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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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stellte er fest. »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe«, antwortete Josie. »Monatelang ist kein Tröpfchen Regen gefallen. Allmählich träume ich davon.« Vielleicht hatte Jimmy sie mißverstanden. »Großes Traumland hier.« »Was meinst du damit?« fragte Logan, und Jimmy flüsterte: »Viel Zauber. In diesem Land gibt es einen starken Zauber.« Dann wechselte er das Thema. »Wann reiten wir los, Boß?« »Wohin?« Josie fuhr auf. »Morgen muß ich nach Pine Creek reiten«, erwiderte Logan. »Außer mir kann niemand das Gold hinbringen.« »Ich verstehe.« Sie klang gereizt. »Und wann hattest du vor, mir das mitzuteilen?« »Ich erzähle es dir jetzt«, polterte er. Doch er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er es ihr wirklich erst im letzten Moment hatte sagen wollen. »Du bist ja versorgt. Die schwarzen Mädchen werden bei dir bleiben. Und es sind auch nur ein paar Tage.« »Nur ein paar Tage. Du nimmst immer alles so leicht, Logan. Was soll ich anfangen, wenn du fort bist?« »Das gleiche wie immer. Nichts!« Er sah sich um. »Dieser verdammte Jimmy hat sich schon wieder in Luft aufgelöst. Ich habe nicht einmal mitbekommen, wie er sich aus dem Staub gemacht hat. Wenigstens hätte er dir für das Essen danken können.« »Danke kommt in ihrem Wortschatz nicht vor«, antwortete sie schnippisch. »Wenn sie dir erlauben, ihnen einen Gefallen zu tun, bedeutet das, daß sie dich mögen. Und wenn sie dich nicht leiden können, bitten sie dich nie um einen Gefallen.« Logan war nicht in der richtigen Stimmung, um sich ihre Vorträge über die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen anzuhören. Er überlegte sich gerade, Simon ein paar Pfund zuzustecken, damit er während seiner Abwesenheit die Minen überwachte.    
     
    * * *
     
    Der Ritt nach Pine Creek war nicht so schlimm wie erwartet. Unterwegs blieben sie von Zwischenfällen verschont, und es war eine Freude, wieder einmal ungehindert dahinreiten zu können, ohne sich mit einem Karren belasten zu müssen. Logans Angst vor Buschräubern schwand so rasch, daß er schon in Erwägung zog, diesen Ritt noch öfter zu unternehmen. Eine gute Abwechslung nach dem Alltag in den Minen, wo er immer einspringen mußte, wenn die Arbeitskräfte knapp waren. Er lieferte das Gold beim Polizeirevier ab und stellte Jimmy mit seinem Aborigine-Namen bei den Polizeibeamten vor. Als er hinausging, war er sehr mit sich zufrieden. Jimmy folgte ihm und befingerte den alten Beutel um seinen Hals. »Du wirst ihn noch abnützen«, nahm Logan ihn auf den Arm, doch Jimmy war still. »Die Geister sprechen«, flüsterte er. »Was soll das heißen? Du sprichst in Rätseln.« »Nein, Frau kommt. Frau ist ganz nah.« »Was für eine Frau?« Jimmy machte ein erstauntes Gesicht. »Weiß nicht… aber singt sehr laut.« Logan konnte niemanden singen hören. Allerdings hatte das Wort singen bei den Schwarzen in ihrer mystischen Welt mehrere Bedeutungen, so sagte Josie zumindest. Alles nur Aberglaube. Er ging, gefolgt von Jimmy, über die Straße zum Laden. Dann blieb der Aborigine vor einem Hotel stehen. »Hier ist es«, verkündete er und wies mit dem Finger darauf. »Wir warten.« »Worauf?« Jimmy tätschelte seinen wertvollen Beutel. »Hier starker Zauber. Er sagt, wir warten hier.« Verärgert ließ Logan ihn stehen. »Wenn du das Warten satt hast, findest du mich im Laden des Chinesen.« Jimmy kauerte sich neben einen Pferdetrog. Er wußte nicht, wie lange er warten mußte, aber es spielte für ihn auch keine Rolle. Mit seinem sechsten Sinn spürte er ganz deutlich, daß seine Anwesenheit hier notwendig war. Und noch ehe sie vor die Tür trat, wußte er ganz genau, mit wem er rechnen mußte. Als Sibell aus dem Hotel kam, war Jimmy nicht im mindesten überrascht. Er ging zu ihr hinüber und zog wie ein höflicher weißer Mann den Hut. Sibell riß erstaunt die Augen auf. »Du meine Güte! Jimmy! Dich trifft man ja überall.« Sie lief die Stufen hinunter auf ihn zu, und er beantwortete lächelnd all ihre Fragen. »Haben Sie schon ein Pferd für mich?« fragte er. Sibell erinnerte sich. Sie hatte ihm einmal ein Pferd versprochen. »Noch kein Pferd?« fragte er mitleidig. Er bedauerte es, daß seine Bitte sie in Verlegenheit brachte. »Nein, noch nicht. Aber ich habe versprochen, dir eines zu beschaffen.« »Ach ja«, antwortete er. »Kommt Zeit.« Sibell wußte, daß das bei den Aborigines »später« bedeutete; es war allerdings auch eine ausweichende Antwort, die genauso gut »niemals«

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