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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Handtuch gehüllt, in der Küchentür stand, sodass das Wasser auf den Schieferboden tropfte. Mutter hatte den kleinen Jungen auf den Arm genommen und alle mit einem freundlichen Lächeln und liebevoll, allerdings mit Nachdruck, daran erinnert, dass es sich um einen echten Notfall handelte.
    Gemeinsam waren sie ihr ins kühle Badezimmer gefolgt, wo sie sich kichernd unter zwei riesige Handtücher und umgeben von Wassereimern in die alte emaillierte Badewanne hockten. Die Augen vor Aufregung weit aufgerissen, kauerte der kleine Timmy auf dem Knie seiner Mutter und zupfte mit seinen Händchen an dem Handtuch über ihren Köpfen, während Ben auf Alices Schoß herumzappelte. Alice hatte an dem dichten schwarzen Haar ihrer Mutter herumgespielt, das so sehr ihrem eigenen ähnelte, und gesehen, wie ihre blauen Augen vor Liebe überflossen. Sie hatten gelauscht, während Mutter ihnen die Verhaltensregeln bei einem Buschfeuer aufzählte, und ihre Worte hatten sich in Alices Gedächtnis eingebrannt. »Denkt immer daran, zuerst ins Haus zu gehen. Bei einem Buschfeuer brennt das Haus zuletzt und ist deshalb der sicherste Zufluchtsort. Erst wenn das Haus Feuer fängt, dürft ihr nach draußen, und haltet euch immer dort auf, wo der Boden bereits abgebrannt ist.«
    Nachdem sie alles noch einmal geübt hatten, waren sie endlich wieder hinaus in den Sonnenschein gelaufen und hatten Brot mit wildem Honig gegessen und dazu köstliche hausgemachte Limonade getrunken.
    Doch obwohl Alice bestens Bescheid wusste, spürte sie, wie sie der Mut verließ. Sie beschleunigte ihren Schritt. Mit einem Blick auf Ben, der neben ihr hereilte, betete Alice, ihre Mutter möge inzwischen vom Arzt zurück sein: Timmy war nun schon zum dritten Mal an einer Mandelentzündung erkrankt, und Mutter hatte sie vorgewarnt, es könne ein wenig später werden.
    Plötzlich erfasste ein Windstoß Bens Kappe und wehte sie ins Unterholz. Ohne nachzudenken, lief der kleine Junge seiner Kopfbedeckung nach. Im selben Moment zerriss ein fürchterlicher Knall die Luft, sodass die beiden Kinder vor Schreck einen Satz machten. Dicht neben Ben brach eine winzige Flamme aus dem trockenen Gebüsch. Im nächsten Augenblick züngelte eine zweite und dann eine dritte empor, die jedoch rasch wieder erstarb.
    Allerdings reichte das, um die Geschwister in Angst zu versetzen. Hand in Hand rannten sie so schnell sie konnten auf das Ende des von dichten Bäumen gesäumten Pfades zu, der sie in das offene Gelände oberhalb ihrer Farm führen würde. Inzwischen war der Wind stärker als zuvor, fächelte die fast erloschenen Flammen wieder an und trieb kleine Rauchwolken vor sich her, die die Kinder umwaberten und immer dichter wurden, während sie weitereilten. Alices vor Furcht weit aufgerissene Augen blickten hastig hin und her, und sie spürte, wie ihr auf ihrer wilden Flucht das Herz in der Brust klopfte.
    »Duckt euch! Keine Panik!« Trotz ihrer Angst gingen ihr immer wieder die Worte ihrer Mutter im Kopf herum. »Ein Feuer braucht Zeit, um sich aufzubauen. Am Anfang ist der Rauch viel gefährlicher.« So lange der Wind aus dieser Richtung wehte, konnte ihnen verhältnismäßig wenig geschehen. Allerdings wusste Alice, dass sich das jederzeit ändern konnte. Dann würde der Wind die Flammen direkt auf sie zutreiben. Ringsherum hörten sie das Knistern brennenden Laubes, als der Wind zunahm und das Feuer auf das Gestrüpp übergriff. Der Busch rechts von ihnen war noch unversehrt, aber mit jedem Schritt ließ die Sicht nach, und vom Rauch brannten ihnen bereits die Augen. Ben begann zu husten.
    »Dein Hemd!«, keuchte Alice, als ihr ebenfalls Rauch in die Lungen drang. Das kostbare Buch immer noch umklammert, lüpfte sie ihren Rock und hielt ihn sich vors Gesicht.
    »Ich habe Angst«, wimmerte Ben, von Hustenanfällen geschüttelt.
    Alice blieb stehen. Rasch stopfte sie das Buch in ihren Tornister und schulterte die Schultasche wieder. Mit zitternden Händen zog sie Ben das Hemd aus der Hose und bedeckte damit sein angstverzerrtes Gesicht, um Nase und Mund zu schützen. Ben brach in Tränen aus.
    »Alles wird gut, Ben! Gleich sind wir zu Hause bei Mum und Timmy«, beruhigte sie ihn, die Stimme durch den Rock gedämpft. Sie zwang sich zu einem Lachen, als sie stolperten und beinahe gestürzt wären. Bens bleiches Gesicht wirkte schon weniger verängstigt. Zusammen hasteten sie weiter den Pfad entlang. Immer wieder loderten neue Flammen neben ihnen auf und griffen mit ihren

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