish. Aber trotzdem sichert Anthony das Überleben von Wangallon.« Aufmerksam hörte sie ihm zu. » Ich habe meine Präferenzen, und auch du hast deine Prioritäten, aber irgendwo in der Mitte treffen wir uns und sind beide der Meinung, dass die aktuelle Situation eigentlich nicht geändert werden muss. Solange du mit Anthony auskommst, geht es Wangallon gut und ihr beide habt eine gesicherte Zukunft.«
    » Was willst du mir damit sagen, Großvater?«
    » Verdammt noch mal, Mädchen, er liebt dich, und wenn du endlich mal aus deinem Wolkenkuckucksheim auf die Erde kämest, dann würde dir wahrscheinlich klar werden, dass du ihn auch liebst.
    Die Welt ist wirklich verrückt geworden, wenn zwei junge Leute nicht begreifen wollen, dass sie füreinander geschaffen sind. Ich habe jahrelang geduldig abgewartet, dass ihr beide endlich zur Vernunft kommt. Und wenn das der Fall ist, wird sich alles fügen.«
    » W-was hast du?«, stammelte Sarah.
    » Habe ich das nicht gerade gesagt?« Sanfter fuhr er fort: » Ich will dich ja nicht drängen, aber ich werde auch nicht jünger, und es ist wirklich wichtig, dass du die Zukunft verstehst.«
    Er blickte sie eindringlich an.
    » Die Zukunft?«, fragte Sarah.
    » Viele unserer Vorfahren sind für Wangallon gestorben, und unter uns, Mädchen, es ist auch nicht immer alles sauber zugegangen. Aber die Gordons besitzen dieses Land in New South Wales seit 1850 , und ich weiß, du bist genau wie ich der Meinung, dass wir es um jeden Preis bewahren müssen.«
    » Um jeden Preis?«, wiederholte Sarah. Was sollte das heißen?
    » Gut. Jetzt, wo ich sicher sein kann, dass du mich verstehst, können wir morgen über die Grundlagen sprechen.«
    Die Stadthalle war mit bunten Girlanden und Luftballons dekoriert, und die lokale Jazz-Kapelle, deren ganz in Schwarz gekleidete Mitglieder auf einer erhöhten Bühne saßen, spielte und sang voller Hingabe. Im Saal mit der hohen Holzdecke war es brechend voll, und die Leute amüsierten sich prächtig. Sarah aß ihr duftendes Curry, eingekeilt zwischen zwei Viehhirten, die sich die ganze Zeit über die wirtschaftliche Lage unterhielten.
    » Achtundzwanzig Prozent, ich sage es dir. Australien hält einen Anteil von achtundzwanzig Prozent an der Wollproduktion der Welt. Und über die Hälfte des Welthandels in Wolle geht von hier aus.«
    » Aber jetzt nicht mehr, Alec, dazu haben wir zu viele erstklassige Merinoschafe nach Argentinien und so exportiert.«
    » Na ja, das weiß ich nicht, aber ich sage dir eins, du kannst so viele Zuchthammel dorthin schicken, wie du willst, die Schafe wachsen eben nicht in Australien auf und das macht den ganzen Unterschied.«
    Es schien zwecklos, sie unterbrechen zu wollen, deshalb beugte Sarah sich über den Tisch und ergriff die Weinflasche, um sich erneut einzuschenken. Es war billiger Rotwein, aber wenigstens war es Alkohol, mit dem sie die kryptischen Worte ihres Großvaters verdrängen

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