Weites wildes Land
der Abendstern.« Sie blickte auf. »Wie die Sterne leuchten. Darf ich mir etwas wünschen?« »Das ist so üblich.« »Dann wünsche ich mir… daß du mich noch einmal liebst.« »Sibell! Du bist unersättlich!« »Ist das schlimm?« »Nein, es ist wunderbar. Aber wir gehen besser zurück.« Sie tanzte vor Glück, als sie zur Stadt zurückspazierten. Sie dachte sich alle möglichen Pläne für eine gemeinsame Zukunft aus. Dabei hoffte sie, daß er seine Pläne ändern und noch ein paar Tage in Pine Creek bleiben würde. Was Logan anbelangte, hatte er mit seiner Aussage über Josie die Sache auf den Punkt gebracht. Er hatte gesagt, daß es nicht geklappt hatte – wenn auch, ohne seine Ehe zu erwähnen –, und inzwischen war er sich sicher, daß das auch den Tatsachen entsprach. Die Ehe war ein Irrtum gewesen, war gescheitert. Josie beklagte sich zuviel, eigentlich konnte man es eher jammern nennen. Selbstverständlich war sie in Katherine nicht auf Rosen gebettet, aber das ließ sich zurzeit nicht ändern. Auch er mußte sich mit vielen Unbequemlichkeiten abfinden. Ihr ging es doch auch nicht anders als all den anderen Frauen in der Siedlung. Sie arbeiteten, sie lachten, und sie hatten Spaß am Leben. Trotz aller Plackerei waren sie fröhlich und versuchten, das Beste aus den Umständen zu machen. Aber Sibell! Mit ihr war es etwas anderes! Sie ähnelte in vieler Hinsicht einer Katze: geschmeidig, sinnlich und erregend. Und wie eine Katze fiel Sibell immer auf die Füße. Auf typisch weibliche Art hatte sie sich darüber beschwert, nach dem Schiffbruch bei Gilberts leben zu müssen, aber sie hatte gut gelebt. Und jetzt wohnte sie behütet auf einer Farm und wurde wie eine Prinzessin behandelt. Das Mädchen, das er halb ertrunken am Strand aufgesammelt hatte, hatte sich in eine elegante Dame verwandelt, die außerdem noch atemberaubend schön war. Mittlerweile wußte Logan, daß Sibell sich in ihn verliebt hatte, und er war verrückt nach ihr. Er mußte sie einfach haben. Doch wie sollte er sich von Josie befreien? Sie vermißte Ned; er sollte sie nach Perth zurückschicken. Warum nicht? Dagegen konnte sie doch schlecht widersprechen. Und dann konnte er die Scheidung in die Wege leiten. Er nahm Sibell beim Arm und genoß die unverhohlenen neidischen Blicke, mit denen die anderen Männer ihn bedachten. Aber Logan hatte nicht nur Sibell, sondern auch seine Frau falsch eingeschätzt. Josie trug ihr Herz auf der Zunge. Das Jammern über Katherine war ihre Art, mit ihrer augenblicklichen Lage fertig zu werden. Indem sie über alles, was sie störte, schimpfte, redete sie sich die Wut von der Seele. Und sie unterhielt sich auch mit den anderen Frauen, die sich, nachdem sie Logan eben noch beim Vorbeigehen fröhlich gegrüßt hatten, am Brunnen und an den Waschtrögen versammelten, um Katherine und ihre Ehemänner durch den Kakao zu ziehen. Sie beklagten sich ebenso oft über ihre Männer wie Josie, um nicht den Verstand zu verlieren. Josie lud keine Besucher in die häßliche Hütte ein, denn sie hatte es in ihren einsamen Jahren auf der Cambray Farm nie gelernt, Gäste zu bewirten. Außerdem diente ein geselliger Abend den Männern nur als Vorwand, sich zu betrinken. Ihre Kraft schöpfte Josie aus ihrem ehrlichen Interesse an den Sitten und Gebräuchen der Aborigines. Gern unterhielt sie sich mit Broula und Tirrabah, und sie brachte ihnen mehr Englisch bei, damit sie ihr Geschichten erzählen konnten. So neugierig war sie auf das Leben der Eingeborenen, daß sie sogar einige Wörter ihrer Sprache lernte. Für Logan war das nur Zeitverschwendung, aber was bedeutete Zeit schon hier draußen? Sie liebte Logan, sie liebte ihn so sehr, daß sie Jacks Selbstmord inzwischen verwunden hatte. Sie verbannte alle Selbstvorwürfe aus ihren Gedanken, da sie wußte, daß sie ihn früher oder später sowieso verlassen hätte. Und Ned… Zwar vermißte sie ihn, aber sie wußte, daß er in guten Händen war. In Perth war er besser aufgehoben als in Katherine, wo es nicht einmal eine Schule gab. Allerdings schien Logan nicht zu bemerken, daß er sie zuweilen wütend machte. Er sah sich als gepeinigter Ehemann und schmollte oder trollte sich ins Wirtshaus, wenn sie etwas an ihm auszusetzen hatte. Männer! Josie lächelte. Sie würde ihn etwas umgarnen müssen. Schließlich war es allein gar nicht so schlimm gewesen. Eigentlich sogar recht friedlich. Und nun freute sie sich darauf, daß er wieder nach Hause kam. Sie bestellte einen
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