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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Erhängen; er ersticht sie mit dem Speer, erschlägt sie mit dem Bumerang, oder vielleicht zerhackt er sie auch. Aber Erhängen hatte es noch nie gegeben – bis jetzt. Nah-keenah hatte dafür gesorgt, daß die Weißen auch verstanden, als was dieser Mord gemeint war: Rache! Nun, die Botschaft war wohl eindeutig. Stunden später holperte das Ochsengespann auf sie zu. Tom blickte fassungslos auf die Opfer. »Das sind sie, ganz klar, Randolph und Anne. Gott sei ihrer Seele gnädig. Nehmen wir sie runter.« Sie mußten Jacks Möbel aufeinander stapeln, bevor sie hoch genug hinaufreichen konnten, um die Erhängten abzuschneiden. Dann wickelten sie die Leichen in Segeltuch. »Wir begraben sie in der Nähe ihres Hauses«, sagte Tom. »Es ist eine Schande. Sie hatten es gerade erst fertig gestellt.« »Wer könnte das gewesen sein?« fragte Jack, dem noch immer übel war. »Schwarze, würde ich meinen.« »O mein Gott!« Plötzlich durchzuckte Jack ein schrecklicher Gedanke. »Hatten sie Kinder?« »Glücklicherweise nicht.« Wie ein Trauerzug rollten die Wagen im Schrittempo durch die hügelige Landschaft zum Wohnhaus der James’. Als sie die Reihe junger Pinien erreichten, die kurz vor dem Gebäude den Weg säumten, blieben sie erneut wie angewurzelt stehen. Zwischen den rauchenden Grundmauern des Hauses ragten einsam nur die Schornsteine auf. »Das reicht«, sagte Jack. »Wir fahren zurück nach Perth.« Und hier vor dieser Szene des Grauens, neben den Leichen ihrer ermordeten Nachbarn, in Anwesenheit des Ochsenführers, des jungen Auswanderers und unter den Blicken ihres Sohnes Ned hatten die Cambrays ihren ersten richtigen Streit. »Nein, wir bleiben«, erklärte, ja befahl Josie. »Wir können nicht umkehren. Wir wären ruiniert.« »Besser als tot.« »Wir müssen eben aufpassen.« »Denkst du überhaupt nicht an unseren Sohn, Frau? Sein Leben ist schließlich auch in Gefahr.« »Du warst es, der sich in den Kopf gesetzt hatte, in die Kolonien auszuwandern, Jack Cambray, vergiß das nicht.« Schließlich zogen sie doch weiter, aber die innige Zuneigung, die sie verbunden hatte, hatte einen Riß bekommen. Zwar war ihre Hütte nicht zerstört worden, doch ihr Zustand war so schlecht, daß sie weiterhin im Freien schlafen mußten. Jack erklärte sich freiwillig bereit, Wache zu halten, doch er hatte eine Flasche Rum bei sich, und als die anderen eingeschlafen waren, war er schon betrunken an der rohen Steinmauer seiner neuen Heimstatt zusammengesunken. Jimmy Moon hingegen hielt die ganze Nacht Wache. Er mochte die Missus, die Josie genannt wurde: Sie hatte Feuer, und beim Anblick der erhängten Schwarzen hatte sie ebenso viel Schmerz empfunden wie beim Tod der Weißen. Lautlos schlich er durch das Gestrüpp, so daß er, sollte er ein paar verstreute Krieger von Nah-keenahs Stamm entdecken, dafür sorgen konnte, daß sie kein Unheil anrichteten: Denn Jaljurras Wort galt etwas beim Stamm der Whadjuck. Das verdankte er nicht etwa seiner Mutter – sie hatte ihre eigenen Gründe für die Umsiedlung in die Stadt gehabt –, nein, aber sein Vater war ein bedeutender Mann gewesen. Gestorben war er nicht durch die Hand der Weißen, sondern im Kampf mit einem anderen Eingeborenen. Dieser Nah-keenah, der blutdürstige Kämpfer, war ihm jetzt einen Gefallen schuldig. Nah-keenah durfte ihm nie etwas zuleide tun. Abgesehen davon, hielt Jimmy sich grinsend vor Augen, war Jaljurra, für seine behenden Füße und seine kräftigen Arme bekannt, ein guter Krieger. Am Morgen wollte er sich ein Versteck mit Waffen einrichten, für den Fall, daß er sie brauchte.    
     
    * * *
     

Jack erzählte seiner Frau nie, welches Grauen er vor den wilden Schwarzen empfand, und da er so gezwungen war, die Last seines Alptraums allein zu tragen, baute er ein Haus, das einer Festung glich. Anstelle von Fenstern hatte es Schießscharten, dunkle Schlitze, die nur dazu dienten, eine der tödlichen Waffen aus seiner Sammlung aufzunehmen und ihm einen freien Blick auf das Land zu gestatten, das er unablässig rodete. Den ganzen heißen Sommer lang und anschließend in der angenehmeren Kühle des südlichen Winters arbeitete er hart und unermüdlich viele Stunden, aber immer hatte er sein Gewehr und den Revolver, den er in einer Tasche am Sattel untergebracht hatte, in Reichweite, und in seiner Furcht, ein Speer könnte sich ihm in den Rücken bohren, blickte er ständig über die Schulter. Bei den Mahlzeiten am Abend schwieg er. Anschließend setzte er

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