Weites Land der Träume
freute. Als sie zur Hochzeit eintraf, registrierte sie ehrfürchtig, obwohl von Alices Briefen vorgewarnt, das beeindruckende Anwesen und den Reichtum der Turlingtons.
»Bist du sicher, dass das etwas für dich ist, Liebes?«, fragte sie Alice, als sie miteinander allein waren.
»Warum?«, gab Alice, ein wenig zu barsch, zurück. Doch schon im nächsten Moment bereute sie ihre Antwort. »Tut mir Leid, Tante Bea, ich bin einfach nur so nervös wegen der Hochzeit.« Sie fingerte an ihrem riesigen Verlobungsring herum. »Harry war ein echter Schatz, und Lady Turlington hat darauf bestanden, alles zu bezahlen, bis auf das Kleid natürlich.« Mit liebevollem Blick fuhr sie fort. »Vielen Dank an dich und an Onkel Ray. Mein Kleid ist so schön und bedeutet mir so viel, weil es von euch ist.«
»Wir hätten ja gern einen größeren Teil der Kosten übernommen, aber Lady Turlington hat es abgelehnt, und ich wollte mich nicht mit ihr streiten. Sie ist sehr großzügig. Ich wollte nur sichergehen, dass du wirklich glücklich bist.«
»Das bin ich, Tante Bea. Ich bin nur ein bisschen müde.«
Allerdings war Tante Bea nicht ganz überzeugt. Ihr fehlte das vergnügte Funkeln in Alices Augen. Doch das war nach Bens Tod vielleicht für immer verschwunden. Achselzuckend schlüpfte sie in ihre Jacke. Sie musste loslassen und dem Mädchen erlauben, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Es war albern, in Panik zu geraten, denn schließlich lebte Alice nun schon seit zwei Jahren hier, während sie nur einen zweiwöchigen Besuch geplant hatte. Sie wünschte nur, sie hätte sich nicht so fehl am Platz gefühlt.
Sie stand auf. »Und jetzt kaufen wir dir ein hübsches Möbelstück als Hochzeitsgeschenk«, verkündete sie. »Ich musste deinem Onkel Ray versprechen, etwas wirklich Besonderes für euch zu besorgen. Ihr sollt euch an euren Hochzeitstag als den schönsten Tag in eurem Leben erinnern.«
»Ich freue mich so, dass du hier bist, Tante Bea«, sagte Alice und umarmte ihre Tante. »Es wird der Anfang vom wunderbarsten Teil meines Lebens. Ich weiß, dass du Teddy ein wenig überspannt findest und dass alles hier ganz anders ist als zu Hause. Aber er ist sehr zärtlich. Ich liebe ihn.«
»Das ist das Einzige, was zählt.«
»Tante Bea denkt, ich heirate Teddy nur aus finanziellen Gründen«, vertraute Alice zwei Tage vor der Hochzeit Harry an. – »Und tust du das?«
»Natürlich nicht!«, empörte sich Alice. »Ich frage mich nur, ob ich mich ihm gegenüber fair verhalte.«
Harriet wusste, was sie damit meinte. »Pass auf, Engelchen, du musst die Vergangenheit hinter dir lassen. Entweder heiratest du Teddy und führst ein wunderschönes Leben – er hat jede Menge Geld und wird mit dir um die ganze Welt reisen –, oder du versauerst als alte Jungfer, weil deine Cousine dir den einzigen Mann weggeschnappt hat, den du je wirst lieben können.«
Schonungslos fuhr sie fort.
»Das ist doch alles Schwachsinn. Zu einem Durcheinander, wie die beiden es veranstaltet haben, gehören immer zwei. Dein Robert kann also nicht ganz unschuldig sein.« Sie schenkte ihr einen großen rosafarbenen Gin ein. »Und sorge dafür, dass Lady T. möglichst bald ein Enkelkind kriegt. Sie wird im siebten Himmel schweben, und du hast dann keine Zeit mehr, um dir das Hirn zu zermartern«.
»Du hast absolut Recht«, stimmte Alice zu und trank einen kräftigen Schluck. »Du bist so eine tolle Freundin, Harry. Ich habe nur Angst, dass ich einen Fehler mache, wenn ich einen Engländer heirate.« Leise fügte sie hinzu: »Was ist mit meinem Traum, Harry? Teddy wäre nie einverstanden, in Australien zu leben. Er glaubt, dort gäbe es nur Kängurus und Sträflinge.«
»Ach, herrje! Man sollte Bräute bis nach der Trauung unter Vollnarkose legen«, neckte Harry und rang in gespieltem Entsetzen die Hände. »Gib ihm Zeit, Känga. Gib ihnen allen Zeit. Zuerst mal musst du unter die Haube, und dann kannst du ihm ja immer noch von deinen Schafen erzählen. Du erkennst schon, wenn es so weit ist. Er frisst dir doch jetzt bereits aus der Hand.« Als Alice ihr Glas geleert hatte, fühlte sie sich viel besser.
Am folgenden Samstag, in der winzigen, überfüllten und mit Blumen geschmückten Dorfkirche, waren alle Sorgen vergessen. Eine strahlende Alice schwebte am Arm von Adrian Slade, der sich erboten hatte, sie zum Altar zu führen, den Mittelgang entlang. Sie hatte in den letzten Wochen abgenommen, und das schimmernde weiße Satinkleid mit der langen
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