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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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winzige Fenster. An einer Wand prangte ein großes Gemälde, das weiße Schäfchenwolken an einem blauen Himmel und eine Landschaft mit verschiedenen Tieren, Vögeln und Schmetterlingen darstellte. Da Alice sich australische Tiere gewünscht hatte, befand sich auch ein großes Känguru, das auf den Hinterbeinen stand, zwischen den Hasen, Fasanen und Mäusen. Aus dem Beutel ragten, realistisch dargestellt, das Köpfchen und die Streichholzbeinchen eines Jungtiers. Aus einer Eiche spähte, inmitten von Eichhörnchen, ein Koalabär herab. Vicky liebte das Wandgemälde. Benommen vor Müdigkeit warf Alice einen Blick darauf. Vicky hatte sich nicht gerührt. Sie hauchte ihrer Tochter einen Kuss auf die goldenen Locken und schlüpfte aus dem Zimmer.
    »Liebling, ich bin zu Hause«, rief Teddy, der unten an der Treppe stand und Schal und Mantel aufhängte.
    »Psst. Ich habe Ruh gerade wieder ins Bett gebracht«, sagte Alice und schlich sich nach unten. Sie erschauderte, denn auf der Treppe war es kühler als in Vickys Zimmer.
    »Oh«, erwiderte Teddy und senkte sofort die Stimme. Nachdem er Alice umarmt hatte, griff er nach ihrer Hand. »Ich habe eine wundervolle Nachricht.« Er zog sie zur Hausbar. »Wie geht es Ruh?« Er schenkte sich einen großen Gin Tonic ein.
    »Besser, glaube ich, aber sie ist noch ziemlich schwach«, antwortete Alice und musste ein Gähnen unterdrücken. Wieder erschauderte sie. Sie streckte die Hand aus, als er nach der Sherrykaraffe griff. »Ich glaube, ich mache mir lieber einen Tee. Gerade wollte ich mich ums Abendessen kümmern.«
    »Zuerst musst du die Neuigkeit hören, Schatz«, beharrte Teddy, ohne Alices Erschöpfung zu bemerken. Mühsam hielt Alice sich wach und wartete ab, während er einen Brief aus der Tasche zog.
    »Vom Leiter der historischen Fakultät, Universität Cambridge«, verkündete Teddy stolz. »Hiermit setzen wir Sie davon in Kenntnis, dass wir nach gründlicher Überlegung … bla, bla, bla, ihren Antrag für ein Stipendium für eine wissenschaftliche Untersuchung der alten Seidenstraße angenommen haben. Sie erhalten einen dreimonatigen Forschungsurlaub, um besagte Untersuchung durchzuführen … bla, bla, bla. Unterzeichnet, Dr. Alec Baldwin.« Teddy wedelte ihr mit dem unterschriebenen Brief vor der Nase herum. Seine Augen funkelten aufgeregt. »Ist das nicht wundervoll, Känga. Mitte Mai bin ich in der Türkei. Wie findest du das, Liebling. Mein Gott, ich bin am Verhungern.«
    »Mai!«, entsetzte sich Alice. »Das ist doch schon in zwei Monaten! Wie soll ich das alles organisieren?« Teddy musterte sie verdattert.
    »Was meinst du mit organisieren? Du und Vicky kommt doch nicht mit. Freust du dich nicht für mich?«, fügte er hinzu. Alices Begeisterung verflog schlagartig.
    »Sehr nett«, sagte sie tonlos und ließ sich schwer aufs Sofa fallen.
    »Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht, Känga?«, erkundigte sich Teddy gereizt.
    »Du hast mir versprochen, dass wir alle gemeinsam hinfahren, wenn du diese Forschungsreise genehmigt kriegst. Vicky und ich könnten in der Türkei Urlaub machen, während du dir die Seidenstraße anschaust«, entgegnete Alice mühsam beherrscht.
    »Aber, Alice, sei doch vernünftig. Du weißt, wie unpraktisch das wäre.«
    »Wir hatten es anders abgesprochen«, gab Alice barsch zurück. »Es ist ja nicht, dass wir es uns nicht leisten könnten. Ach, manchmal bist du einfach unmöglich. Warum hast du überhaupt vorgeschlagen, dass wir mitkommen, wenn du von Anfang an dagegen warst?«
    »Tja, ich dachte, du würdest dich für mich freuen«, meinte Teddy bedrückt.
    »Das tue ich ja auch«, sagte Alice, die plötzlich ein schlechtes Gewissen bekam. »Natürlich freue ich mich. Ich bin begeistert. Ich habe nur einen scheußlichen Tag hinter mir und habe mir schreckliche Sorgen um Ruh gemacht. Britta hat uns heute Morgen sitzen gelassen. Im Kühlschrank sind nichts als Reste. Und dann auch noch so etwas.« Sie brach in Tränen aus. Warum musste sie nur immer an Männer geraten, die sie enttäuschten? Teddy nahm sie in die Arme und streichelte ihre schwarze Wuschelmähne. »Ich muss endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen«, gab sie zu und rieb sich müde die Augen.
    »Ich habe noch eine gute Nachricht«, sprach Teddy fröhlich weiter. »Der Leiter der historischen Fakultät Oxford und seine Frau sind Ende März beim Direktor zu Gast. Wir sind gebeten worden, sie am Samstagabend zu uns einzuladen.« Alice ließ sich zurück aufs

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