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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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mit Jeremy in die Stadt zurückzufahren.
    » Kommst du?«
    Und jetzt auch noch Anthony, der sie angrinste wie ein Schuljunge. » Ich komme schon alleine klar, Anthony«, antwortete sie barsch. » Warum nimmst du dir heute nicht frei? Großvater braucht dich doch sicher nicht.« Sie wollte nicht herablassend klingen, aber sie konnte heute mit Anthony nicht umgehen. Sie hatte sich so gefreut, ihn zu sehen, aber die Schuldgefühle wegen Jeremy überwältigten sie. Es war dumm, das war ihr klar. Schließlich war Jeremy der Mann, den sie liebte, und er verstand, warum sie hierbleiben musste.
    Anthonys Grinsen erlosch, während er aus Sarahs Boot stieg. » Netter Ton. Siehst du mich neuerdings eher als Angestellten?« Er nahm die Kiste und stellte sie in Sarahs Boot, das unter dem Gewicht einige Zentimeter in dem schmutzigen Wasser einsank. Rasch löste er die Leine von seinem Boot, und Sarah sprang hastig in ihr Boot, das bereits vom Ufer weg trieb.
    » Entschuldigung, ich wollte nicht…«
    » Es überrascht mich, dass du nicht auch gefahren bist«, sprach Anthony einfach weiter. » Hier kannst du sowieso nicht viel tun, und ich könnte mir auch vorstellen, dass du ein bisschen aus der Übung bist.« Er stieg in sein eigenes Boot, zog seinen Hut in die Stirn und ließ den Außenbordmotor an. » Du brauchst nicht zu glauben, dass du hierbleiben musst.«
    » Was soll das heißen? Natürlich werde ich bleiben.« Sarah zerrte an der Schnur ihres Außenbordmotors. » Dass du da bist, heißt doch nicht zwangsläufig, dass ich nichts mehr zu tun habe.« Scheiße. Hörte er sie überhaupt? Die Geräusche der Außenbordmotoren übertönten doch alles.
    Anthony schob sich den Hut in den Nacken und zerquetschte einen Moskito. » Das ist hier keine Brutstätte für dich, Kumpel.«
    Ein paar Tage später hörten sie auf, Radio zu hören. Während des Mittagessens, mitten in den Landnachrichten, schaltete Angus ab.
    » Ich glaube, wir haben alle die Nase voll von den täglichen Horrorgeschichten. Wir wissen selber, wie schlimm es ist, und wir brauchen nicht auch noch ständig daran erinnert zu werden.«
    Sarah blickte über den Küchentisch zu ihrer Mutter. Sie nahm selten an ihren Unterhaltungen teil, sondern war in ihre eigenen Gedanken versunken. Sie wanderte durch das Haus, strickte und sah sich ihre Soaps im Fernsehen an. Sie kochte Mahlzeiten, wenn niemand sie daran hinderte, Baked Beans, halb flüssige Spiegeleier, die vor Fett trieften, und Salat und betrieb höfliche Konversation, wenn es erforderlich war, aber damit war der Rahmen ihres Lebens schon erschöpft. Sarah bewunderte jeden Tag aufs Neue die Geduld ihres Vaters. Durch die Überschwemmungen konnte niemand der veränderten Persönlichkeit ihrer Mutter entkommen, aber es war doch schwer, die Verschlechterung ihres Zustands zu ertragen. Ihr Vater bat sie um Verständnis, vor allem, als Sarah ihm erzählte, dass Sue jetzt Gartengespräche mit Granny Angie führte, aber Sarah konnte einfach kein Verständnis für ihre Mutter aufbringen. Dies war dieselbe Frau, die eine Affäre gehabt hatte. Sie war ihr keine richtige Mutter gewesen, dafür hatte sie viel zu sehr an Cameron gehangen, und letztendlich hatte sie Sarah sogar die Schuld an seinem Tod gegeben.
    » Wie soll sie diese Tragödie, den Verlust ihres Heims überleben?«, versuchte Ronald Sarah einmal zu erklären. » Sie hat sich doch noch nicht einmal von dem letzten Schicksalsschlag erholt.«
    Sarah hatte sich auf die Zunge gebissen. Sie verstand einfach nicht, warum ihr Vater so loyal zu einer Frau hielt, die ihn und seine Tochter betrogen hatte.
    Sie hatten einen Helikopter gemietet, um die Herden zu überprüfen. Sarah drückte sich auf den Platz neben ihren Vater. Von oben erkannte man erst das wahre Ausmaß der Katastrophe. Es war erschreckend, wie viel Land von den braunen Wassermassen bedeckt war. Die Bäume ragten wie Wachtposten in einer surrealen Welt aus den Fluten. Als der Helikopter tiefer ging, flogen Hunderte von Kakadus und wilden Sittichen auf, die im Laub genügend Insekten zu fressen fanden.
    Gestern Abend hatten drei Generationen von Gordons über Bankauszügen gebrütet, über die zu erwartenden Verluste und die Höhe des Kredits diskutiert, wenn sie den Bestand an Rindern und Schafen wieder auffüllen wollten. Ihre größte Sorge war jedoch, wo sie Futter erwerben konnten. Der Landwirtschaftsverband half, solange das Wasser so hoch stand, indem aus Flugzeugen Futterballen abgeworfen wurden,

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