Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
mit Scheiße vollzukleistern, nicht bis zur Weißglut getrieben hätte?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ingram. »Der Superintendent ist überzeugt, daß er ein totaler Psychopath ist. Nach seiner Meinung wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er seine krankhaften sexuellen Phantasien in einer Vergewaltigung ausagiert hätte. Vielleicht hätte er es also so oder so getan, ob mit oder ohne Tony Bridges. Wahrscheinlich war es einfach so, daß Kate Sumner zur falschen Zeit am falschen Ort war.« Er hielt inne, als er wieder die kleine Hand vor sich sah, die sich in der Gischt hin und her bewegt hatte. »Die arme Frau.«
    »Ja. Und Bridges kommt ungeschoren davon? Das ist doch nun wirklich nicht gerecht. Ich meine, er hat doch bestimmt gewußt, daß Harding schuldig war.«
    Ingram zuckte die Achseln. »Er behauptet, nichts davon gewußt zu haben, er sei fest überzeugt gewesen, der Ehemann hätte es getan.« Er stupste behutsam eine kleine Spinne an und sah zu, wie sie sich eilig in die Schatten verzog. »Galbraith hat mir erzählt, daß er und Carpenter ihm gestern abend gehörig den Marsch geblasen haben, weil er nicht gleich bei seiner ersten Vernehmung reinen Tisch gemacht hat, und wissen Sie, was der Kerl als Entschuldigung vorbrachte? Kate Sumner sei so ein Miststück gewesen, daß er der Polizei nie und nimmer dabei hätte helfen wollen, ihren Mann ins Kittchen zu bringen. Er ist der Meinung, Kate Sumner hätte bekommen, was sie verdiente, nachdem sie sich so geringschätzig über die sexuellen Unzulänglichkeiten des armen Teufels ausgelassen hatte. Er hat auf diesem Gebiet offenbar ebenfalls Schwierigkeiten, folglich galten seine Sympathien William Sumner.«
    »Und dieser Mann ist Lehrer?« fragte sie angewidert.
    »Nicht mehr lange«, versicherte Ingram. »Es sei denn, seine Mithäftlinge entdecken plötzlich ihre Leidenschaft für die Chemie. Carpenter hat ihm so ziemlich alle Verbrechen zur Last gelegt, die man ihm überhaupt vorwerfen kann - Rechtsbeugung, Drogenhandel, Anstiftung seiner Freundin zur Falschaussage, Vergewaltigung ebendieser Freundin unter dem Einfluß von Rohypnol, Anstiftung zum Mord - sogar« - er lachte glucksend - »mutwillige Beschädigung von Hardings Wagen, ganz zu schweigen von dem, was von den Zoll- und Finanzbehörden auf ihn zukommen wird.«
    »Geschieht ihm ganz recht«, sagte Maggie erbarmungslos.
    »Hm.«
    »Sie scheinen nicht überzeugt zu sein.«
    »Weil ich mir nicht vorstellen kann, was eine Gefängnisstrafe bei einem Menschen wie Bridges ausrichten soll. Er ist kein schlechter Kerl, nur völlig fehlgeleitet. Sechs Monate Dienst in einem Pflegeheim würden bei ihm weit mehr bewirken.« Er sah, wie die Spinne in eine Pfütze feuchter Farbe geriet. »Da würde er vielleicht erkennen, daß seine Potenzstörungen gar nichts sind im Vergleich zu schweren körperlichen oder geistigen Behinderungen.«
    Maggie setzte sich auf und schlang die Arme um ihre hochgezogenen Knie. »Ich dachte immer, Polizisten wären knallhart. Sie werden doch nicht etwa auf Ihre alten Tage ein Softie werden, Ingram?«
    In seinen dunklen Augen blitzte Belustigung, als er zu ihr hinuntersah. »So geht’s einem, wenn man auf Freiersfüßen wandelt. Mal ist man weich, mal ist man hart, ob es einem nun gefällt oder nicht. So will’s die Natur.«
    Sie senkte den Kopf, nicht bereit, sich ablenken zu lassen. »Ich verstehe nicht, warum Harding Kate Sumner gerade bei Chapman’s Pool ertränkt hat«, sagte sie. »Er wußte doch, daß er da am nächsten Morgen vorbeigehen würde, und muß sich doch auch im klaren gewesen sein, daß sie möglicherweise am Strand angespült werden würde. Weshalb hätte er seine Verabredung mit Marie Freemantle gefährden sollen?«
    »Ich weiß nicht, ob man die Handlungen eines Menschen vom Schlag Hardings überhaupt nach logischen Gesichtspunkten beurteilen kann«, antwortete er. »Carpenters Ansicht nach gab es für ihn, nachdem sie einmal auf seinem Boot war, nur einen Ort, um sie zu töten. Er sagt, auf dem Video dieses Franzosen ist deutlich zu sehen, wie sehr ihn der ganze Rummel erregte.« Er beobachtete immer noch die Spinne, die jetzt ihre Beine aus der nassen Farbe zog und wie protestierend schüttelte. »Aber ich glaube nicht, daß er erwartete, ihre Leiche dort vorzufinden. Er hatte ihr die Finger gebrochen und sie an einen Außenbordmotor gefesselt, und es muß ihm einen gewaltigen Schock versetzt haben zu sehen, daß es ihr dennoch gelungen war, sich

Weitere Kostenlose Bücher