Weites Land der Träume
so machen, wie wir es mit Mum geübt haben«, befahl Alice Ben. »Geh und füll die Eimer!« Ben brach wieder in Tränen aus. Alice war kurz davor, den Mut zu verlieren, und auch sie hatte Mühe, das Weinen zu unterdrücken.
»Du musst mir helfen, Ben«, flehte sie und schob ihn in Richtung Waschküche.
In den nächsten Minuten hastete Alice durchs Haus und schloss verzweifelt Fenster und Türen. Die hektische Betriebsamkeit half ihr, sich von dem Grauen der letzten halben Stunde abzulenken. Während sie Ben Anweisungen gab und versuchte, dabei nicht über Matty zu stolpern, der bellend um sie herumsprang und ihnen im Weg stand, fühlte sie sich, als wache ihre Mutter über sie.
Als sie ins Badezimmer gingen, spürte Alice hysterisches Gelächter in sich aufsteigen. »Siehst du, Mum«, rief sie, ohne nachzudenken. »Ich habe zugehört und mir alles gemerkt.« Doch dann fiel es ihr wieder ein. Ihre Augen verdunkelten sich und sie versuchte, nicht an das furchtbare Erlebnis zu denken.
»Müssen wir auch sterben wie Mummy und Timmy?«, fragte Ben, der verängstigt unter dem Waschbecken kauerte.
»Natürlich nicht, du Dummerchen«, erwiderte Alice laut, um das Dröhnen des Buschfeuers zu übertönen. Sie durfte jetzt nicht an ihre Mutter und Timmy denken. Stattdessen betete sie, dass die Feuersperre ihres Vaters halten würde, denn dann konnte ihnen nichts geschehen. Allerdings gab es keine absolute Gewissheit.
Obwohl die in die Türritzen gestopften nassen Handtücher nicht genügten, um das Eindringen des Rauches zu verhindern, war das Badezimmer mit seinem Betonboden und dem einen winzigen und fest geschlossenen Fenster für den Augenblick der sicherste Raum im Haus.
»Wir müssen in die Wanne klettern, Ben«, sagte Alice und hielt ihrem Bruder die Hand hin. Als Ben unter dem Waschbecken hervorkam, half sie ihm über den Rand der alten Badewanne. Nachdem sie den jaulenden Matty auch hineingesetzt hatte, stieg sie auch in die Wanne und zog Ben auf ihr Knie. Wieder begann der kleine Junge zu weinen.
»Ich will zu Mummy«, schluchzte er.
Alice drückte ihn fest an sich. Bei seinen Worten schnürte es ihr die Kehle zusammen, und eine einsame Träne rann ihr die Wange hinab. Dies war die Wirklichkeit, vor der Alice sich immer gefürchtet hatte. Diesmal würde es kein Honigbrot bei Sonnenschein geben.
Kapitel zwei
Im Busch tobte bereits das Feuer, als Thomas Ferguson nach drei Monaten vom Schafescheren zurückkehrte und aus dem Zug aus Innamincka sprang, bevor dieser noch richtig zum Stehen gekommen war. Die ganze Welt hatte sich orange verfärbt.
Die Stadt war bedroht, und die Bevölkerung wurde evakuiert. Überall sah man Menschen, die ihre Häuser mit Schläuchen abspritzten oder mit Wertgegenständen, die sie vor den Flammen zu retten versuchten, zu ihren Autos eilten. Die Männer von der freiwilligen Feuerwehr brüllten Befehle und bemühten sich, das Dröhnen der Flammen übertönen, während sie dicke Schläuche zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten schleppten.
Beim Anblick des Rauches und der Flammen auf der Straße, die zu seiner Farm führte, schnürte es Thomas vor Angst die Kehle zu. Er dachte nur an die Sicherheit seiner Frau und seiner Kinder, als er zu einem seiner Bekannten hinüberhastete, der am Steuer eines Löschzugs saß. Ohne zu überlegen, riss er die Tür des Fahrzeugs auf und versuchte, den kräftig gebauten Mann vom Fahrersitz zu zerren.
»Hey! Was zum Teufel soll das?«, fragte der Feuerwehrmann überrascht.
»Ich muss zu Mary Ellen und den Kindern!«, schrie Tom.
»Da ist kein Durchkommen, alter Junge. Du würdest bei lebendigem Leibe gebraten.«
»Ich muss zu ihnen.« Thomas versuchte, seine Panik zu unterdrücken, und packte den Feuerwehrmann wieder am Arm. Aus der folgenden Rangelei ging der Feuerwehrmann als Sieger hervor. Hustend taumelte Thomas zurück.
»Sei doch kein Narr, Mann. Was hat deine Familie davon, wenn du dich umbringst?«, schimpfte der Feuerwehrmann, als Tom erneut eine Schlägerei anzetteln wollte. Rasch wühlte er in seinen Taschen und warf Thomas einen Schlüsselbund zu. »Hier, nimm meinen Pickup, falls du wirklich lebensmüde bist. Die Karre steht drüben vor dem Laden.«
Ohne die Warnung zu beherzigen, stürmte Thomas zu dem Geländefahrzeug, sprang hinein und brauste in den Qualm und Nebel. Doch schon wenige Sekunden später wurde ihm klar, dass weiterfahren unmöglich war. Die Augen tränten ihm vom Rauch, so dass er kaum etwas sehen konnte, und
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