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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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und sich von dem lächelnden Publikum belehren lassen. Als sie abstieg, hielt Zack eine kleine Ansprache. »Wir schenken nicht jedem x-beliebigen ein gutes Pferd«, verkündete er. »Besonders nicht fremden Engländerinnen, die so einfach hier hereingeschneit kommen. Aber ich finde, daß dieses Mädchen sich seine Sporen verdient hat. Was meint ihr dazu?« Alle klatschten, und er fügte hinzu: »Außerdem wurde Merry auf Black Wattle geboren, und sie findet immer nach Hause. Wenn Sibell sich verirrt, müssen wir nicht nach ihr suchen.« Als alle wieder zu ihrer Arbeit zurückkehrten, wurde Charlottes Pferd aus dem Stall herbeigeführt. »Haben Sie Lust, jetzt auf Merry auszureiten?« fragte sie. »Gerne«, antwortete Sibell. »Ich zeige Ihnen den Steinkreis«, meinte Charlotte zu Sibell, nachdem sie einige Zeit geritten waren und auf einen dichter bewachsenen Teil des Busches zuhielten. Bei näherer Betrachtung stellte er sich als Wald heraus, wo es keinen Pfad gab. Mühelos trabten die Pferde zwischen den Bäumen hindurch. Das Sonnenlicht fiel durch das Blattwerk. Als sie immer tiefer in den Wald hineinritten und weit und breit kein Laut mehr zu hören war, wurde Sibell von einem unbehaglichen Gefühl ergriffen. Der Wald erschien ihr wie eine verlorene Welt. Merkwürdige grüne Schlingpflanzen hingen von den Baumkronen, erstickten die Zweige und baumelten vor ihren Gesichtern. Sie schoben das Grünzeug beiseite und ritten weiter. Ihre Pferde mußten seltsame, gedrungene Bäume umrunden, die aus dem struppigen Gras emporwuchsen. »Wir nennen diese Bäume schwarze Jungen«, erzählte Charlotte, »da sie keinen wirklichen Namen haben. Offenbar handelt es sich um eine Kreuzung zwischen Farn und Palme. Casey sagt, es sind Pflanzen aus der Urzeit.« Sibell sah sich ängstlich um. »Alles ist so leer hier«, meinte sie, doch Charlotte lachte sie aus. »Glauben Sie das bloß nicht. Die Tiere, die in diesem Wald leben, zeigen sich nur nachts, es sind kleine, pelzige Racker. Casey kann Ihnen alles über sie erzählen. Sie sollten ihn überreden, einmal nachts mit Ihnen hierher zu reiten.« »O ja«, entgegnete Sibell höflich. Aber sie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als sich nachts in diesem Wald aufhalten zu müssen. Als sie eine Lichtung erreichten, stieg Charlotte ab, band ihr Pferd an einen Baum und ging suchend umher. Schließlich zeigte sie auf behauene Felsen, die wie kleine Grabsteine aussahen. »Sehen Sie«, sagte sie. »Das ist der Steinkreis.« Sie schob verfilztes Gras beiseite. »Die Steine sind fast völlig im Boden eingesunken, aber wenn man lange genug sucht, findet man sie. Sie bilden einen Kreis. Wahrscheinlich befinde ich mich gerade genau in der Mitte.« »Steht etwas darauf geschrieben?« fragte Sibell, die den Kreis auf ihrem Pferd umrundete. »Du meine Güte, nein. Die Aborigines können nicht schreiben. Sie haben nur Höhlengemälde und mündliche Berichte, um ihre Geschichte zu überliefern.« Sibell war enttäuscht. Es gab doch nicht so viel zu sehen, nur bröckelnde, alte Steine. Doch da sich Charlotte diesen Ort für eine Rast ausgesucht hatte, beschloß sie, ebenfalls abzusteigen. Sie ging zu einem umgestürzten Baumstamm hinüber, der neben den riesigen Bäumen lag. »Wie ist die Stute?« fragte Charlotte. »Es ist eine Freude, sie zu reiten – sie geht so gleichmäßig –, und sie scheint sich im Busch gut auszukennen. Mühelos hat sie den Weg hierher gefunden.« »Das ist gut. Übrigens, an dieses Geschenk sind keine Bedingungen geknüpft. Wenn Sie uns verlassen wollen, können Sie sie mitnehmen.« »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber ich habe sowieso nicht vor, irgendwo hinzugehen.« »Gefällt Ihnen das Leben auf der Farm?« Sibell lachte. »Es gefällt mir sehr gut hier. Aber ich bin nicht wie Maudie. Für die wirklichen Arbeiten hier draußen bin ich nicht geschaffen.« »Seien Sie sich da nicht so sicher. Wenn wir wollen, daß der Fortschritt Einzug in den Norden hält, müssen wir dafür sorgen, daß sich hier mehr Frauen niederlassen. Auf einer Farm werden zwei Arten von Frauen gebraucht.« »Und die wären?« »Nun, Maudie eignet sich für die harte Arbeit. Sie packt mit an, ist so gut wie jeder Farmarbeiter und läßt sich durch nichts erschüttern.« »Und die andere Art ist wohl die, die zu nichts nütze ist.« »Du meine Güte, nein. Diese Frauen sind für die angenehmen Seiten des Lebens zuständig. Sie verwandeln ein rauhes Farmhaus in ein Heim und halten die

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