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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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»Das ist wahr genug. Ich begreife nicht, warum diese Leute nicht sein können wie die Inder, die die Briten anerkennen.« »Die Inder?« höhnte Puckering. »Ich habe einige Narben davongetragen, die beweisen, daß die Inder so ruhig nun auch nicht waren.« »Selbstverständlich.« Der Gouverneur legte Puckering eine Hand auf die Schulter. »Und Sie haben in Indien Ihre Frau verloren. Dieses entsetzliche Fieber. Haben Sie sich inzwischen hier eingelebt? Es muß ein schrecklicher Schlag für Sie gewesen sein. Beth war noch so jung.« »Ich komme schon zurecht«, antwortete Puckering abweisend. »Ich habe mir nur gedacht, daß ich diesen Burschen als Vermittler benutzen könnte, um den Frieden zu bewahren. Ein fähiger Offizier soll ihn mit ein paar Männern begleiten und herausfinden, was da draußen vor sich geht. Sie sollen sich mit beiden Seiten unterhalten und Öl auf die Wogen gießen, wenn man so sagen kann.« »Hat er einen Schwarzen namens Marradong erwähnt? Jedesmal, wenn es Ärger mit den Schwarzen gibt, taucht in letzter Zeit dieser Name auf.« »Ha! Ich habe selbst schon von Marradong gehört. Habe diesen Moon geradeheraus nach ihm gefragt und gesagt, welchen schlechten Ruf dieser Häuptling Marradong hat. Doch der Bursche hat nur gelacht. Hat gemeint, einen Mann dieses Namens gebe es nicht.« »Er lügt. Sie alle lügen, wenn es um diesen Kerl geht. Ich befürchte, dieser Moon wird Ihnen keine große Hilfe sein. Vielleicht ist es sogar eine Falle.« »Aber er sagt, Marradong sei nur ein Phantom, eine Erfindung der Eingeborenen.« »In meinen Augen ist er kein Witz«, widersprach Ord. »Laden Sie diesen Moon noch einmal vor, und verhören Sie ihn.« »Das kann ich nicht«, antwortete Puckering erleichtert. Jimmy Moon hatte ihm gefallen, und er hielt den Schwarzen für zuverlässig, denn er hatte einen klaren Blick und sah einem geradewegs in die Augen. Er hätte wetten können, daß Moon die Wahrheit sagte. »Er ist mit Logan Conal und seinen Männern losgezogen, um den Norden zu vermessen. Ich hatte vor, unsere Bekanntschaft nach seiner Rückkehr wieder aufzufrischen.« »Dann unterhalten Sie sich auch mit Conal, wenn er wieder da ist. Bis dahin weiß er bestimmt mehr über Ihren Mann.« Soweit es den Gouverneur betraf, war das Thema abgeschlossen, doch Puckering schwor sich insgeheim, daß keiner seiner Männer losgeschickt werden würde, um diesen Marradong zu suchen, der einem immer wieder durch die Finger schlüpfte und den es wahrscheinlich überhaupt nicht gab. Puckering vermißte seine Frau, und da mit seinem Posten gesellschaftliche Verpflichtungen einhergingen, spürte er den Verlust noch deutlicher. Er war ein Bürohengst geworden, was ihm nach all den Jahren im aktiven Militärdienst gar nicht gefiel. In dieser seltsamen kleinen Stadt fühlte er sich unwohl, und seine Männer verrichteten die Arbeit von Polizisten. Deshalb dachte der Colonel ernsthaft an den Ruhestand.    
     
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Für Sibell Delahunty teilte sich ihr Dasein in die Zeit vorher und die Zeit nachher auf – wie Vormittag und Nachmittag. Damals in England – am Vormittag ihres Lebens also – waren ihre Tage fröhlich und überaus glücklich gewesen. Zwar gab es keine prunkvollen Geschenke, dafür aber kleine Dinge, die ihr Herz erfreuten. An einem dieser Tage war sie, wie sie sich erinnerte, auf ein Feld voller saftiger Pilze gestoßen, später hatte sie zu ihrer Überraschung erfahren, daß sie Klassenbeste geworden war, und bei ihrer Rückkehr hatte sie zu Hause ein neues Paar Schuhe vorgefunden. Diese schönen Tage standen in krassem Gegensatz zu der trübsinnigen Stimmung im Haus der Gilberts. Seit sie dort wohnte, konnte sie sich an keine einzige Gelegenheit erinnern, bei der ein kleiner Funke Freude ihren Tag erhellt hätte. Bis heute. Zuerst war ein Brief von Josie Cambray eingetroffen. Josie schrieb, Logan und seine Begleiter hätten sie auf der Farm besucht, und teilte mit, die Gruppe sei durch Stürme und Überschwemmungen aufgehalten worden. Aber Sibell überflog diesen Teil nur. Immer wieder las sie die Stelle, an der Logan seine Grüße ausrichten und fragen ließ, ob es ihr auch gut gehe. Logan. Allein in ihrem Zimmer gestattete sie sich, von ihm zu träumen. Zwar konnte er ihr nicht seine Liebesgrüße schicken, aber sie wußte, daß er genau das gemeint hatte. Logan, seine leuchtenden Augen und sein spitzbübisches Lächeln. Sie seufzte. Es würde eine Ewigkeit dauern, bis er zurückkam, und dieser

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