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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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überreden lassen, auf den Farmen oder in der Stadt zu leben. Die Umgebung von Perth war noch immer die Heimat von etwa fünfhundert wilden Schwarzen, wie die Weißen sie nannten, und Jimmy war manchmal so mutlos, daß er mit dem Gedanken spielte, sich ihnen anzuschließen. Doch dann geschah immer irgendwas, was ihn davon abbrachte. So wie jetzt die Stelle bei Missus Cambray, seine erste richtige Arbeit. Eine Weile konnte er es bei ihr sicher aushalten. Doch nun mußte er sie erst einmal wiederfinden. Auf einem anderen Weg wandte er sich wieder nach Süden, in Richtung auf die Furt am Moore River. Als die Cambrays und das Ochsengespann am zweiten Nachmittag nach ihrem Aufbruch dort eintrafen, wurden sie dort von ihrem schwarzen Helfer erwartet, der unschuldig über das ganze Gesicht grinste. »Wie, zum Teufel, bist du hierher gekommen?« fragte Jack verwundert. »Bin gerannt, so schnell ich konnte, um Sie einzuholen«, erwiderte Jimmy lächelnd. »Die Weißen setzen ja immer an dieser Stelle über.« Nach der Furt wandten sie sich nach Osten. Jetzt durchquerten sie riesige Weideflächen mit zufrieden grasenden Schafen. Mit Hilfe eines Darlehens von der Bank hatte Jack seinen Viehbestand erweitert und einen Viehtreiber bezahlt, der ihnen mit den ungefähr hundert Schafen und der kleinen Herde von Milchkühen folgte. Jack war daran gelegen, daß sie sich schon eingerichtet hatten, bevor das Vieh eintraf. Hinter den schwitzenden Pferden holperte der Wagen den schmalen Pfad entlang. »Tom sagt, die nächste Farm gehört unseren Nachbarn«, erklärte Jack seiner Frau. »Mr. und Mrs. Randolph James. Wir müssen weiter und können jetzt nicht bei ihnen anhalten, aber sobald wie möglich stellen wir uns bei ihnen vor.« »Das Land ist sehr trocken«, gab Josie zu bedenken. »Ja, das stimmt, aber Tom meint, wenn der Regen kommt, dann wird es auf einen Schlag grün. Die wilden Blumen hier sollen zauberhaft sein.« Die letzten Meilen schienen sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Vor ihnen, zwischen den Bäumen, konnte Jack ein weißes Schild schimmern sehen, nach dem er auf Toms Anweisung hin Ausschau halten sollte. Es kennzeichnete die Zufahrt zur Farm der James’. Obwohl die Besitzungen nicht richtig eingezäunt waren, fanden die Siedler offenbar Gefallen daran, ihre Zufahrtswege auszuschmücken – einige mit richtigen Torbögen, und einmal hatten die Cambrays sogar ein Mondtor gesehen, das Glück bringen sollte. Jack fragte sich schon, ob die Pferde wußten, daß ihre Reise sich dem Ende näherte, denn plötzlich wurden sie ungebärdig und nervös. Sie wieherten und schnaubten, und Jack griff fester in die Zügel. In diesem Augenblick entdeckten sie die Leichen. »Gott, Allmächtiger!« Mit einem Aufschrei kletterte Josie hastig nach hinten in den Wagen, wo sie Ned an ihrer Brust barg, damit er nicht noch einen Blick auf dieses grausige Bild warf. »Brrr! Brrr!« Jack gelang es nicht, die Pferde anzuhalten. Erfüllt von Entsetzen liefen sie weiter, bis sie den schrecklichen Ort hinter sich gelassen hatten. Erst als Jimmy nach vorn spurtete und in die Zügel griff, fielen sie in einen langsameren Trott und blieben schließlich stehen. »Bleib hier«, befahl Jack seiner Frau. »Selwyn, du paßt auf sie auf.« Er selbst lief zurück zu den beiden unbekleideten Leichen, die an einem Schild mit der Aufschrift: »Randolph James, Esq.« aufgeknüpft waren. Es konnte kaum Zweifel bestehen, daß diese beiden der Gutsbesitzer und seine Frau waren. Beim Anblick ihrer leeren Gesichter drehte sich Jack der Magen um, und er beugte sich zur Seite, um sich zu übergeben. Er hatte keine Ahnung, was man in solch einem Fall tat. Sollten sie weiterfahren? Man konnte die beiden doch nicht einfach dort hängen lassen. Und wer hatte das getan? Bestand etwa auch Gefahr für ihr Leben? Wie konnte er seine Familie schützen? Er holte sein Gewehr heraus, lud es und ließ seine Frau und seinen Sohn unter den Wagen kriechen, bis Tom bei ihnen eingetroffen war. »Kannst du zurückgehen und sie abnehmen?« bat er Jimmy. »Das traue ich mich nicht«, erwiderte Jimmy mit aufgerissenen Augen, um Angst vorzutäuschen. Wenn die Weißen seine Leute nicht herunterschnitten, dann würde er das mit ihren auch nicht tun. Schweigend nahm er zur Kenntnis, daß der Mann und die Frau nicht an Seilen aufgeknüpft worden waren, wie die Weißen sie benutzten, sondern an zusammengewundenen Ranken. Nah-keenah lernte schnell. Ein Aborigine tötet seine Feinde nicht durch

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