Weites wildes Land
gesicherten Zukunft entgegen, das ist gewiß. Ich stehe nicht mit leeren Händen vor Ihnen.« Am liebsten hätte Sibell ihn gegen das Schienbein getreten. »Sie sind zu großzügig«, erwiderte sie stattdessen. »Ich frage mich«, meinte er, da ihm ihre Antwort offenbar nicht ungewöhnlich vorkam, »welche Entschädigung Sie von Lloyds bekommen haben. Wenn ich mich recht entsinne, reisten Ihre verstorbenen Eltern mit Dienstboten, Vieh und beträchtlichen Besitztümern und Möbeln.« »Nicht zu vergessen das Geld«, fügte Sibell hinzu. »Nun denn, hat Lloyds Sie angemessen entschädigt?« Sibell war überrascht. »Ich wußte gar nicht, daß sie überhaupt etwas zahlen. Ich habe keine Ahnung.« »Vielleicht weiß Percy ja Bescheid«, flüsterte er verschwörerisch, und Sibell verstand die Andeutung. »Möglicherweise. Vielen Dank, Ezra. Ich werde mich erkundigen.« »Das wäre ratsam, Miss Delahunty. Falls Lloyds wirklich noch nicht gezahlt haben sollte, kann ein Mann in meiner Stellung dafür sorgen, daß sie es tun.« Daran hatte Sibell im Zusammenhang mit Ezra Freeman noch gar nicht gedacht, und sie war sich sicher, daß er ihr etwas sagen wollte. Hatte Percy die Versicherungssumme etwa für sich behalten? Oder wollte Ezra nur sichergehen, daß seine Angebetete nicht arm war wie eine Kirchenmaus? »Ich verstehe nichts von diesen Dingen«, meinte sie leise. »Können Sie sich nicht für mich darum kümmern? Gewiß muß man den Schaden der Versicherung melden, doch ich wüßte gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich brauche Ihren Rat.« »Den sollen Sie bekommen, meine Liebe.«
* * *
Am Freitag war das Gericht geschlossen, weswegen Ezra Zeit hatte, Akten durchzusehen, langweilige Vorgänge unten in den Stapel zu schieben und sich mit der Hilfe seines Sekretärs um seine eigenen Geschäfte zu kümmern. Für gewöhnlich mochte er die Freitage am liebsten, weil sie ihm Gelegenheit boten, Verabredungen für das Wochenende zu treffen. Doch heute wurde er ständig gestört. Zuerst mußte er eine ganze Horde Bittsteller abwimmeln, was nicht ohne eine lautstarke Auseinandersetzung abging, als Ezra den Leuten zu erklären versuchte, daß sie kein Recht hatten, einen Magistrat zu belästigen, und daß sie mit ihrer Anwesenheit gegen das Gesetz verstießen. »Diese Leute haben keinerlei Vorstellung davon, was Gerichtsbarkeit bedeutet«, meinte er zu Pastor Whitney, der geduldig in seinem Büro wartete. »Nicht die geringste. Und was kann ich für Sie tun, Sir?« »Mr. Freeman, ich möchte mit Ihnen über die Schwarzen sprechen.« »Ach ja?« Ezra zündete sich eine Pfeife an. Auch diesen Besucher würde er so rasch wie möglich abfertigen. Die Schwarzen fielen nicht in seinen Zuständigkeitsbereich, und er hatte keine Lust, sich in diese Streitereien hineinziehen zu lassen. »Wir sammeln Unterschriften, um die Schwarzen aus den Stadtgrenzen von Perth auszuweisen, und wollen auch den Gouverneur zwingen, uns anzuhören. Wir brauchen Ihre Unterstützung.« Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche, auf dem eine Reihe Namen standen. »Sonntag abend haben wir eine Zusammenkunft, und jemand hat ihren Namen vorgeschlagen… Sie werden die Ehre haben, die Sitzung zu leiten.« »Da haben Sie sich verrechnet«, sagte Ezra ruhig. »Wie bitte?« »Sie haben mich sehr gut verstanden, Pastor. Sie haben nicht die geringste Aussicht, den Gouverneur für Ihre Sache zu gewinnen. Schließlich gibt es schon genug Ärger mit den Schwarzen, und wir sollten keinen neuen herausfordern.« »Ärger. Ja darum geht es uns doch! Diese Schwarzen sind schmutzig, eine Horde Diebe…« »Mit den Dieben befassen sich die Gerichte.« »Mr. Freeman, Sie wissen doch, was draußen im Busch vor sich geht. Niemand ist vor diesen Mörderbanden sicher…« »Wir haben Soldaten, um sie niederzuhalten.« »Und die uns ohne Schutz hier zurücklassen. Bald werden die Schwarzen hier in Perth in der Überzahl sein, sie werden uns überrennen, und wir sind ihnen dann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und Gott weiß, was dann mit unseren Frauen geschieht.« Die blaßblauen Augen traten ihm fast aus den Höhlen, und seine Koteletten zitterten. »Ich glaube, unsere Frauen sind ausreichend geschützt«, nuschelte Ezra ungeduldig, fing an, in seinen Akten zu wühlen, und hoffte, daß Whitney den Hinweis verstehen würde. Er warf einen Blick auf den Pastor. Aber natürlich! Ezra liebte Klatsch, und er hatte ein paar saftige Geschichten über diesen Burschen gehört. Die
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