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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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steigt?« »Nein«, antwortete Logan. »Woher wissen Sie das?« Ertappt lachte er laut. auf. »Ich weiß es überhaupt nicht. Ich wollte nur, daß Sie sich besser fühlen.« Als sie den glitschigen Weg durch die triefnassen Pflanzungen weitergingen, nahm er ihren Arm. Er fühlte ihre Wärme, sehnte sich nach ihr und war von Freude erfüllt, daß sie so nah bei ihm war. Immer noch nieselte es, und die Krempe ihres alten Filzhutes überschattete ihr Gesicht. »Ich muß entsetzlich aussehen«, sagte sie und schob sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Logan blieb stehen. »Du siehst wunderhübsch aus«, antwortete er und küßte sie auf die Wange; ein Kuß so feucht und kühl, daß er von Lust auf diese Frau übermannt wurde. Als er auf sie hinunterblickte, erkannte er, daß sie seine Gefühle teilte. Er legte die Arme um sie, und sie hob ohne den geringsten Anflug von Scheu den Kopf zu ihm empor. Es war, als wüßte sie, daß es geschehen würde. Im Schutze der Bäume küßte Logan sie wieder. Fest drückte er sie an sich. Die heimlichen Zärtlichkeiten erregten ihn, und er begehrte sie mit jeder Faser seines Körpers. Als sie sich eng an ihn schmiegte, hätte er sie am liebsten hier auf der Stelle genommen, wäre es nicht feucht und regnerisch gewesen. Auf dem Rückweg ergriff er ihre Hand. »Josie, wir können jetzt nicht einfach auseinander gehen. Bleib heute Nacht bei mir.« »Komm zur Küche«, flüsterte sie. »Nach dem Abendessen.« Doch wieder kam er nicht zum Ziel. Sobald er ins Haus geschlüpft war, fielen sie sich schon in die Arme und küßten sich leidenschaftlich. Sie ließ zu, daß er fordernd ihren Körper liebkoste. Doch als er versuchte, sie in Richtung Schlafzimmer zu schieben, hielt sie ihn zurück. »Es geht nicht. Er ist da draußen, Logan, ganz in der Nähe. Bei diesem Regen kann er jederzeit zurückkommen.« »Josie, ich brauche dich. Wohin können wir gehen? Was ist mit einem der Schuppen?« »Er würde uns sehen, Liebling. Ich will dich auch so sehr. Ich habe gebetet, dich noch einmal wiederzusehen, aber ich habe nie zu hoffen gewagt, daß ich dir etwas bedeute.« Drei Tage lang saß die Expedition fest und wartete, bis das Wasser zurückging. Während der ganzen Zeit lief Jack Cambray herum wie ein Gefängniswärter, und Josie und Logan konnten nur einige leidenschaftliche Minuten miteinander verbringen. Die kurzen Umarmungen wurden immer hitziger, doch danach fühlten sich beide wie um etwas betrogen. Am letzten Abend begegnete er Cambray, als er den Topf und das Geschirr zurück in die Küche brachte. Zwar hielten Josie und er immer den nötigen Abstand zueinander, aber sie sehnten sich beide danach, zusammen zu sein. »Am liebsten würde ich dich mitnehmen«, flüsterte er. »Und ich würde mitkommen.« Prüfend sah Logan sie an. »Meinst du das ernst?« »Ja«, antwortete sie und rückte, so nah sie es wagte, an ihn heran. Logan hatte den Eindruck, daß man die Leidenschaft, die zwischen ihnen in der Luft lag, fast mit Händen greifen konnte. Er mußte diese Frau haben – noch keine hatte ihn so erregt wie Josie. »Meinst du das wirklich ernst?« stieß er hervor. »Das weißt du doch.« Ihre Augen waren voller Vertrauen. »Dann, bei Gott, werde ich zurückkommen und dich holen. Wir können wieder denselben Weg nehmen. Wirst du dann mit mir kommen und bei mir bleiben?« »Mit dir fortgehen?« fragte sie unsicher. »Ja«, erwiderte er und nahm sie wieder in die Arme. Zur Hölle mit Cambray. Josie rückte von ihm weg. »Du wirst Zeit haben, deine Meinung zu ändern, Liebling«, sagte sie. »Aber wenn nicht, bin ich bereit. Ich warte auf dich.«    
     
    * * *
     
    Hatte es jemals so lange bis Ostern gedauert? Als kleines Mädchen hatte Sibell immer am kalten Fenster gestanden und über die gefrorenen Felder geblickt. Sie hatte erst die Monate und dann die sich dahinschleppenden Tage gezählt; zuerst bis zu den freudigen Überraschungen des Weihnachtsfestes und dann bis Ostern, wenn sie als besonderen Leckerbissen glasierte Marzipaneier bekam. Die Tage waren ihr wie Jahre vorgekommen, die Monate wie Jahrzehnte. Doch das Warten damals war ihr, verglichen mit der schrecklichen Eintönigkeit, die sie jetzt ertragen mußte, leicht gefallen. So war Sibell zwar überglücklich, als es endlich April wurde, andererseits aber befürchtete sie, Logan könnte dort draußen in der Wildnis etwas zugestoßen sein. Das Leben im Hause der Gilberts wurde immer unerträglicher. Lange, leere

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