Welche Hunderasse passt zu mir? - dogsExperten
Suchhundeausbildung. Nach vielen Jahren praktischer Einsatzerfahrung für das Deutsche Rote Kreuz bildet sie zusammen mit ihrem Mann, Armin Schweda, regelmäßig Rettungshundeführer aus ganz Europa und Polizisten aus acht deutschen Bundesländern mit ihren Hunden zu Einsatzteams aus. Ihr umfangreiches Wissen und ihre jahrzehntelange praktische Erfahrung gibt sie unter der Marke »HundeHandwerk«® auch an ambitionierte Familienhundeführer weiter.
SIE UNTERSCHEIDEN ZWISCHEN ARBEITS- UND FAMILIENHUND, WARUM?
Das Zusammenleben mit einem Arbeitshund ist ganz klar zielorientiert, nach dem Motto: »Ich möchte dies und jenes erreichen.« Beim Familienhund geht es darum, dass sich Mensch und Hund gut miteinander verstehen. Wenn Sie es so wollen, könnte man auch sagen, bei dem einen geht es um Leistung, bei dem anderen um Harmonie.
WELCHE EIGENSCHAFTEN HAT EIN GUTER ARBEITSHUND?
So ein Hund braucht ähnliche Eigenschaften wie ein Leistungssportler. Er sollte Kritik annehmen können und die Einstellung haben: »Das kann ich noch besser, da setze ich noch eins drauf.« Er sollte also seine eigene Leistung ständig toppen wollen. Daher verstehe ich unter einem »Arbeitshund« auch nicht lediglich das »Produkt« zweier Elterntiere, die irgendwann einmal eine Arbeitsprüfung gemacht haben. Es ist ein Hund, bei dem man diese Qualitäten wirklich sehen und spüren kann. Einer, der im praktischen Einsatz über längere Zeit beweist, dass er leistungsfähiger und beharrlicher ist, mehr Energie hat und unempfindlicher ist als andere. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Ein guter Arbeitshund kann das Ziel, also das, was wir von ihm wollen, schnell erfassen und sofort umsetzen.
KANN MAN EINEM HUND DIESE EINSTELLUNG ANERZIEHEN, ODER IST DAS EINE FRAGE DER GENETIK?
Ich hatte kürzlich einen Klienten, einen Jäger, mit einem zehn Wochen alten Deutsch-Drahthaar-Welpen. An diesem Hund konnte man sehr schön sehen, dass eine bestimmte genetische Veranlagung einfach da ist: Beharrlichkeit, die einen gewissen Fokus mit sich bringt. Das ist genau der Punkt, der beim Familienhund mühsam wird: dieses hohe Energielevel, manche sagen dazu auch Trieb, ich nenne es Fokus oder Beharrlichkeit. Wie auch immer wir es nennen, beim Arbeitshund ist es gewollt, beim Familienhund dagegen kritisch. Abgesehen davon braucht ein Arbeitshund eine gewisse Härte. Es darf ihm nichts ausmachen, wenn ihn etwas streift oder er durch Dornen gehen muss. Sein Fokus auf die Aufgabe sollte so stark sein, dass er das gar nicht merkt.
WIE SUCHE ICH DENN AUS EINEM WURF DEN RICHTIGEN WELPEN ZUR ARBEIT AUS?
Richtig für was? Man kann schließlich auf der Ebene der Bezirksliga spielen oder bei der Bundesliga mitmachen wollen. Je höher die Ziele sind, umso geschulter muss das Auge beim Aussuchen sein. Man sollte die Welpen möglichst über einen längeren Zeitraum beobachten, um zu sehen, welches der Tiere die passenden Qualitäten mitbringt. Im Idealfall hat man dazu mehrere Tage oder sogar Wochen Zeit. Es hilft also durchaus, eng mit dem jeweiligen Züchter zusammenzuarbeiten.
DIE MEISTEN RASSEN WURDEN EINMAL FÜR EINE BESTIMMTE AUFGABE GEZÜCHTET. WELCHE DAVON WÜRDEN SIE HEUTE ALS FAMILIENHUND EMPFEHLEN?
Ich würde die Frage »Familien- oder Arbeitshund« nicht unbedingt nur an der Rasse aufhängen. Innerhalb der Rassen gibt es ja mittlerweile verschiedene Züchtungen. Die einen tendieren zum schönen Begleithund, die anderen werden auf Leistung gezüchtet. Es gibt beispielsweise Australian-Shepherd- oder Border-Collie-Schläge, die sich wunderbar als Familienhund eignen, weil sie kaum noch Hütetrieb haben und nicht so schnell sind. Allerdings stellt sich dann natürlich die Frage, ob ein Hund, der zwar noch aussieht wie ein Border Collie, aber dessen typische Eigenschaften nicht mehr mitbringt, überhaupt ein Border Collie ist? Das kann man von zwei Seiten sehen.
WELCHE EIGENSCHAFTEN SOLLTE DENN DER MENSCH AUS HUNDESICHT MITBRINGEN?
Das Wichtigste sind die Freude am Zusammensein, am Beobachten, die Neugierde, das Gegenüber kennenzulernen. Zeit zu haben, sich authentisch und ohne Vorbehalte auf das Abenteuer einzulassen, bei dem sich zwei verschiedene Arten verstehen lernen. Hinzu kommt, dass ein Hund ein soziales Wesen ist, und in sozialen Systemen herrschen Regeln. Das heißt, auch der Familienhund braucht einen Erwachsenen, der Regeln vorgibt. Dieser Mensch sollte in der Lage sein, nicht alles nur aus seiner speziellen menschlichen Sicht zu betrachten.
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