Welche Hunderasse passt zu mir? - dogsExperten
Er sollte sich auch in den Hund hineinversetzen können. Vor allem in dessen »Muttersprache«: die Körpersprache und das unmissverständliche Handeln. Ein guter Hundehalter braucht also Empathie, und er braucht Führungsqualitäten. Er sollte erkennen können: »Mein Hund hat jetzt dieses oder jenes Thema, und das gehen wir auf diese oder jene Weise an.« Es geht darum, planvoll zu handeln, Ziele zu definieren und Wege dorthin aufzuzeigen. Ein souveräner Hundehalter sollte Stehvermögen haben und an einer Sache dranbleiben können, nach dem Motto: »Okay, du willst es vielleicht nicht, aber ich weiche jetzt nicht davon ab.« Im Grunde geht es auch darum, dass der Mensch sich seiner Emotionen bewusst ist und diese steuern kann, anstatt ihnen ausgeliefert zu sein.
AUS IHRER ERFAHRUNG: WAS IST DAS HAUPTPROBLEM, MIT DEM MENSCHEN IN DIE HUNDESCHULE KOMMEN?
Ganz eindeutig: Die Sprache des Hundes nicht zu sprechen und deswegen viele seiner Signale falsch zu interpretieren und zu vermenschlichen.
WAS RATEN SIE JEMANDEM, DER EINEN FAMILIENHUND WOLLTE UND DURCH ZUFALL AN EINEN HUND MIT ARBEITS-EIGENSCHAFTEN GERATEN IST?
Ich würde in diesem Fall raten, entweder die persönliche Einstellung zu ändern oder – so hart das jetzt auch klingen mag – den Hund in für ihn besser geeignete Hände abzugeben.
DIE EINSTELLUNG ÄNDERN, WAS BEDEUTET DAS? MUSS ICH EINEN JAGDSCHEIN MACHEN ODER MIR SCHAFE ZULEGEN?
Das könnte tatsächlich ein Weg sein. Wenn ich die Mittel dazu habe, warum nicht? Schon so mancher hat ein ganz neues Hobby für sich entdeckt, weil er einen schwierigen Hund hatte. Arbeitshunde werden nämlich ganz schnell schwierig, wenn sie nicht ausgelastet sind und ihre Energie nicht geordnet loswerden können. Aus diesem Grund entschließen sich viele Hundehalter notgedrungen dazu, ihrem Tier die Arbeitsbedingungen zu schaffen, die es braucht. Es muss ja nicht gleich eine Schafherde sein, meistens reicht es ja, den Hund gezielt auszulasten. Sie können einem solchen Hund eben nicht einfach mit der Einstellung begegnen: »Du bist mein netter Kumpel, und wir schmusen miteinander.« Stattdessen sollten Sie die Haltung annehmen: »Du bist mein Sparringpartner, und wir fühlen uns mal gegenseitig auf den Zahn.« Denn genau das ist es, was diese Hunde mitbringen. Sie sind keine »Eididei, wir kuscheln und dann ist die Welt schön«-Fellknäuel. Sie wollen sich mit Ihnen messen, und die Fähigkeiten und Energie, die in ihnen steckt, voll ausleben.
ES GIBT MITTLERWEILE »NEUE« ARBEITSHUNDE, NÄMLICH DIE GROSSE GRUPPE DER THERAPIE- UND BEHINDERTENBEGLEITHUNDE. MÜSSEN DIESE HUNDE ÄHNLICHE EIGENSCHAFTEN HABEN WIE JAGD-, RETTUNGS- ODER DIENSTHUNDE DER POLIZEI?
Die klassischen Arbeitshunde sind Hüter, Treiber, Bewacher, Jäger und Lastenzieher. Und genau die hatte ich im Kopf, als ich von den Eigenschaften sprach, die ein guter Arbeitshund mitbringen sollte. Früher ging es bei der Zusammenarbeit mit diesen Hunden ums Überleben, um so archaische Dinge wie Nahrung und Schutz. Bei den Therapie- und Behindertenbegleithunden dagegen geht es um soziale Fähigkeiten, man könnte also sagen, genau ums Gegenteil. Nichtsdestotrotz sind diese Hunde ebenfalls Arbeitshunde. Schließlich werden sie ganz klar auf ein bestimmtes Ziel hin ausgebildet, und es wird ihnen im Alltag etwas abverlangt. Sie müssen jedoch völlig andere Fähigkeiten mitbringen als beispielsweise ein guter Jagd- oder Drogenspürhund. Bei einem Therapiehund geht es nicht um Beute oder Verteidigung, sondern um Nähe, Einfühlungsvermögen und soziale Sicherheit. Beim klassischen Arbeitshund mache ich mir die Nase, die Zähne und das Laufvermögen des Hundes zunutze, beim Therapiehund seine sozialen Fähigkeiten.
WELCHE EIGENSCHAFTEN SOLLTE EIN GEEIGNETER THERAPIE- ODER BEHINDERTENBEGLEITHUND DENN HABEN?
Wie schon gesagt, von einem klassischen Arbeitshund erwarte ich, dass er den Fokus hält, sich durchbeißt, beharrlich ist, und schlicht sein Ding macht. Beim Therapie- und Behindertenbegleithund erwarte ich vor allem, dass er Nähe zulassen kann, dass er sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt und sich zurücknehmen kann, also ein gewisses Maß an Frustration auszuhalten vermag. Er soll nicht gleich jedem Ball hinterherrennen, der ihm vor die Füße rollt und ein eher weiches und anpassungsfähiges Wesen haben. Dieser Hund soll etwas tun, was ihm nicht angezüchtet wurde. Ich sehe bei einem Therapie- und Behindertenbegleithund wenig Aufgaben, für die
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