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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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zugelaufen und platzte sofort mit seiner Neuigkeit heraus. »Meine Leute sagen, eine weiße Lady und ihr Mann sind da draußen von einem Stamm gefangen worden«, schrie er Jack noch von weitem zu. Nach und nach hatte Jack die Geschichte aus ihm herausgeholt. Jimmy behauptete, der weiße Mann und die Frau würden von wilden Eingeborenen gefangen gehalten, doch im Austausch gegen Eßbares wäre der Stamm bereit, sie freizulassen. »Was sind das für Weiße? Woher kommen sie?« »Sie haben keine Pferde«, sagte Jimmy mit staunend aufgerissenen Augen. Für Jimmy hatten alle Weißen Pferde. »Meine Leute sagen, sie sind von einem großen Schiff gefallen und wie tote Fische an Land gespült worden.« Sie holten Josie herbei, die im Umgang mit Jimmy mehr Geduld aufbrachte. »Schiffbrüchige?« fragte sie. »Wir haben nichts von einem Schiffsuntergang gehört.« »Aber vielleicht… Du weißt doch noch, das schlimme Unwetter vor ein paar Tagen. Es hieß, das wäre der Ausläufer eines Hurrikans, der seine Kraft verloren hat, als er die Küste erreichte.« »Jemand muß hinreiten und nach ihnen sehen«, beschloß sie. »Wir können sie doch nicht einfach der Wildnis überlassen.« »Wenn es sie überhaupt gibt. Genauso gut kann das alles nur Gerede sein. Du weißt doch selbst, daß Jimmy immer alles durcheinander bringt.« »Bestimmt nicht, Boß«, schrie Jimmy. »Wir müssen sie da rausholen, oder meine Leute bringen sie um. Hängen sie auf«, fügte er um der Dramatik willen noch hinzu. Jimmy wollte diese Aufgabe gern selbst übernehmen, er wollte den Ruhm ernten, zwei Weißen das Leben gerettet zu haben. Dann wäre er berühmt. »Sie sind da draußen«, erklärte er noch einmal. »Ganz bestimmt.« »Bei welchem Stamm?« fragte Jack mißtrauisch. »Wer ist das, der uns da dieses Tauschgeschäft anbietet?« Jimmy zeichnete mit dem großen Zeh Figuren in den Staub, um die Aufmerksamkeit von seinem Gesicht abzulenken. Nah-keenahs Name durfte vor den Weißen nicht genannt werden. Immer wieder schickten die Siedler berittene Polizeistreifen aus, um die Rädelsführer, wie sie es nannten, der Eingeborenen aufzugreifen. Deshalb verschanzten sich die Stammesobersten jetzt hinter einer Mauer des Schweigens. Im Gegensatz zu den Vermutungen der Europäer gab es bei den Aborigines keine Häuptlinge im eigentlichen Sinne, sondern nur die Stammesältesten und Männer, die durch ihre Fertigkeit beim Jagen und im Kampf Ansehen erlangt hatten. Während Jimmy sich einen Namen aussuchte, sah er sich gedankenverloren um. Sein Blick fiel auf die Stelle, wo Jack gerade Gestrüpp verbrannt hatte, und ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht. »Marradong«, verkündete er, »Jimmy Moon kümmert sich um das Tauschgeschäft mit dem großen Boß der Aborigines namens Marradong.« Dieses Wort bedeutete in seiner Sprache »verkohltes Holz«, aber das konnten die Weißen ja nicht wissen. »Du solltest ein paar Nachbarn zusammenrufen, Jack«, schlug Josie vor, »und dich dann zu diesem Marradong auf den Weg machen.« Jimmy Moon hätte am liebsten laut losgelacht, doch er beherrschte sich. »Das geht nicht«, erklärte er. »Wenn Sie viele Männer hinschicken, haben meine Leute Angst und machen sich aus dem Staub. Besser, Sie schicken mich und geben mir ausreichend Vorräte zum Tauschen mit.« Sie besprachen Jimmys Vorschlag und beschlossen, obwohl sie Zweifel hatten, einige Lebensmittelvorräte zusammenzupacken. »Wie weit ist es bis zu dem Stamm?« erkundigte sich Josie. »Zwei Tagesmärsche«, antwortete Jimmy. Josie wandte sich an ihren Mann. »Wir müssen ihm ein Pferd mitgeben.« »Was? Bist du noch ganz richtig im Kopf, Frau?« »Er selbst kommt schnell voran, das wissen wir. Aber eine weiße Frau kann da nicht mithalten. Als Schiffbrüchige wird sie kaum in der Verfassung sein, den ganzen Weg hierher zu Fuß zu laufen. Entweder zieht ihr Männer selbst los, oder Jimmy kriegt ein Pferd!«    
     
    * * *
     
    Jimmy Moon konnte sein Glück kaum fassen. Er war ein ausgezeichneter Reiter; er liebte Pferde, und daß er zum ersten Mal ganz allein reiten durfte, wohin er wollte, erfüllte ihn mit Stolz. Auf seinem Weg nach Norden machte er gelegentlich einen kleinen Umweg und besuchte ein Lager seiner Leute, um sein Pferd herumzuzeigen. Hoch aufgerichtet und mit stolzgeschwellter Brust ritt er einher und nickte seinen Freunden gnädig zu. Diese brachen in ein begeistertes Geschnatter aus. Eine Zeitlang war Jimmy so überwältigt von seiner neuen,

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