Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
verstehen Sie.
    Ich weiß, es klingt, als würde ich ihm die Schuld zuschieben, weil er sich jetzt nicht mehr wehren kann, aber es stimmt. Okay, es gehören immer zwei dazu, aber er hat mich zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt, und ich dachte mir, es wär ’ne einmalige Sache, außerdem war es ja sowieso nur zum Zeitvertreib bis …
    Aber Sie wollen das alles schön der Reihe nach. Wie die Lernzielvorgabe im Unterricht. Richtig?
    Okay. Also.
    Ich hab Pal nicht gekannt, als ich Helen geheiratet habe. Ich wusste, sie hat einen Bruder, mit dem sie über Kreuz liegt, aber ich hab ihn nie zu Gesicht bekommen.
    Nach der Hochzeit besserten sich die Dinge dann zwischen den beiden, hatte was mit dem Verkauf des Moscow House zu tun, das allen drei gehört, also auch ihrer Schwester, die ich ebenfalls nie gesehen habe. Cressida. Ist ein bisschen durch den Wind. Sieht gut aus, aber durch den Wind.
    Na ja, wie auch immer.
    Jedenfalls hab ich nach einer Weile Pal kennen gelernt. Ich mochte ihn. Hatte was von einem Charmeur, schien sich auszukennen, und er machte den Eindruck, als könne man mit ihm einen heben gehen. Jedenfalls wirkte er nicht wie das Monster, das ich irgendwie erwartet hatte. Dann lief er mir zufällig im Sportzentrum über den Weg. Er hat dort Squash gespielt, mit Chak.
    Entschuldigung, das ist Dr. Chakravarty, er ist Facharzt, Sie wissen schon, einer von denen, die sich für was Besseres halten. Aber im Squash-Court ist er pfeilschnell, wenn also Pal mit dem spielt, muss er selbst nicht übel sein. Er hat sich richtig gefreut, mich zu sehen, wir haben was zusammen getrunken, und als er vorschlägt, ob wir nicht mal zusammen ein Spielchen machen wollen, hab ich gesagt, na ja, warum nicht?
    So hat es also mit unseren regelmäßigen Mittwochabend-Partien angefangen. Es kam uns beiden gelegen. Kay, Helens Stiefmutter, war mittwochs immer zu Besuch, ich hatte also eine wunderbare Entschuldigung, die beiden allein zu lassen – die beiden sind ja ganz dicke miteinander.
    Dann, eines mittwochs, tauche ich dort auf und treffe Pal im Foyer, und er sagt, »so ein Mist, unser Court ist doppelt belegt, und die anderen sind leider schon da«.
    Na ja, ich war natürlich ziemlich enttäuscht, hat man mir wohl auch angesehen. Ihm dagegen scheint es gar nichts ausgemacht zu haben. Ich hab dann vorgeschlagen, dass wir was trinken, aber er meint, nein danke, er hätte sich bereits nach was anderem umgetan.
    Und dann sieht er mich an, zögert und sagt: »Weiß nicht, ob du interessiert bist …« – »Woran?«, frage ich. »Es ist nur«, sagt er, »ich brauch Bewegung, und es gibt da so ein Mädchen, mit dem ich mich manchmal treffe, die hab ich angerufen …« – »Eine Nutte, meinst du?«, sage ich ein wenig überrascht. »Kann man wohl so sagen. Aber keine gewöhnliche. Ziemlich wählerisch. Aber ich weiß, sie hätte nichts gegen einen Dreier einzuwenden, wenn ihr der Typ gefällt.«
    Ich war erst mal nur neugierig. Okay, und auch ein bisschen spitz. Helen hat sich bald, nachdem sie schwanger wurde, ziemlich komisch angestellt beim Sex, außerdem war sowieso der Punkt erreicht, wo das Resultat den ganzen Aufwand nicht mehr wert war. Ich war ja immer gewohnt … ich meine, ich brauch es regelmäßig … na ja, Sie verstehen schon.
    Pal ging also raus zum Parkplatz und wollte nachschauen, ob die Frau schon aufgetaucht war. Dann kommt er wieder rein und ruft mich.
    Ich also raus, und sie sitzt schon auf dem Rücksitz seines Wagens. Sieht aus wie von einer Werbeanzeige für einen Vampirfilm, sehr blass, langes schwarzes Haar, ansonsten aber nicht schlecht gebaut. Sie mustert mich von oben bis unten und nickt. Pal öffnet die Hecktür. Ich sage, »aber um Gottes willen, doch nicht auf dem Parkplatz!«. Ich hab mir nämlich gedacht, ein hin und her ruckelnder Wagen mit beschlagenen Scheiben würde die Aufmerksamkeit der jungen Typen erregen, die sich im Sportzentrum immer so rumtreiben, auch wenn wir uns in die hinterste Ecke des Parkplatzes verdrückten. »Quatsch!«, sagt er, und dann fährt er uns mit Dolores – so heißt sie – zum Moscow House, und ich hab mich hinten schon mal mit ihr bekannt gemacht.
    Nun, sie war wirklich was Besonderes. Ich hab mir ja Sorgen gemacht, dass sich Pal als bi herausstellt und mich ebenfalls ins Visier nimmt, Gott sei Dank war er aber ein waschechter Hetero, und es hat auch gar nichts Schwules an sich, wenn man dem anderen Typen zu nahe kommt, wie es bei einem Dreier

Weitere Kostenlose Bücher