Weites Land der Träume
Wangianna und Stewart, der auf keinen Fall unter der Krise leiden sollte. Schließlich konnte Robert nach wochenlangem Grübeln und Schweigen die Anspannung nicht mehr ertragen und sprach das Thema an, das er Stewart zuliebe eigentlich nie hatte erwähnen wollen.
»Möchtest du dich scheiden lassen?«, fragte er Katie von der anderen Seite des Schlafzimmers aus.
Katie begann zu zittern. Eine Scheidung kam für sie absolut nicht in Frage, denn wenn sie schon Roberts Liebe nicht haben konnte, wollte sie wenigstens Wangianna. Allerdings wusste sie sehr wohl, wie sie ihn unter Druck setzen konnte, und hätte am liebsten laut aufgelacht. Aber sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Langsam und mit stumpfem Blick schüttelte sie den Kopf.
»Das geht nicht, Stewart«, stieß sie hervor. Mehr brauchte sie nicht zu sagen.
»Du hast Recht. Vielleicht könnten wir …«, stammelte Robert.
Katie unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Ich glaube, ich werde für ein paar Wochen nach Sydney fahren. Es heißt, dass man über alles irgendwann hinwegkommt, so lange man sich nur richtig Mühe gibt.« Sie lachte freudlos auf. »Wenn du nur versuchen könntest, mich ein bisschen zu lieben …« Tränen traten ihr in die Augen. Robert zögerte. Als er die Hand ausstreckte, lief sie zu ihm hinüber.
»Katie, meine arme, arme Katie. Wie kann ich das je wieder gutmachen?«, flüsterte Robert, die Lippen in ihr Haar gepresst. »Ich wollte dir nie wehtun.«
»Oh, aber ich will dir wehtun«, sagte Katie vor sich hin, als sie aus dem Fenster des Zuges nach Sydney blickte. »Ich will dir so richtig wehtun.«
Kapitel achtzehn
Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe von Teddys kleinem Austin Healy, als er und Alice die schmale Landstraße entlangfuhren. Wie immer in seine Reithose, das offene Hemd und die grellfarbige Krawatte gekleidet, wollte Teddy mit Alice den Samstagsmarkt in Saffron Walden besuchen, einem hübschen kleinen Städtchen unweit von Cambridge. Da der Regen keine Anstalten machte nachzulassen, bog Teddy von der Straße ab, wo eine Durchfahrt zu einem Maisfeld führte. Im selben Moment erschien ein riesiger Heuwagen aus dem Dämmerlicht und verpasste ihnen im Vorbeifahren eine kräftige Dusche.
Seit Alice vor zwei Monaten beschlossen hatte, in England zu bleiben und Teddy zu heiraten, teilte sie ihre Zeit zwischen der Forschungsarbeit bei Professor Dixson, Teddy und Harry auf. Inzwischen hatte Teddy ihr bereits ein Dutzend Heiratsanträge gemacht, offenbar weil er befürchtete, sie könnte ihre Meinung doch noch ändern. Jedes Mal versicherte sie ihm lachend, es sei noch alles beim Alten, und neckte ihn, wenn er sich beschwerte, weil sie sich hin und wieder allein mit Harry traf. Allerdings wurden diese Verabredungen immer seltener, weil Harry die meisten Wochenenden auf dem Luftwaffenstützpunkt verbrachte, wo Roody stationiert war. Während Alice und Teddy lauschten, wie der Regen auf das Verdeck prasselte, waren die Fenster von ihrer Körperwärme und wegen des dampfigen und schwülen Augusttages bald beschlagen.
»Den Ausflug heute können wir vergessen. Der Markt wird ins Wasser fallen«, meinte Teddy, lehnte sich bequem zurück und spielte mit einer von Alices pechschwarzen Locken herum. Alice zuckte enttäuscht die Achseln.
»Wir könnten noch ein paar der kleinen Antiquitätengeschäfte abklappern«, schlug sie vor.
»Könnten wir. Es gibt aber auch andere Methoden, um sich zu amüsieren.« Alice errötete, als Teddy sich zu ihr hinüberbeugte und sie zärtlich auf die Lippen küsste. Langsam schlang sie die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder trennten.
»Ich bete dich an, Alice«, seufzte Teddy. »Ich möchte dich mit niemandem mehr teilen. Immer wieder frage ich mich, wie ich zu dem Glück gekommen bin, dass du ja gesagt hast.«
»Ich liebe dich auch, Teddy.« Und das stimmte. Seit Alice sich entschieden hatte, ihn zu heiraten, stellte sie fest, dass sie ihn von Tag zu Tag mehr liebte. Es würde zwar nie die leidenschaftliche ausschließliche Liebe sein, die sie für Robert empfunden hatte, doch sie war glücklich mit Teddy. Sie liebte seine typisch englische Versponnenheit, seine Überdrehtheit und seine plötzlichen nachdenklichen Anwandlungen. Aber vor allem fühlte sie sich zum ersten Mal seit Bens Tod froh und geborgen. Der einzige Haken an der Sache war Teddys Einstellung zu ihrer Arbeit bei Professor Dixson, aber sie hatte ihm unmissverständlich
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