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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ziehen wir dann von dem Versicherungsgeld ab, und der Rest gehört ihr.« Percy versuchte, Zeit zu gewinnen. »Das könnte schwierig werden…« »Sie kommen schon damit zurecht. Wenn nötig, können Sie sich gern an meinen Sekretär wenden. Unterkunft und Essen dürften nicht mehr als zwei Pfund und Sixpence die Woche kosten, denn schließlich bewohnte sie nur ein unbenutztes Zimmer und will es nicht kaufen.« Er genoß Percys Verlegenheit, die ihn für den unangenehmen Vormittag entschädigte. Denn Ezra dämmerte gerade, daß er von Colonel Puckering gemaßregelt worden war, und bei diesem Gedanken stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht. »Sie können die Differenz auf mein Konto einzahlen, wo das Geld sicher sein wird«, wies er Percy an, der vor Wut kochte. »Ich war gerade im Begriff, ein Konto für Miss Delahunty zu eröffnen, da sie schließlich noch minderjährig ist«, widersprach dieser. »Oh, das wird nicht nötig sein. Am besten geben Sie ihr gleich das Bargeld, Percy. Sie braucht es für ihr Hochzeitskleid und ihre Aussteuer. Das arme Mädchen hat ja nicht einmal eine Wäschetruhe. Für unser neues Heim muß sie einiges an Bett- und Tischwäsche anschaffen. Ich werde sie beim Einkauf beraten.«    
     
    * * *
     
    Colonel Puckering schlenderte mit seinem Freund, Gouverneur Ord, durch den Garten des Gouverneurssitzes. Vom Meer drang eine sanfte Nachmittagsbrise hinüber, die im Hochsommer so willkommen war. Deswegen konnten die beiden Männer rascher ausschreiten. »Hier ist das die schönste Jahreszeit«, meinte Gouverneur Ord, »so kurz vor Herbstanfang. Wunderschönes Wetter!« Puckering schwieg, da ihn Gespräche über das Wetter langweilten; besonders hier in Perth, denn er war der Ansicht, daß das feuchtheiße Klima zu der laschen Einstellung der Einwohner und auch seiner Männer beitrug. Seiner Meinung nach hätte es eines ordentlichen Schneesturms bedurft, um sie alle aufzurütteln. Ein weiteres Anzeichen für die Faulheit der Bevölkerung war die große Liebe zum Park in der Stadt. Ein schöner Park, wie er zugeben mußte, Tausende von Hektar nur dazu gedacht, um die hübschen Blumen, die in den Kolonien massenhaft wuchsen, für immer zu bewahren. Aber auf einem Kontinent, wo Land so im Überfluß vorhanden war, hätte man sich nach Colonel Puckerings Dafürhalten um wichtigere Dinge kümmern sollen. »Es heißt«, meinte Ord, »daß man den Park von Kings Park in Forrest Park umbenennen will, da er von John Forrest eingerichtet wurde. Was halten Sie davon?« Der Colonel seufzte. Wie der Park hieß, war ihm völlig gleichgültig. Unvermittelt wechselte er deshalb das Thema. »Ich habe mit dem obersten Magistrat über die Auspeitschungen gesprochen – über die Prügelstrafe für Schwarze – und ihm gesagt, er solle sie abschaffen. Es macht die Lage nur noch schlimmer. Allerdings ist wahrscheinlich noch ein Wort von Ihnen nötig, Sir.« »Gewiß.« Der Gouverneur blieb stehen und zeigte mit seinem Spazierstock. »Ich habe daran gedacht, hier einen Pavillon aufzustellen. Eine wunderbare Aussicht, finden Sie nicht?« »Doch«, erwiderte Puckering. »Einer der Schwarzen hat mir einen Besuch abgestattet. Ein eigenartiger Bursche. Zum ersten Mal, daß einer von denen freiwillig zu mir gekommen ist. Heißt Jimmy Moon. Kennen Sie ihn?« »Nie gehört.« »Der Bursche hat sich sogar vorher einen Termin geben lassen. Das allein hat mich schon aufmerksam gemacht. Wollte mit mir über sein Volk reden.« »Über die Auspeitschungen?« »Nein, über die wilden Schwarzen. Wirklich ein netter Bursche und sprach auch recht passables Englisch. Hat mir erzählt, daß die Weißen draußen im Busch immer noch auf Schwarzenjagd gehen und ganze Familien abknallen. Kann das stimmen?« Da sich Puckering erst seit sechs Monaten in der Kolonie aufhielt, hatte er noch Schwierigkeiten, den Wahrheitsgehalt solcher Behauptungen zu ermitteln. »Obwohl es abscheulich klingt, halte ich es für durchaus möglich. Aber diese Dinge geschehen im Verborgenen. Was ihre eigenen Umtriebe anbelangt, schweigen die Squatter wie ein Grab, aber andererseits überhäufen sie mich mit Klagen über die Untaten, die die Schwarzen angeblich begangen haben sollen.« »Diesen Gesichtspunkt habe ich auch Moon gegenüber angesprochen, und er erzählte mir, daß die Stämme einfach nicht begreifen, wie Weiße dazu kommen, ihr Land zu betreten. Er sagt, daß sie vor lauter Weißen gar nicht mehr wissen, wohin.« Der Gouverneur zuckte die Achseln.

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