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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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zerstörerischen orangefarbenen Zungen gierig nach dem trockenen Busch. Jedes Mal schnappte Alice vor Schreck nach Luft. Vergeblich sah sie sich nach einer Lichtung im Busch um, während ihr die Warnung ihrer Mutter in den Ohren hallte: Buschfeuer konnten mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit außer Kontrolle geraten. Als sie sich das vor Augen hielt, bekam sie wieder Herzklopfen.
    Auf ihrer wilden Flucht den schmalen Pfad hinunter und durch dicke Rauchschwaden mussten sie immer wieder fliegenden Funken ausweichen. Bald waren sie von oben bis unten mit Asche bedeckt, und vom Qualm tränten ihnen die Augen, sodass ihnen rußige Rinnsale die Wangen hinunterliefen. Erleichtert bemerkte Alice im Nebel ein weißliches Schimmern, das bedeutete, dass sie den Busch fast hinter sich hatten. Als sie das Flussbett erreichten, brannte das Unterholz um sie herum lichterloh, und die Hitze drohte ihnen die Haut zu versengen. Die Flammen züngelten mit beängstigender Geschwindigkeit die hohen Gummibäume hinauf, deren Wipfel binnen weniger Minuten brannten wie Zunder.
    Gefolgt von Ben, hastete Alice das Flussbett hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Dahinter befanden sich die sicheren Koppeln, und als sie an die beschützenden Arme ihrer Mutter und an Timmys aufgeregtes Juchzen dachte, wurde sie noch schneller. Zitternd vor Angst und Erschöpfung, sogen sie in tiefen Zügen die frische Luft ein und rannten über die große Koppel zum Haus. Ben bekam vor Angst einen Schluckauf.
    »Mum sagt, es kommt nicht über das Flussbett«, meinte Alice beruhigend, eilte aber dennoch in unverminderter Geschwindigkeit auf das Haus zu.
    Als sie feststellte, dass der Wagen nicht auf dem Hof stand, verließ sie erneut der Mut. Mutter und Timmy waren noch nicht zurück. Hinter sich hörte sie, wie Bäume krachend zu Boden fielen, sodass Fontänen aus Asche und Funken in die Luft gewirbelt wurden. Mit entsetzlicher Geschwindigkeit sprang das Feuer von Baum zu Baum über und hatte sich binnen Sekunden nach allen Seiten ausgebreitet. Nur das Flussbett verhinderte, dass es den Hügel hinunter und auf das Haus zufegte.
    Schluchzend vor Erschöpfung stürmte Alice die hölzerne Treppe zur Veranda hinauf, wobei sie zwei Stufen auf einmal nahm. Oben angekommen, drehte sie sich, erleichtert, wieder zu Hause zu sein, zu Ben um. »Jetzt kann uns nichts mehr passieren, Ben«, keuchte sie. »Dad hat rings ums Haus eine Feuersperre angelegt.«
    Sie schlang den Arm um ihren kleinen Bruder und umarmte ihn rasch, während sie mit tränenden Augen ängstlich den brennenden Busch absuchte. Wie lange konnte der Graben das Feuer abhalten?
    »Jetzt müssen wir es machen wie in der Übung, Ben«, verkündete sie dann, während sich ihre Gedanken überschlugen.
    Sie schob Ben durch die Fliegengittertür zur Vordertür hinein in das leere Haus. Nachdem sie ihre Schultasche auf den Boden geworfen hatte, eilte sie zum offenen Fenster.
    »Mum!«, rief Ben ängstlich. Er ließ seinen Tornister neben den von Alice fallen und rannte in die Küche.
    »Sie kommt bald nach Hause. Hilf mir, alles zuzumachen, Ben!«, rief Alice und schloss hastig Türen und Fenster. Sie konnte sehen, dass das Feuer auf der anderen Seite des Grabens verharrte, fühlte sich aber weniger selbstsicher, als sie klang. Warum hatte es ausgerechnet heute passieren müssen? Die Worte ihrer Mutter hallten ihr in den Ohren. »Es könnte auch sein, dass ich einmal nicht zu Hause bin …«
    »Bitte mach, dass sie gleich da ist«, schickte Alice ein Stoßgebet zum Himmel. Sie spürte, wie die Panik zurückkehrte. Doch sie nahm sich zusammen. Als sie in die Küche ging, wäre sie fast mit Ben zusammengestoßen, der ihren schwarzen Welpen auf dem Arm trug. Matty war ein Geschenk ihrer Mutter. Das Hündchen bellte aufgeregt und zappelte verstört herum.
    »Ach, der arme Matty!«, rief Alice und war kurz von ihren eigenen Ängsten abgelenkt. Sie streichelte das winzige, unruhige Tier und ließ sich von seinem weichen, warmen Körper trösten.
    »Jetzt kann uns doch nichts mehr zustoßen, oder, Alice?«, fragte Ben ängstlich und drückte Matty fest an sich.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Alice. Wieder eilte sie zum Fenster und betete, ihre Mutter möge endlich zurückkehren. Eine Herde aufgescheuchter Kängurus hoppelte über die Weide. Die Straße lag verlassen da. Doch im nächsten Moment sah Alice zu ihrer Erleicherung das Familienauto durch die brennenden Bäume auf das Haus zurasen.
    »Sie ist da!«,

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