Weites wildes Land
Gewehre nun in seinem Besitz befanden. »Er ist tot«, sagte Buster traurig. »Rory ist tot!« Er rappelte sich auf, holte eine Decke und deckte seinen Freund zu. »Wie hätte ich euch überfallen sollen?« fragte Logan. »Ich war doch unbewaffnet.« Mit tränenverschmierten Augen sah Buster ihn an. »Wirklich nicht? Haben Sie keine im Busch versteckt?« »Nein.« »Dann haben Sie nicht alle Tassen im Schrank, unbewaffnet hier herumzulaufen.« Traurig betrachtete er Rorys Leiche. »Wir haben Ihnen nicht geglaubt.« »Kennen Sie sich hier aus?« »Wie man’s nimmt.« Logan hielt immer noch das Gewehr. »Sie bringen mich zur Black Wattle Farm, und dann lasse ich Sie laufen.« »Black Wattle? Nur über meine Leiche. Außerdem brauchen Sie in der Regenzeit sowieso Flügel, um dahin zu kommen.« »Wir können es immerhin versuchen«, antwortete Logan und hob das Gewehr. »Das legen Sie mal ruhig weg«, meinte Buster. »Es ist nicht geladen; uns ist die Munition ausgegangen.« Wie benommen stand Logan da. Die erdrückende Stille des Buschs, der ihn nun gefangen hielt, legte sich wie ein Schleier über seine Gedanken. »Palmerston«, sagte er. »Sie können mich nach Palmerston bringen.« Buster nahm Rorys Pfeife und zündete sie gemächlich an. »Wie ich die Sache sehe«, sagte er schließlich, »können Sie mich gar nicht umbringen, denn dann kommen Sie nie mehr hier raus. Also hören Sie auf, den großen Mann zu spielen. Immerhin bin ich nicht so dämlich wie Sie. Ohne Partner kommt ein Mann hier draußen nicht weit.« Er fing an, die Gerätschaften zusammenzupacken. »Ich reite jetzt los, und Sie kommen mit. Ich glaube Ihnen Ihre Geschichten zwar immer noch nicht, aber das ist ja jetzt gleichgültig. Und Palmerston können Sie vergessen, jetzt, wo Rory tot ist, bringen mich keine zehn Pferde mehr dahin.« »Ich bezahle Sie gut, wenn Sie mich hinführen.« »Und ich wird’s Ihnen dann heimzahlen. Ich erzähle Rorys Freunden einfach, daß Sie ihn im Schlaf kaltgemacht haben. Sie würden keinen Tag überleben.« Beim Grinsen zeigte er gelbe Zähne. »Los, holen Sie die Pferde.« Logan versuchte es mit einem Bluff. »Aber das Land ist doch unpassierbar. Wohin wollen Sie?« »Wir, alter Junge, wir… oder haben Sie’s schon vergessen? Wir reiten gar nicht erst nach dem Süden, denn dort wimmelt es von Polizisten. Wir reiten nach Osten über die Alligator Rivers ins Arnhemland.« »Das schaffen wir nie.« »Es gibt immer Mittel und Wege: Wir müssen uns nur gleich auf die Socken machen. Und die Schwarzen werden uns helfen, wenn wir ihnen die Gewehre geben. Dann versuchen wir einfach die Hochebene zu erreichen und warten an der Küste ab, bis die Regenzeit vorbei ist.« »Unmöglich«, beharrte Logan. Als sie aufstiegen, wußte Logan, der sich widerwillig auf die Reise machte, daß sie eine Welt betraten, aus der er nie zurückkehren würde.
* * *
Zack fand Sibell im Krankenhaus. »Kommen Sie mit. Wir müssen miteinander reden.« »Nicht dort entlang«, sagte sie, da sie unbedingt der Oberschwester aus dem Weg gehen wollte. »Kommen Sie durch dieses Zelt. Wenn Hilda mich weggehen sieht, reißt sie mir den Kopf ab. Mein Lebtag habe ich nicht so schwer gearbeitet.« »Das ist eine gute Schule für Sie«, bemerkte er, während sie am hinteren Ende des Zelts unter der Zeltbahn durchschlüpften. »Erfahrung in der Krankenpflege werden Sie auf der Farm gut gebrauchen können.« »Also habe ich meine Stellung noch?« »Ja, aber ich brauche nicht nur eine Buchhalterin, sondern auch eine Ehefrau.« Sibell nahm ihre Schürze ab und betrachtete die dichten Bäume mit den gelben Blüten. »Es sind schwarze Akazien«, sagte sie leise. »Die gibt es überall. Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?« »War das eine Frage oder eine Feststellung?« »Eine Frage, Herrschaftszeiten! Heiratest du mich jetzt, oder nicht?« »Wie charmant.« »Bitte, Sibell. Erwartest du etwa, daß ich in diesem Schlamm vor dir auf die Knie falle?« »Nein.« Sie lachte. »Aber, Zack, ich muß dir zuerst noch etwas sagen.« »Sibell, laß mich zur Abwechslung einmal ausreden. Ich liebe dich. Es tut mir leid, wenn du mich in der Vergangenheit immer mißverstanden hast. Aber ich liebe dich, und ich glaube, daß du mich auch gern hast. So, reicht dir das jetzt? Was du mir sagen wolltest, kann noch warten, es ist nicht wichtig für mich. Wirst du mich heiraten?« »Selbstverständlich heirate ich dich, Zack«, antwortete sie ungeduldig, und er nahm
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