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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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getötet werden. Kommt darauf an, wer zuerst zuschlägt. Hier ist's sicherer.« Sicherer? Kopfschüttelnd ging Jimmy davon. Diese Menschen waren Heimatlose, nachdem man ihnen das Land, das sie ernährte, weggenommen hatte. Nun wußten sie nicht, was sie tun oder wohin sie gehen sollten, saßen nur in Grüppchen niedergeschlagen am Flußufer herum und warteten, bis der Tod sie erlöste. Aber gleichzeitig fürchteten sie sich vor dem Sterben, denn die Stätten ihrer Geister waren verloren. Wenn die Traumzeit kam, würden sie ihre Geister nie wiederfinden und für immer in der Finsternis umherirren. Jimmy wußte, daß sie verzweifelter waren, als der weiße Mann sich jemals hätte vorstellen können, und wenn sie lachten, standen ihnen gleichzeitig Tränen in den Augen. Einmal hatte er die Stätte seines Geistes besucht, die einst ein Weidegrund für Emus gewesen war. Nun stand dort eine große Farm. Selbst die Emus hatte man verjagt. Jimmy selbst gehörte zum Clan der Emus, und er hatte eine Feder gefunden, die er sorgfältig aufbewahrte, und auch einen Stein, der ihn schützte und ihm half, seinen Geist bei sich zu behalten. Beides, die Feder und der Stein, befand sich in einem kleinen Beutel, der um seinen Hals hing; es waren heilige, geheime Gegenstände, die zusammen einen starken Zauber ausübten. »Morgen brechen wir auf zur Cambray-Farm«, sagte Logan zu ihm. »Und von dort aus reiten wir weiter nach Norden.« »Es wird ein Sturm kommen«, meinte Jimmy. »Die Missus hat Glück, daß sie ein hohes Haus hat. Viel Wasser kommt den Hügel hinab.« »Eine Flut?« »Ja. Viel besser, wenn wir dort wegbleiben.« »Ich muß es wagen«, antwortete Logan. »Ich will Farmer Cambray die Vorräte ersetzen, die du Nah-keenah geben mußtest.« »Das bißchen Essen«, erwiderte Jimmy, »ist doch nicht weiter wichtig.« Aber Logan hörte gar nicht zu.    
     
    * * *
     
    Allerdings wünschte Logan in der folgenden Nacht, er hätte auf Jimmy gehört. Bereits mittags mußten sie gegen schwere Regenfälle ankämpfen, und die Pfade, die sich in Schlammsuhlen verwandelt hatten, hinderten sie am Vorwärtskommen. Der Sturm pfiff ihnen um die Ohren, die Pferde mühten sich unter schrillem Wiehern, sicheren Boden unter die Füße zu bekommen. Daher war es schon tiefe Nacht, als die sechs Männer, ihre zwei Ersatzpferde und die beiden Lasttiere endlich das Haus erreichten. Doch da erschollen plötzlich Schüsse. Charlies Pferd bäumte sich auf. »Was, zum Teufel, soll das?« brüllte er. »Ich dachte, diese Leute wären deine Freunde, Logan!« »Wer da?« dröhnte da eine Stimme. Jack Cambrays Gestalt erschien vor ihnen in der Dunkelheit. »Ich bin's, Logan Conal«, rief dieser. »Alles in Ordnung, Jack.« Cambray, der in schweres Ölzeug gehüllt war, trat einen Schritt vor. »Was wollen Sie?« »Erinnern Sie sich nicht mehr an mich?« fragte Conal. Jack ließ sich davon nicht beeindrucken. »Das schon. Aber wer sind die anderen Burschen?« Da schwang sich Jimmy Moon mit einem Lachen vom Pferd. »Die sind keine Buschräuber, Boß.« »Jesus Christus! Du bist es, Moon. Ist allmählich Zeit, daß du dich wieder blicken läßt.« Charlie, der bis auf die Haut durchnäßt war, hatte keine große Lust, Konversation zu betreiben. »Können wir bei Ihnen unterkommen, Sir? Wir sind auf dem Weg in den Norden.« Cambray überlegte einen Augenblick und wandte sich schließlich an Jimmy. »Zeig ihnen die Scheune.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand zwischen den tropfnassen Bäumen. Jimmy grinste. »Der Boß mag keinen Besuch.« »Das merkt man«, gab Logan zurück und folgte Jimmy hinters Haus, wo sich die warme, trockene Scheune befand. Mit Jimmys Hilfe kümmerten sich die beiden Sträflinge Len und Alex um die zitternden Pferde, während Charlie noch eine Laterne anzündete und die Scheune in Augenschein nahm. »Hier steht Futter«, meinte er zu Logan. »Glaubst du, dein Freund hat etwas dagegen, wenn wir den Pferden was zu fressen geben?« »Ich bezahl' es ihm später«, antwortete Logan mißmutig. »Du fütterst sie, und ich geh' zum Haus hinauf und schau mal, was sich tut.« Als er gerade an die Tür klopfen wollte, ging sie schon auf, und Josie trat, in einen schweren Mantel und Schal gehüllt, hinaus. »Ach, Sie sind es, Logan! Ich wollte gerade nach unseren Besuchern sehen. Kommen Sie schnell herein, sonst ertrinken Sie noch hier draußen.« Er trat in die ihm wohlbekannte Küche. »Hat Jack Ihnen nicht gesagt, daß wir

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