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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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so weit das Auge reichte, eine fast zwei Meter hohe, mit Stacheldraht überspannte Mauer, zwischen den Säulen hing ein doppeltes Metallgitter, anscheinend so konstruiert, dass es jeden Versuch des Eindringens vereitelte, es sei denn, man rollte mit einem Centurion-Panzer an.
    Er stieg aus dem Wagen und blieb vor einer kleinen, zwischen den Beinen eines der Adler angebrachten Überwachungskamera stehen, die sich ihm zudrehte. Ihr musste gefallen, was sie erblickte, denn kurz darauf schwangen die großen Torflügel leise auf.
    Komm zu mir, hör auf mich, glaube mir …
    Aber Schlangen bedeuteten keinerlei Bedrohung für einen Mann, der sich mit einem, wie sich herausgestellt hatte, doch ziemlich guten Brotimbiss im Dog and Duck gestählt und diesen mit einem halben Pint Lager hinuntergespült hatte. Seine Vorliebe für Lager war ein Laster, dass er vor Andy Dalziel verheimlichte. Er bewunderte Shirley Novello, die sich nicht einschüchtern ließ und etwas trank, was sie nicht mochte. Aber bislang hatte er noch nicht den Mut gefunden, es ihr am Tisch des Dicken im Black Bull gleichzutun und irgendein transsylvanisches Pils namens Schlurp direkt aus der Flasche zu nuckeln.
    Es war nicht schwierig gewesen, den Captain über das blaue Bier zum Reden zu bringen. Tatsächlich war es dann nicht einfach, ihn überhaupt noch zu was anderem zu bewegen, nachdem er erst einmal damit angefangen hatte, auch wenn ihn der Hinweis auf den tragischen Tod von Mr. Maciver zu einer seltsamen Melange aus »Was ist aus dieser Welt nur geworden, das ist nur die Schuld der Regierung«-Polemik und einer »Kam mir ja schon immer ziemlich merkwürdig vor«-Schadenfreude stimulierte.
    Er setzte den Wagen in Bewegung, fuhr durch das Tor und über eine langgezogene Allee alter Buchen, festlich geschmückt mit dem ersten strahlenden Frühlingssprießen. Im Rückspiegel sah er hinter sich die Torflügel schließen, fühlte sich darüber kurz beunruhigt, was aber schnell verging, als der Wagen um eine Kurve kam und Cothersley Hall ins Blickfeld rückte.
    Nun, dachte er sich, das war schon mehr nach Ellies Geschmack als die Casa Alba. Vor ihm stand ein massives, aus Backstein errichtetes Herrenhaus aus dem siebzehnten Jahrhundert, nach Süden hin ausgerichtet, verziert, aber nicht überwuchert von Goldherzefeu, nicht zu groß, gerade richtig für den Gentlemanlandwirt und seine Familie, natürlich zuzüglich der wenigen notwendigen Bediensteten.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie es eine Ellie aus dem siebzehnten Jahrhundert mit den notwendigen Bediensteten gehalten hätte, und lächelte.
    Die Ellie aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert jedenfalls hätte keineswegs die eingeschossige Erweiterung an der Westseite des Gebäudes gutgeheißen, durch deren breite Glasflächen er einen Swimmingpool erspähte. Auch wenn der Architekt sich sichtlich bemüht hatte, die Harmonie des Ganzen zu erhalten.
    Als er aus dem Wagen stieg, ging die Haustür auf, und ein Mann kam heraus. Er war in den Vierzigern, stämmig, gut gebaut mit grau meliertem Haar, das nur etwas länger als ein Bürstenschnitt war, und einem ledrigen Gesicht mit hohen Wangenknochen.
    Er kam die Stufen herunter und sagte: »Sind Sie der Bulle?«
    »Manche nennen mich so«, sagte Pascoe. »Ich ziehe Detective Chief Inspector Peter Pascoe vor.«
    »Ja. Dachte ich’s mir, ich hab Sie nach Kays Beschreibung erkannt. Ich bin Tony Kafka.« Er schüttelte ihm die Hand mit festem Griff, ohne ihm etwas beweisen zu wollen.
    »Also, was gibt’s über Pal zu berichten?«, fragte er. »Selbstmord, oder steckt mehr dahinter?«
    »Warum fragen Sie das?«, sagte Pascoe.
    »Ein hochrangiger Polizist, der extra hier rauskommt, um die frühere Stiefmutter des Toten zu befragen, das gehört für mich nicht mehr zu den Routineermittlungen.«
    Er stieg die Stufen zur Tür hinauf, breitbeinig und mit festem Schritt, wie man es von Seeleuten kennt.
    »Sie sind mit Routineermittlungen vertraut?«, sagte Pascoe, der ihm folgte.
    »Ich hab einen Haufen billiger Krimis gelesen«, sagte Kafka über die Schulter. »Und ich bin lang genug im Geschäft, um zu erkennen, wenn jemand einer Frage ausweicht. Der Typ, der zur Firma rauskam, war genauso.«
    »Pardon?«
    »Ein Typ mit einem Gesicht, mit dem man tausend Schiffe versenken könnte. War, glaub ich, Detective Sergeant. Tauchte auf, als ich gerade gehen wollte, so vor einer Stunde. Weiß der Himmel, was er wollte, rückte aber mit nichts raus.«
    Wield war bei Ash-Mac

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