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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Roberts Brüder Ian und Jordie wohnten noch bei den Eltern. Seine Schwester Sarah lebte während des Semesters in Sydney, wo sie am East Sydney Technical College ein Designstudium begonnen hatte.
    Nach den Flitterwochen hatte es zwischen Robert und Katie eine kurze Zeit der Nähe gegeben. Aber Stewarts Geburt war sehr schwierig gewesen, und anschließend hatte Katie kein Interesse mehr an einer sexuellen Beziehung gehabt. Als Robert den Wunsch nach einem zweiten Kind geäußert hatte, hatte Katie einen Tobsuchtsanfall bekommen, ihn angeschrien und ihm vorgeworfen, er sei absolut gefühllos und ohne eine Spur von Verständnis. Robert hatte es nicht wieder versucht. Stattdessen war er einige Male mit ihr in Melbourne ins Theater gegangen und hatte ihr teuren Schmuck gekauft. Allerdings wusste er, dass er ihr nie das würde geben können, was sie sich wirklich wünschte, und das war seine Liebe. Stirnrunzelnd rieb Robert sich die Augen und betastete die Narbe neben seinem linken Auge. Die Wunde war nicht unerheblich gewesen und hatte einige Zeit gebraucht, um zu heilen. Doch sie gab seinem Gesicht etwas Verwegenes, auch wenn er sich inzwischen ganz und gar nicht mehr danach fühlte. Wie anders hätte sich sein Leben ohne Stewart entwickelt. Und dennoch musste man den kleinen Kerl einfach gern haben.
    Ohne Stewart wäre er heute mit Alice verheiratet. Immer wieder versuchte Robert, diesen Gedanken zu verdrängen und Alice endlich zu vergessen. Doch die Erinnerung an den Duft ihres Haars, an ihre weiche Haut und an das glückliche Strahlen in ihren Augen, als er sie gebeten hatte, seine Frau zu werden, verfolgte ihn. Jeder Besuch beim Melonenfeld war eine Qual für ihn. An schlechten Tagen fuhr er häufig hinaus zur Windmühle, um den Schmerz in seinem Herzen noch einmal zu durchleben. Wenn er mit geschlossenen Augen dastand, glaubte er manchmal für einen Moment, Alice wieder in den Armen zu halten. Hin und wieder erwartete er fast, sie würde gleich hinter dem Eukalyptusbaum hervortreten, wo sie gelegen und sich geküsst hatten. Aber dann musste er wieder an ihren traurigen und verzweifelten Blick denken, als er ihr erzählt hatte, dass Katie schwanger war. Alice hatte ihm das Leben gerettet, und er liebte sie. Und trotzdem hatte er sie auf unverzeihliche Weise verletzt und sie für immer verloren. Er verstand, dass sie ihn hasste. Obwohl er sie immer noch so liebte wie damals, wusste er, dass er sie loslassen musste. Katie hatte er nie geliebt, aber sie war nun einmal seine Frau, und wegen seines Sohnes hatte er die Pflicht, ihre Ehe zu retten. Doch immer, wenn er sie in die Arme nahm, wurde er von schrecklichen Schuldgefühlen ergriffen.
    »Daddy, Daddy, Pipi.« Stewart hielt sich den Bauch, zerrte verzweifelt am Hosenbein seines Vaters und holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Stewart, sein Liebling, sein wunderbarer Sohn. Seine Hoffnung für die Zukunft. Er lachte über das Herumgezappel des Kleinen und half ihm, sich hinter einem Busch zu erleichtern. Stewart war der Einzige, der Roberts Augen wirklich zum Leuchten brachte.
    »Los, mein Sohn, wir sollten mal schauen, wie weit die anderen inzwischen gekommen sind«, sagte er, setzte ihn wieder auf die Schultern und kehrte mit ihm zurück in den Stall. Wie erwartet war Scheich Abdul begeistert, und auch sein Vater war mit der Auswahl der Widder einverstanden. Dann wandten sie sich den Mutterschafen zu, die zur Ansicht zusammengetrieben worden waren.
    Anschließend gab es im Haus ein Mittagessen, und am frühen Nachmittag war der Handel komplett. Nachdem der Scheich mit George die Einzelheiten des Transports der Schafe ins nördliche Tafelland und einen Termin mit den Anwälten vereinbart hatte, stieg er mit seiner Begleitung vergnügt in sein Flugzeug und verließ Wangianna.
    Beim Abendessen sprachen alle über den erfolgreichen Tag. George, der sich einige Gläser guten Rotwein und zwei Whisky genehmigt hatte, war sehr zufrieden mit Robert und lobte Katies Talente als Gastgeberin.
    »Gar nicht so leicht, Leute zu unterhalten, mit denen man kein Wort wechseln kann. Wenn wir nächstens Gäste haben, muss Katie sie bewirten, findest du nicht, Liebling?«, meinte George, wobei sich der letzte Satz an Elizabeth wendete. Katies Augen leuchteten auf, als sie dieses unerwartete Lob hörte. Sie war sich sehr wichtig vorgekommen, weil sie diese bedeutenden Gäste hatte betreuen dürfen. Selbst ihre Schwiegermutter hatte sich erfreut über ihre Umgangsformen

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