Weites wildes Land
voranzukommen, waren die Sachverständigen mit Ersatzpferden aufgebrochen. Clarrie hoffte, daß die beiden Damen wirklich auf einen ergiebigen Fund gestoßen waren – denn auf das rauschende Fest freute er sich jetzt schon. Clarrie summte ein Lied, als er sein Büro für die Mittagspause schloß. Wolfram also. Weiter im Süden gab es einen Wolframfund, der bereits abgebaut wurde, und die Minenbesitzer schwammen im Geld. Warum sollte es einer zweiten Mine nicht ebenso gehen? Er verschloß seine Tür und trat auf die Straße vor seinem Büro, um sich zum Mittagessen und zu einer Partie Billard den Herren vom Telegraphenamt anzuschließen.
* * *
Logan trank im nächstbesten Wirtshaus zwei Whiskys. Erst dann konnte er wieder klar denken. Wie er im Spiegel hinter der Bar sah, hatte er vor Zorn rote Flecken im Gesicht, und er versuchte sich zu beruhigen. Wer hatte das getan? Waren die Hamiltons selbst über den Fund gestolpert? Oder war jemand anders auf der Suche nach Bodenschätzen gewesen? »Herr im Himmel!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Eine Gesellschaft namens Morning Glory. Er würde schon noch herausfinden, wer dahintersteckte. Hatte Sibell womöglich jemandem von seiner Entdeckung erzählt? Eigentlich war das die wahrscheinlichste Erklärung. Er hätte wissen müssen, daß Frauen nun mal nicht den Mund halten können. »Verdammter Mist«, rief er, und der Barmann grinste. »Sie hatten wohl einen angenehmen Tag heute, Mister?« »Noch einen Whisky, aber ohne dumme Bemerkungen«, schnaubte Logan. Er hätte eher in die Stadt reiten und seine Schürfrechte anmelden müssen. Aber er konnte schließlich nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, und Katherine lag mehr als zweihundert Kilometer von Palmerston entfernt. Nach dem Datum, an dem die Rechte angemeldet worden waren, hatte er gar nicht erst gefragt; ihm schien es einfacher, selbst nach dem Schuldigen zu suchen. Ihm war klar, daß er zwei ganze Tage verschwendet hatte – nein, zwei Tage damit verbracht hatte, sich im Bijou mit den aufreizenden Frauen und einen nicht enden wollenden Strom von Champagner für die vergangene Zeit zu entschädigen. »Ach, fahrt doch zur Hölle«, schimpfte er, zu niemand insbesonderem. Er hatte größte Lust, geradewegs ins Bijou zurückzukehren, dorthin, wo man ihn schätzte. Aber da waren Josie und seine vermaledeite Aussage vor Gericht. Doch Josie konnte warten; er war im Augenblick nicht in der richtigen Stimmung, um mit ihr zu sprechen. Er hatte gehört, daß die Hamiltons – die hier anscheinend jeder zu kennen schien – in der Stadt waren, und vermutete, daß Sibell sich bei ihnen aufhielt. Es war an der Zeit, Sibell einen Besuch abzustatten. Es in Ruhe anzugehen und herauszufinden, ob sie geplappert hatte. Anschließend konnte er sie in sein Hotel mitnehmen und lieben. Auch die beste Hure war nur ein Appetitanreger. Und Sibell bedeutete ihm etwas. Schließlich ging nichts über eine liebende Frau. Außerdem reizte es ihn, mit einer Schönheit wie Sibell durch Palmerston zu schlendern. Die Leute würden sich die Köpfe nach ihr verdrehen. Zumindest gab es in Palmerston ein gewisses gesellschaftliches Leben. Logan war entschlossen, daran teilzunehmen; ihm fehlten die Freizeitvergnügungen aus seiner Zeit in Perth. Am Heiligen Abend veranstaltete die Telegraphengesellschaft einen Ball, und er hatte sich bereits von den anderen Kunden im Bijou im Verlauf ihrer Ausschweifungen eine Einladung besorgt. Besonders gefallen würde es ihm, wenn er mit Sibell am Arm dort eintreten könnte. Während er überlegte, was er als nächstes unternehmen sollte, fiel ihm sein neuer Freund John Trafford ein, der für die Telegraphengesellschaft arbeitete. Ohne zu wissen, daß er damit Clarries Spuren folgte, bog er ab in die Esplanade. Dort betrachtete er die Gebäude der Telegraphengesellschaft, die recht beeindruckend wirkten. Wie Trafford gesagt hatte: die Gesellschaft machten gern etwas von sich her. Die einstöckigen Sandsteinhäuser hatten einen ungewohnt orangefarbenen Anstrich, der ihnen einen feudalen Eindruck verlieh. Die Quartiere für die Angestellten, der Speisesaal und die Aufenthaltsräume in der Gartenanlage waren ebenso gepflegt wie das eigentliche Bürogebäude. Dies alles wirkte so eindeutig kolonialistisch, daß man nur schwer verstehen konnte, warum sich die Honoratioren der Stadt hier gegenseitig auf die Füße traten, um es sich auf Regierungskosten gut gehen zu lassen. Er traf Trafford in der Bar
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