Weites Land der Träume
bald hustete er so heftig, als würde es ihm jeden Moment die Brust zerreißen. Ihm blieb nichts anderes übrig als umzukehren.
Verzweifelt half er bei den Evakuierungsmaßnahmen und ergriff mit den anderen die Flucht, als die Flammen durch das Städtchen rasten und eine Schneise der Verwüstung zurückließen. Erst als das Feuer spät am Nachmittag vorbei war, machte sich der inzwischen völlig erschöpfte Thomas auf den Weg zu seiner fünfzehn Kilometer entfernten Farm. Unterwegs klatschten dicke Regentropfen gegen seine Windschutzscheibe.
In all den Jahren, die Thomas nun dieses Land bewirtschaftete, hatte er noch nie eine solche Verheerung gesehen. Sein Magen krampfte sich zusammen, als der Geländewagen durch die verkohlte Landschaft holperte. Am Straßenrand lagen die Kadaver der Schafe, die sich in ihrer Todesangst zusammengedrängt hatten. Der Wagen war von einem beißenden Geruch erfüllt. Welche Chance hatten Mary Ellen und die Kinder in dem tosenden Inferno gehabt?
Und dann öffnete der Himmel seine Schleusen.
Der Regen ließ bereits nach, als Thomas den Wagen ruckartig vor den verkohlten Überresten seines Zuhauses zum Stehen brachte. Er sprang aus dem Fahrzeug, suchte nach einem Lebenszeichen und hoffte, seine Familie möge wie durch ein Wunder überlebt haben. Nach dem heftigen Regenguss dampfte der heiße Boden noch. Von dem Haus, das er liebevoll mit eigenen Händen gebaut hatte, war nur noch der Backsteinkamin übrig. Dieses Haus war das einzige Versprechen an seine Frau Mary Ellen, das er je gehalten, der einzige ihrer Träume, den er ihr je erfüllt hatte. Nun konnte er sehen, wo die Steine in der unbeschreiblichen Hitze zerplatzt waren. Die Metallteile waren geschmolzen und flüssig geworden wie Wasser. Entsetzt starrte er auf die geisterhaft schwarzen Umrisse der massiv gemauerten Nebengebäude und der früher so majestätischen Bäume.
Als er die ausgebrannte Karosserie des Autos bemerkte, dessen Motorhaube von einem verkohlten Ast eingedrückt worden war, blieb ihm fast das Herz stehen. Wie in Zeitlupe rannte er auf den Wagen zu, wo ihm ein Blick seine grausige Vermutung bestätigte. Seine geliebte Mary Ellen, im Tod fast nicht zu erkennen, war über der Leiche seines jüngsten Sohnes zusammengesackt. Ungläubig betrachtete er die sterblichen Überreste seiner Frau und seines Kindes, ohne das Grauen wirklich erfassen zu können. Doch dann durchdrang langsam ein Gedanke den Nebel der Verzweiflung: Alice und Ben waren nicht im Wagen. Es bestand immer noch Hoffnung, dass sie das Feuer überlebt hatten. Mit neuem Mut rannte Thomas zurück zum Geländewagen, ließ den Motor an, legte den Gang ein um dann schlagartig innezuhalten. Wohin sollte er nur fahren?
Das plötzliche Nachlassen des Lärms sagte Alice, dass das Feuer vorbei war. Das schreckliche Dröhnen und Knistern war verklungen, und man hörte nur immer wieder ein Krachen, da im Busch weiterhin brennende Bäume umstürzten. Allerdings hatte sich ihre Angst noch nicht völlig gelegt. Vorsichtig hob sie das Handtuch und schnupperte. Die Luft in dem winzigen Badezimmer war verhältnismäßig frisch. Nachdem sie sich von dem schlafenden Ben losgemacht hatte, griff sie nach Matty und kletterte aus der Badewanne auf den Betonboden. Sie setzte den Hund ab und zog langsam einen Zipfel des feuchten Handtuchs von der Tür weg. Als kein Rauch zu sehen war, machte sie die Tür langsam einen Spalt auf, bis die Lücke so groß war, dass sie in den Flur hinausschlüpfen konnte. Matty trottete hinter ihr her. Erleichtert stellte sie fest, dass sie wieder Luft bekam. Doch als sie einen Blick auf den Boden warf, wurde ihr klar, dass die Gefahr noch nicht gebannt war. Die Glutstückchen, die unter das Haus geweht worden waren, hatten Feuer gefangen, und Rauch quoll durch die Bodendielen.
»Ben, schnell, wir müssen hier raus!« Alice eilte zurück ins Badezimmer und rüttelte ihren Bruder wach. Ben riss erschrocken die Augen auf, und Alice zerrte ihn aus der Wanne.
Hastig schob sie ihn zur Vordertür hinaus über die qualmende Veranda. Obwohl das Feuer vorbei war, wusste sie, dass immer noch Gefahr drohte. Die Schneise, die die Flammen geschlagen hatten, war zwar deutlich zu sehen, doch es gab immer noch genug Brennbares. Außerdem konnte der Wind jeden Moment drehen, sodass sich der umliegende Busch erneut entzündete. Es fehlte nicht viel und die Glut sprang auf die trockenen Bodendielen über und setzte das ganze Haus in Brand. Vor ihnen erhoben
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