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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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im Garten vor einem üppigen Gin mit Pfefferminzlikör. Neben ihm saßen drei hübsche englische Damen in luftigen Sommerkleidern. Doch auch die können Sibell nicht das Wasser reichen, dachte er, während er ihre überschwengliche Einladung annahm, sich ihnen anzuschließen. Auf der anderen Seite der Straße rollte eine mächtige Woge über den Strand und fraß sich mit unersättlicher Kraft in das Land. Schaum sprühte über das Meergras, und weiße Möwen stiegen kreischend gen Himmel, als mit einer heftigen Windböe eine graue Wolke am Horizont aufstieg.    
     
    * * *
     
    Zack stieß das lange Blatt des Spatens in den Boden und trat es mit dem Fuß noch tiefer hinein. Untätigkeit konnte er nicht ertragen, und deshalb hatte er sich vorgenommen, ihr Strandgrundstück einzuzäunen. Er begann mit der Seeseite, denn ihm war daran gelegen, dem ständig eindringenden Sand einen Riegel vorzuschieben. Er hob ein tiefes Loch für einen Pfosten aus und nahm, nachdem er die Anzahl der Streben abgeschätzt hatte, die er brauchte, um einen soliden Windschutz zu fertigen, den nächsten in Angriff. Das Haus war wegen der besseren Luftzufuhr auf Stelzen gebaut; deshalb konnte der neue Zaun auch nicht die Aussicht versperren. Während der Arbeit dachte er an Sibell. Eigentlich dachte er in den letzten Tagen an nichts anderes mehr. Maudie hatte mit ihr gesprochen und ihm berichtet, daß sie immer noch an diesem Conal hing. »Am besten schlägst du sie dir aus dem Kopf«, hatte Maudie ihm geraten. Doch so leicht wollte Zack nicht aufgeben. Schließlich änderte man gelegentlich seine Meinung. »Du selbst bist das beste Beispiel dafür«, hielt er sich vor. »Wer hat sich die ganze Zeit geweigert, mit Sibell zusammengetan zu werden? Und dafür mußt du jetzt bezahlen, mein Guter.« Er hätte auf Charlotte hören sollen. Mein Gott, wie sie ihm fehlte! Sie und Cliff. Sie drei waren sich so nahe gestanden. Er hatte sich immer noch nicht damit abgefunden, daß er seine Schwierigkeiten nun nicht mehr mit ihnen durchsprechen konnte. Er mußte lächeln. Wenn sie noch am Leben wären, würde er jetzt mit Cliff darüber streiten, wie hoch der Zaun werden und wie er aussehen sollte. Und Charlotte würde mit dem Strohhut auf dem Kopf über das Grundstück schreiten und Anweisungen geben. Deshalb hatte er den Viehtrieb auch unbedingt selbst anrühren wollen. Er war von ihrem Tod so betroffen, daß er es auf Black Wattle nicht mehr aushielt. Jedesmal, wenn er um eine Ecke bog, erwartete er, auf einen von ihnen zu stoßen. Unzählige Male hatte er gemeint, Charlottes Stimme oder Cliffs Lachen zu hören. In gewissem Sinne hatte er es den Schwarzen gleichgetan, sich auf eine Wanderung begeben, war weit fortgereist, bis seine Trauer erträgliche Ausmaße angenommen hatte. Da kam ein Mann über den Strand auf das Haus zu. Zack richtete sich auf und blickte dem Fremden, einem dieser Stutzer mit einem weißen Panamahut, entgegen. »Ich such das Haus der Hamiltons«, sagte er. »Es liegt vor Ihnen«, sagte Zack, der instinktiv wußte, daß Logan Conal vor ihm stand. Daß sich der Mann in der Stadt aufhielt, hatte er aus den Zeitungsberichten über den Prozeß erfahren, der demnächst gegen die Schurken eröffnet werden sollte, die auf Black Wattle den jungen Schwarzen gehängt hatten. »Hübsches Plätzchen haben Sie hier«, sagte Conal. Zack nickte. Sibell las die Zeitung ebenfalls, also mußte sie auch wissen, daß Conal sich in Palmerston aufhielt. Insgeheim hatte Zack schon frohlockt, daß ihr Freund ihr noch nicht seine Aufwartung gemacht hatte, doch diese Freude war nur von kurzer Dauer gewesen. »Darf ich erfahren, was Ihr Anliegen ist«, sagte Zack mit dem Hintergedanken, daß ihm der Fremde bisher noch nicht vorgestellt worden war. »Ich heiße Logan Conal. Und Sie müssen Zack Hamilton sein.« »Ja.« Zack bemühte sich nicht, freundlich zu sein, denn auf diesen Besucher konnte er auch gut verzichten. »Lebt Miss Delahunty bei Ihnen?« erkundigte sich Conal. »So ist es.« Er sah, wie ein Anflug von Ärger über Conals Gesicht zog, und das freute ihn. »Dürfte ich sie sprechen?« Zack nahm ein Handtuch und wischte sich den Schweiß von Hals und Gesicht. Maudie hatte gemeint, Conal sei ein stattlicher Mann, doch er kam zu einem anderen Urteil. Sicher, er hatte wohlgeschnittene und ebenmäßige Züge, doch sein Mund wirkte verwaschen und ungefestigt, was auf Schwäche schließen ließ, und in seinen grünen Augen funkelte ein eigenartiges

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