Weites wildes Land
Glitzern. Wie eine Schlange, dachte Zack, dem es gleichgültig war, ob man ihm seine Überlegungen ansah. »Ich gehe mal nachsehen, ob sie da ist«, sagte er und ließ Conal an der Schnur, die den zukünftigen Zaun markierte, einfach stehen. Er ging zur Hintertreppe, wo er Sibell zurief: »Sie haben Besuch.« Sie erschien an der Tür und blickte zu ihm herunter. »Wer ist es?« »Dort hinten«, sagte er. »Mr. Conal.« »Oh!« Sie war verwirrt. Er sah, wie sie zögerte, und seine Haltung versteifte sich. Dies war sein Haus, und wenn Sibell sich mit ihren Verehrern unterhalten wollte, mußte sie das schon an einem anderen Ort tun. Er wollte ihr dies bereits vorhalten, als sie selbst eine Entscheidung traf. »Ich komme herunter.« Sibell war aufgeregt. In ihrem ersten Impuls hätte sie Zack am liebsten gebeten, Logan fortzuschicken, doch sie wollte endlich die Wahrheit wissen. Und zwar von ihm. Aber wenn sie Logan ihre Fragen stellte, hätte dies nur im großen Wohnzimmer der Familie geschehen können… und dort saß Maudie. Also ging sie besser zu ihm hin und führte ihn fort. Wie die Personifizierung großer Mißbilligung stand Zack da, als sie an ihm vorbeieilte. Sie wußte, daß er sie beobachtete. »Hallo, Logan«, sagte sie, wobei sie darauf achtete, Abstand von ihm zu wahren. »Du meine Güte!« Er grinste. »Jedesmal, wenn ich dich wiedersehe, bist du noch schöner als zuvor.« »Was willst du, Logan?« »Ich wollte dich zum Ball des Telegraphenamts am Weihnachtsabend einladen.« »Ach ja? Kommt Josie auch?« »Josie? Warum fragst du nach ihr? Ich habe dir doch gesagt, mit ihr ist es aus.« »Aber du hast mir nicht gesagt, daß sie mit dir hierher gekommen ist.« Er seufzte. »Sibell, wir lassen uns scheiden.« »Also bist du tatsächlich mit ihr verheiratet!« »Um Himmels willen, hier können wir nicht miteinander reden. Gehen wir spazieren, und ich erkläre dir alles.« »Warum sollte ich?« »Sei nicht kindisch«, hielt er ihr vor, weil er wußte, daß sie das aufbringen würde. »Ich bin nicht kindisch«, entgegnete sie. Aber sie trat über die Schnur zu ihm auf den Strand. »Da gibt es vieles, was du mir erklären mußt.« Als sie auf die breite, weiße Sandfläche eingebogen waren, wandte sie sich ihm zu. »Du bist der verabscheuungswürdigste Mensch, den ich kenne. Du bist ein Lügner! Wie kannst du es nur wagen, hierher zu kommen und mich erneut zum Narren zu halten.« Außerhalb der Sichtweite des Hauses baute sie sich drohend vor ihm auf. »Ich habe nicht die Absicht, mit dir spazieren zu gehen, geschweige denn zu einem Ball.« Er legte ihr die Hand auf den Arm, doch sie entzog sich ihm. »Rühr mich nicht an!« »Gut. Ich rühre dich nicht mehr an. Aber dafür hörst du mir zu, oder warum bist du sonst mitgekommen. Anschreien können hättest du mich auch dort hinten.« »Wo ist Josie?« »Soweit ich weiß, irgendwo in Palmerston. Ich habe sie noch nicht gesehen.« »Und wo wohnst du?« »Im Victoria-Hotel. Ich hatte in den letzten Tagen eine Menge Geschäfte zu erledigen. Deshalb habe ich dich nicht schon eher aufgesucht.« »Warum hast du mir nicht erzählt, daß du verheiratet bist?« »Weil ich so glücklich war, dich wiederzusehen. Ich wollte nicht gleich alles wieder verderben.« »So nennst du das also«, schimpfte sie. »Damit meinst du wohl, sonst hättest du mich nicht herumgekriegt.« »Was soll das, Sibell? Wer hat dich herumkriegen müssen? Du hast doch gewollt, daß ich dich liebe; du konntest es kaum erwarten, und dann hast du nicht genug kriegen können. Wenn man eine Jungfrau herumkriegen will, läuft das gewöhnlich anders ab. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß sich für dich etwas geändert hätte, wenn du gewußt hättest, daß ich verheiratet bin.« »Das ist nicht wahr!« fuhr sie ihn an. Sie lief von ihm fort, doch er folgte ihr. »Ja, genauso ist es. Du kannst vor der Wahrheit nicht fortlaufen. Ich habe gedacht, du liebst mich!« Sie war erschöpft, er hatte sie in die Enge getrieben. Und so konnte er sie festhalten. Diese Schlacht hatte er schon fast gewonnen. »Geht es dir besser, wenn ich dir sage, daß ich dich liebe?« »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Erzähl mir von Josie.« »Na gut. Aber nur, wenn du mir versprichst, daß du mich nicht wieder anschreist. Ich glaube, damals auf der Farm der Cambrays hat sie mir vor allem leid getan wegen des elenden Lebens, das sie neben Jack führen mußte. So führte eins zum anderen, und als ich mich ihr offenbarte, hat sie
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