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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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wie die Weißen nichts versäumen. Sibell sicherte sich einen ausgezeichneten Beobachtungsposten. Sie hockte oben auf einem hohen Zaun, auf der einen Seite Charlotte und auf der anderen Netta, das Hausmädchen, neben sich. Wer nicht das Glück gehabt hatte, einen Sitzplatz auf einem Zaun zu finden, drängte sich um das Lattenwerk und blickte zwischen den Brettern hindurch in die staubige Arena. Die Zureiter verrichteten Tag um Tag ihre Arbeit und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Das meiste Aufsehen erregten die besonders widerspenstigen Pferde, die sich heldenhaft gegen ihre Unterwerfung wehrten. Hier bot sich den Reitern von der Farm die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen, und es bestand kein Mangel an Freiwilligen. Von anderen Farmen kamen Männer herbei, um sich am Wettstreit zu beteiligen, und auch einige Pferdehändler stießen dazu. Das gewaltsame Schauspiel schlug Sibell in seinen Bann, denn die prächtigen Pferde, die wild gegen die kräftigen Gatter traten, waren für die Reiter, die sie ohne Sattel ritten, eine große Herausforderung. Noch nie zuvor hatte Sibell solche Pferde gesehen. Für sie war ein Pferd immer ein zahmes Tier gewesen, manchmal eigensinnig, aber von Geburt an ans Zaumzeug gewöhnt. Diese Pferde allerdings waren richtiggehend gefährlich; sie bissen, wieherten schrill und schlugen kräftig aus. In Sekundenschnelle wurde Reiter um Reiter abgeworfen, gegen die Zäune geschleudert, unter stampfende Hufe gestürzt oder unter den Spottrufen der Zuschauer aus der Arena gejagt. Und es gab auch Verletzte – einige Männer humpelten aus der Arena, und zwei mußten sogar getragen werden. Als die Männer anfingen, nach den »Bossen« zu rufen, machte Charlotte ein ängstliches Gesicht: denn jetzt war der Zeitpunkt gekommen, da die Hamiltons ihre Reitkünste unter Beweis stellen mußten. Und sie wußte, daß Zack und Cliff als Besitzer der Farm alle anderen übertreffen mußten. Es wurde erwartet, daß sie den Männern hier und jetzt zeigten, warum sie das Recht hatten, ihnen Befehle zu geben. Nur mit einem Hanfseil gesichert, das einen schmerzhaften Sturz auf die Erde verhindern sollte, bestieg Cliff einen schwarzen Hengst, der in einen schmalen Pferch eingesperrt war. Auf dem Rücken des Tieres preschte er in den Ring, während die Zuschauer die Sekunden zählten. Cliff hatte keine Gelegenheit, seine Reitkünste vorzuführen: Er klammerte sich an den Bauch des sich aufbäumenden, bockenden Pferdes, das gefährlich nah auf die Zäune zuraste, bis es plötzlich ruckartig stehen blieb und rasch in die Knie ging. Cliff wurde über den Kopf des Tieres hinweggeschleudert. Und dann war Zack an der Reihe. Mit wehendem blondem Haar saß er auf dem schwarzen Pferd, das wie wild ausschlug. Zwar hielt er sich am Strick fest, aber das Gleichgewicht mußte er mit den Beinen halten, die er mit aller Kraft gegen den breiten Leib des Pferdes gepreßt hielt. Der Hengst tobte und drehte sich blitzschnell im Kreis herum, wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt. Dabei schnappte er mit gelben Zähnen wütend nach dem Bein des Reiters. Dann bäumte er seinen schimmernden Leib auf, sprang mit allen vieren in die Luft und schlug gleichzeitig mit den Hinterbeinen heftig aus. Sibell dachte schon, Zack hätte den Kampf gewonnen, doch dann ließ sich der Hengst neben dem Zaun zu Boden fallen, um Zack einzuklemmen und zu zerquetschen. Dieser sprang rasch zur Seite. Das Publikum pfiff und johlte, als Zack die Flucht ergriff. Das Pferd erhob sich schnaubend und galoppierte triumphierend durch den Ring. Zack hatte länger durchgehalten als Cliff, weswegen er als Sieger des Wettbewerbs galt. Sibell beobachtete, wie die Männer sich anstießen, ihm lachend gratulierten und ihre Wetten bezahlten. In Sibells Augen war das alles nur ein Spaß, doch als sie davongingen, bemerkte sie, daß doch nicht alles zum besten stand. Es war Maudie. »Eigentlich hättest du gewinnen sollen«, sagte sie zu Cliff. »Du hast den Gaul müde geritten und es Zack leichter gemacht.« Sibell fand diese Bemerkung ziemlich dumm, da das Pferd selbst jetzt keineswegs müde aussah. Diese beiden kurzen Ritte hatten ein so kräftiges Tier wohl kaum schwächen können, und sie erwartete, daß Cliff darüber lachen würde. Aber er tat es nicht. Stattdessen warf er Zack einen beleidigten und verachtungsvollen Blick zu, der sie enttäuschte. Auch Charlotte war dieser Vorfall nicht entgangen. Sie berührte Sibell am Arm. »Jetzt

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