Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
als sie die Dünen hinaufkletterten. »Da ist noch etwas, was ich mit dir besprechen muß, Sibell. Irgend jemand hat mir die Schürfrechte für die Wolframminen vor der Nase weggeschnappt. Hast du es jemandem erzählt?« »Warum sollte ich?« entgegnete sie. Wollen wir mal sehen, wer mehr Selbstmitleid hat, Logan. Sie wollte in seiner Nähe bleiben, bis er von dritter Seite erfuhr, wer ihm die Wolframminen gestohlen hatte. Er war so überheblich, so überzeugt von sich selbst. Und er glaubte, er hätte sie für immer gewonnen.    
     
    * * *
     
    Trotz des Regens – der heftiger als zuvor vom Himmel prasselte, so daß die Kinder nicht auf der Straße spielen und die Damen nicht flanieren konnten – herrschte in Palmerston fröhliche Weihnachtsstimmung. Die Läden waren mit Eukalyptuswedeln, Luftschlangen und bunten Lampions geschmückt, und Straßenverkäufer boten lebendes Geflügel für den Weihnachtsschmaus feil. Die automatischen Klaviere, die Weihnachtslieder klimperten, klangen immer blecherner, je näher der Heilige Abend heranrückte, da das Klima den heiß geliebten Instrumenten nicht eben zuträglich war. Für den Ball am Weihnachtsabend war Abendgarderobe angesagt, und Logan hatte nicht vor, sich von den Herren vom Telegraphenamt in den Schatten stellen zu lassen. Es gelang ihm, einen Abendanzug zu erwerben, dessen Hosenbeine allerdings ein wenig zu kurz waren. Außerdem roch das gute Stück nach Mottenkugeln. Leider jedoch war in der ganzen Stadt kein gestärktes Hemd mehr aufzutreiben, weshalb er sich auf die Suche nach John Trafford machte, um sich eines auszuborgen. Daß er es überhaupt nötig hatte, einen solchen Aufwand zu betreiben, ärgerte ihn, da er die Zeit lieber am Tresen eines Wirtshauses verbracht hätte. Im Victoria-Hotel wurde bereits lebhaft gefeiert. Übel gelaunt ging er die Cavanagh Street entlang. Dabei mußte er seinen Hut festhalten, damit er ihm nicht von dem stürmischen Wind, der vom Meer herüberwehte, vom Kopf geblasen wurde. Es war ein feuchtwarmer Wind, der keine Abkühlung brachte, sondern nur weitere Regengüsse verhieß. Logan beabsichtigte, Trafford ein wenig die Hölle heiß zu machen. Schließlich hatte er zugesagt, sich für Logan nach den Direktoren der Morning-Glory-Minen zu erkundigen. Doch bislang hatte der Faulpelz noch nichts in dieser Richtung unternommen. »Ich kümmere mich schon drum«, hatte Trafford versprochen, doch dann hatte er keinen Finger krumm gemacht. »Ach, Logan!« vernahm der Angesprochene plötzlich eine Frauenstimme, als er gerade um die Ecke bog. »Ich habe gehört, daß du in der Stadt bist.« Mein Gott! Bitte nicht jetzt! Es war Josie! »Ich hätte dich später schon noch besucht«, sagte er barsch. »Davon bin ich eigentlich ausgegangen«, antwortete sie und stellte sich ihm in den Weg. »Aber im Aufschieben warst du ja schon immer gut. Wann wolltest du denn zu mir kommen?« »Sobald es mir möglich ist.« »Das reicht mir aber nicht. Du kommst heute. Ich bin deine Frau, oder hast du das vergessen? Wir sind hier in einer Kleinstadt, und ich weiß schon seit Tagen, daß du im Victoria-Hotel wohnst. Doch ich fand es zu demütigend, dir hinterherzulaufen. Ich fordere eine Erklärung, was diese Scheidungsgeschichte zu bedeuten hat.« Sie machte sich nicht einmal die Mühe, leise zu sprechen, und schon blieben einige Neugierige stehen, um diesen kleinen Ehestreit zu beobachten. »Und ich möchte gern wissen, wie du darauf gekommen bist, von meinem Geld ein Haus zu kaufen«, zischte er. »Von unserem Geld«, erwiderte sie ungerührt. Dann beruhigte sie sich ein wenig. »Logan, sei kein Dummkopf. Wenn du das Haus erst mal gesehen hast, wirst du deine Meinung ändern. Falls du dich über etwas geärgert haben solltest, bin ich mir sicher, daß wir das Mißverständnis aus dem Weg räumen können.« Als sie so in ihrem marineblauen Kleid mit gebauschten Röcken an dieser zugigen Straßenecke stand, sah sie um einiges besser aus als in Katherine, wie Logan zugeben mußte. Sie hatte keinen Hut aufgesetzt, sondern einen langen Seidenschal um ihr hochgestecktes Haar geschlungen und ihn unter dem Kinn zugeknotet. Die Enden des Schals flatterten fröhlich im Wind. »Also, was ist?« fragte sie. »Oder willst du den ganzen Tag hier herumstehen?« »Später«, antwortete er. »Ich komme später vorbei.« »Weißt du überhaupt, wo das Haus ist?« »Oh, sicher. In der Nähe dieses dreckigen Chinesenviertels.« »Ich sage lieber, daß es neben dem Park

Weitere Kostenlose Bücher